Kapitel 2
Asher
Unverwandt sah ich zu Boden, spürte aber den Blick des Justizvollzugsbeamten auf mir. Ich saß auf einem harten Metallstuhl im Haftraum, die Handgelenke in Handschellen, die Hände im Schoß. Ich ließ die Handgelenke kreisen, wollte das schmerzhafte Metall an der Haut spüren, wie um mir selbst zu beweisen, dass das hier real war.
Die Platzwunde an meiner Stirn pochte, und meine Knöchel waren durch die Prügelei heute Morgen ziemlich ramponiert. Etwas abwesend fragte ich mich, ob meine Hände tatsächlich irgendwann wieder abheilen oder ob sie für immer grün und blau bleiben würden. Normalerweise war ich jedes Mal, wenn die Blutergüsse nachgelassen hatten, erneut zusammengeschlagen worden.
Ich öffnete und schloss die Fäuste ein paar Mal. Der dumpfe Schmerz wollte nicht nachlassen. Also war die ganze Situation definitiv kein Traum.
Wieder betrat ein Wachmann den Raum, und die beiden wechselten ein paar leise Worte miteinander. Dann nickte der erste mir zu. »Jetzt ist es so weit.«
In den letzten paar Stunden hatte ich nur untätig herumgesessen. Gewartet. Nach dem Treffen mit dem leitenden Justizvollzugsbeamten hatte man mich zu meiner Zelle geleitet, um dort sauber zu machen. Dann hatte ich einen Telefonanruf erledigen dürfen und war anschließend hergebracht worden.
Die anderen Häftlinge blickten mir erstaunt hinterher. Die ungewöhnlichen Umstände machten sie unruhig. Herrgott, mir ging’s ja nicht anders! Während ich mit gesenktem Kopf die Anweisungen des Wachpersonals befolgte, ließ mich die Frage nicht los, ob sich jemand einen kranken Scherz mit mir erlaubte.
Ich folgte dem Wachmann zu einer hinter einer Absperrung befindlichen Theke. Er bedeutete mir, die Hände zu heben, um meine Handschellen aufzuschließen. Mit einem dumpfen Klirren landeten sie auf der Oberfläche.
»Asher Bailey«, sagte der Mann hinter der Theke. Er schob einen Umschlag mit meiner Brieftasche durch die Öffnung. Dann reichte er mir eine rechteckige braune Schachtel. Sie war nichtssagend, etwa sechzig Zentimeter lang und dreißig breit. Das Tape am Deckel klebte gar nicht mehr richtig, war aber zumindest besser als nichts.
Ich nahm beides an mich ‑ mehr besaß ich nicht mehr ‑ und folgte dem Wachmann durch eine weitere Tür.
»Ihr Wagen wartet auf dem Besucherparkplatz«, erklärte er.
»Okay.« Ich war selbst überrascht, dass meine Stimme so normal klang. So ruhig. Innerli