: Olivia Anderson
: Sommerglück in Maple Creek
: MORE by Aufbau Digital
: 9783967970470
: Die Liebe wohnt in Maple Creek
: 2
: CHF 7.20
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: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 235
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

ommer in Maple Creek!

Während Molly und Nat auf Wolken des Glücks schweben und ihre Hochzeit immer näher rückt, kämpfen ihre Freunde mit den harten Seiten der Realität. Nora, die sich gerade erst in den charmanten Anwalt Jim verliebt hat, sieht sich mit ernsthaften gesundheitlichen Problemen konfrontiert. Sie sollte dringend ihr Leben ändern; aber ist sie wirklich bereit, beruflich und privat kürzerzutreten?

Der Konkurrenzdruck in Lillys Werbeagentur spitzt sich weiter zu. Mit hinterhältigen Mitteln wagt es Charlotte tatsächlich, Lilly den größten Kunden abzuwerben. Schon bald weiß Lilly nicht mehr, wo ihr der Kopf steht und wie sie die Situation in den Griff bekommen soll.

Einmal mehr schickt das Leben die Bewohner von Maple Creek durch Höhen und Tiefen. Werden sie auch dieses Mal zusammenhalten?



Unter dem Pseudonym Olivia Anderson vereint die deutsch-österreichische Bestsellerautorin Gerlinde Friewald ihre Passion für Geschichten über Liebe und Freundschaft sowie ferne Länder, die ihr durch einen besonderen Bezug ans Herz gewachsen sind. Gerlinde Friewald ist in verschiedenen Genres der Unterhaltungsliteratur beheimatet und fasziniert mit spannungsgeladenen Inhalten, facettenreichen Figuren und einer feingezeichneten Sprache. Ihre Leidenschaft und ihr Wissen gibt sie als Dozentin für Kreatives Schreiben weiter. Mit ihrer Familie lebt sie im Süden Wiens in Österreichs.


Kapitel 2


Molly sah von ihrem Bildschirm auf und ließ den Blick durch die Redaktion wandern. An Elisabeth blieb sie hängen. Als freie Mitarbeiterin konnte sie ihre Artikelreihe über populäre Personen von Maple Creek schreiben, wo sie wollte, aber sie hatte sich entschieden, vorrangig in der Redaktion zu arbeiten. Unter Menschen und Teil dieser Gruppe zu sein, schien ihr viel zu bedeuten. Molly konnte sich fast nicht mehr vorstellen, wie es gewesen war, diese Frau nicht zu mögen. Mittlerweile hatte sie Elisabeth sogar regelrecht ins Herz geschlossen. Wie eine psychische Krankheit jemanden doch veränderte! Die Idee, Elisabeth aufgrund ihres Schreibtalents und Wissens über die Einwohner von Maple Creek auf die neue SerieVIPs of Maple Creek anzusetzen, war zwar Franklins gewesen, nichtsdestoweniger fühlte sich Molly eng damit verbunden und hatte Freude an der Arbeit mit Elisabeth.

Ganz anders verhielt es sich leider mit Emilia White. Das Verhältnis zwischen ihnen wurde einfach nicht besser. Wo sie konnte, rebellierte Emilia und versuchte, Mollys Weisungen zu umgehen. Offenbar war ihr Zorn unüberwindbar, die Position der stellvertretenden Chefredakteurin nicht erhalten zu haben. Dass Franklin sie nie ins Kalkül gezogen hatte, stand auf einem anderen Blatt Papier. Seinen Standpunkt dazu hatte er klar definiert: Legte Emilia sich weiter quer, musste sie die Redaktion verlassen. Die endgültige Entscheidung und zugleich Bürde hatte er Molly auferlegt. Seines Erachtens gehörte auch das zu ihrem Lernprozess.

