1. Kapitel
»O mein Gott, sieh doch nur!«
Juno lehnt sich weit über meinen Schoß und starrt verzückt aus dem Fenster. Draußen leuchten die Lichter der Stadt, die manche Sin City nennen. Oder Entertainment Capital of the World.
Las Vegas.
Da bin ich wieder, du schmutzige, brutale Wüstenstadt. Hast du mich vermisst? Ich hätte darauf verzichten können, irgendwann wieder in einer Stretchlimousine zu sitzen, die mich mit einem halben Dutzend aufgeregt plappernder Mädchen ins ›Bellagio‹ bringt.
Ausgerechnet ins ›Bellagio‹.
»Ist das nicht toll?«
Juno lässt sich wieder in den Sitz fallen und strahlt mich an. Mein Lächeln gerät etwas weniger enthusiastisch, und das merkt sie. Sofort legt sie besorgt die Hand auf meinen Unterarm.
»Alles in Ordnung, Lea? Geht’s dir nicht gut?«
»Ich glaub, ich habe mir auf dem Flug eine Erkältung zugezogen. Die Klimaanlage in diesen Privatjets ist irgendwie immer falsch eingestellt«, lüge ich.
Sie nickt wissend. »Mir war auch ganz schön frisch. Aber Vegas! Ist das nicht der Wahnsinn?«
Natürlich ist das der Wahnsinn.
»Ich freu mich so sehr für dich«, sage ich nur. Und irgendwie meine ich es auch so.
Denn wer freut sich nicht, ein so liebes Mädchen als Schwägerin zu bekommen? Juno wäre jetzt im dritten Collegejahr, wenn sie nicht seit drei Monaten mit meinem Bruder Dean verlobt wäre. Natürlich hat sie danach ihr Studium abgebrochen, denn sie wird nie wieder arbeiten müssen. Das ist einerseits sicher schön für sie – in den letzten Monaten hatte sie ohnehin keine Zeit für etwas anderes als die Hochzeitsvorbereitungen – aber es bereitet mir auch Kopfschmerzen. Denn was passiert, falls die Sache mit Dean schiefgeht?
Nein, ich muss anders fragen.
Wenn die Sache mit Dean schiefgeht – und das wird sie – was wird dann aus Juno?
Ich fühle mich für sie verantwortlich. Nicht nur, weil sie Chrissas kleine Schwester ist. Oder weil mein Bruder ein Monster ist. Sondern weil ich eigene Pläne habe.
Ich will fliehen.
Gestatten – Lea Tevez. Tochter des einflussreichsten Drogenbosses von ganz Orange County. Seit J