In diesem Moment hob Elisabeth den Kopf und fing Mollys Blick auf. Sofort schnellte sie hoch, lief zu Molly und ließ sich in den Stuhl vor dem Schreibtisch fallen. »Du musst mir bitte, bitte aus der Patsche helfen. Ich bin am Verzweifeln.«

»Was ist denn los?«

»Ich suche nach dem nächstenVIP und befinde mich in der Klemme. Es ist furchtbar, wenn man die Qual der Wahl hat. Ganz oben auf meiner Liste stehen Pamela, Franklin, Laurie und Tom – ihre Sycamore Tavern ist eine Institution –, Thomas Livingston mit seiner Ahornsirup-Fabrik, unser Doctor Levi Strauss, der Reverend … Friedrich Mayer als größter Bauunternehmer muss selbstverständlich auch an die Reihe kommen. Ihn würde ich mit Nat als seinen Partner zusammenspannen. Sag mir ehrlich, wen du nehmen würdest.« Elisabeth präsentierte eine verzagte Miene. »Das Schreiben ist mir enorm wichtig, und ich will gut sein. Normalerweise würde ich mich mit Morris austauschen, doch der Schuss ginge nach hinten los. Er würde sich unverzüglich um meinen geistigen Zustand sorgen und versuchen, mich von der Arbeit abzuhalten.«

Molly konnte nachempfinden, wie sich Elisabeth fühlte. Artikel zu verfassen, war ein durchaus emotionaler Prozess, der einen besonders in der Anfangsphase unter Druck zu setzen vermochte. Außerdem war Elisabeths Enthusiasmus leicht mit dem Aufwallen ihrer Krankheit zu verwechseln. Molly schob die Unterlippe vor. »Probieren wir es mit dem Ausschlussverfahren. Durch deinen ersten Artikel über Tante Gynnie und mich würde ich Pamela vorerst außen vor lassen. Persönlich fände ich es zwar toll, das Maple Lake Inn ist schließlich mein Hotel, aber es stünde zu schnell erneut im Fokus. Genauso verhält es sich mit Franklin. Als Chefredakteur ist er untrennbar mit derMaple Creek News Time verbunden, die wir durch mich jedoch vorläufig genug in den Himmel gehoben haben. Dein zweiter Artikel war über die Greenwoods und ihren Laden, also würde ich jetzt keinen Unternehmer heranziehen. Somit bleiben Doctor Strauss und der Reverend. Was weißt du über sie?«

Elisabeth neigte den Kopf. »Über Levi sehr viel. Seine Familie stammt ursprünglich aus Deutschland und ist damals vor dem Holocaust geflohen. Aufgewachsen ist er in British Columbia, in der Nähe von Vancouver. Als jungen Arzt hat es ihn für einige Jahre nach Dawson verschlagen, wo er in der Medical Clinic gearbeitet hat. Seine Frau Rosalie ist dort aufgewachsen und kommt wiederum aus einer waschechten Goldgräberdynastie.«

»Ist Dawson nichtganz oben?«, erkundigte sich Molly.

»Ja, es liegt am Polarkreis, nahe der Grenze zu Alaska. Selbst im Sommer wird es dort nur selten richtig warm, und über die Temperaturen im Winter will ich kein Wort verlieren – minus dreißig Grad sind Standard.«

»Das wäre nichts für mich. Mir ist es hier schon zu kalt.« Molly schüttelte sich. »Aber es klingt interessant. So kann Rosalie sicherlich auch einige Geschichten für den Artikel liefern.«

»Bestimmt«, antwortete Elisabeth und hob die Schultern. »Über den Reverend weiß ich im Gegensatz zu Levi und Rosalie – erstaunlicherweise – nichts, überhaupt nichts. Er ist vor etwa zehn Jahren nach Maple Creek gekommen, um die Kirchengemeinschaft zu betreuen, das war’s. Ich glaube, nicht einmal Emma Swan hat eine Ahnung. Oder sie ist nie mit einer Info herausgerückt, das ist natürlich ebenfalls möglich.«

»Wer ist Emma Swan?«, fragte Molly. Eigentlich war sie der Meinung, mittlerweile alle Einwohner Maple Creeks zumindest dem Namen nach oder vom Sehen zu kennen.

»Sie putzt die Kirche und die Wohnung des Reverends, kocht für ihn – ich würde sie als Wirtschafterin bezeichnen. Seinerzeit ist sie mit Reverend Arthur nach Maple Creek gekommen, er ist Reverend Gabriels Vorgänger. Es ist nicht verwunderlich, dass dir Emma Swan fremd ist. Zur Messe gehst du nicht, und sie führt kein Leben außerhalb der Kirche.« Elisabeth beugte sich vor. »Eine nette, allerdings seltsame Frau.«

»Der Reverend klingt fast noch reizvoller als Doctor Strauss.« Gedankenvoll griff sich Molly an die Nasenspitze und zupfte daran. »Wenn selbst du keinerlei Informationen über ihn hast, sind alle anderen erst recht ahnungslos. Der Artikel würde verschlungen werden.«

Elisabeth richtete sich auf. »Ich werde ganz einfach an beide Türen klopfen. Sollten sowohl Levi als auch der Reverend einwilligen, wird einer der beiden als Übernächster berücksichtigt. Ich hoffe, ich darf weiterschreiben?«

»Die Resonanz auf deine Reihe ist großartig. Von unserer Seite hast du grünes Licht, bis …«

»… bis du in Maple Creek und Umgebung keine einzige Person mehr findest, die halbwegs bekannt ist«, vollendete Franklin Mollys Satz und trat aus seinem Büro. »Ich habe euch zugehört. Es war wirklich die beste Idee, deinen Schreibtisch direkt vor meiner Tür zu platzieren, Molly.« Er klopfte sich bestätigend auf die Schulter und grinste, kam jedoch sofort zurück zum eigentlichen Thema. »Levi hat Potenzial, und der Reverend riecht nach heißer Story. Sei bei ihm allerdings doppelt vorsichtig. Ich habe keine Lust, die Kirche zu verärgern. Na ja, Lust hätte ich auf meine alten Tage schon dazu, aber es passt nicht zurMaple Creek News Time, und dem muss ich Rechnung tragen.«

Elisabeth nickte. »Ich werde achtsam vorgehen. Glaube mir, nichts liegt mir ferner, als jemals wieder einen Menschen zu verärgern. Seit Längerem möchte ich den Reverend besuchen, mich entschuldigen und mich zugleich bei ihm bedanken. Das ist ein guter Aufhänger.«

»Wofür bedanken und warum entschuldigen?«, fragte Franklin.

»Nun, eine geraume Weile habe ich ihn ziemlich belagert. Und seinem Hinweis an Morris ist es zu verdanken, dass ich letzten Endes meine Krankheit entdeckt habe.«

»Scheint ein vernünftiger Mann zu sein, der Reverend. So mancher aus diesen Reihen hätte dir unzählige Gebete und schlimmstenfalls einen Exorzismus auferlegt«, erwiderte Franklin mit scharfer Stimme.

Mollys Kopf ruckte hoch, und irritiert sah sie ihn an. Diesen Tonfall hatte sie bei ihm noch nie gehört: eine Mischung aus Zynismus und Missfallen. Es war, als hätte er die Worte förmlich ausgespien. Molly besaß genug Menschenkenntnis, um sicher zu sein, dass sich dahinter etwas Tieferes verbarg – selbst ihr journalistisches Gespür meldete sich. Obwohl ihr die Frage, worum es sich handelte, auf der Zunge brannte, schwieg sie – und nicht nur das. Jäh hatte sie das dringende Bedürfnis, von dem Thema abzulenken.

Franklin kam ihr zuvor. Wieder völlig normal erkundigte er sich: »Wie ergeht es unserem zweiten Neuzugang? Kann sich Dorothy von den vielen Nachrichten, die sie erhält,...