: Rolf Völkel
: Täter mit russischem Akzent - Krimi
: Verlag DeBehr
: 9783957538024
: 1
: CHF 4.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 228
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Seit dem Mord an einem Polizisten in der Neidschützer Straße, im Zusammenhang mit einem Tankstellenüberfall, ermitteln mehr als zwanzig Beamte. Sie sind sich sicher, der Überfall auf das Geldtransportfahrzeug mit drei Toten sowie die anderen Verbrechen haben nichts miteinander zu tun und wurden von unterschiedlichen Tätern ausgeführt. Nur deren Akzent war identisch. Russisch. Die Spur führt zurück zum Ende des Kalten Kriegs. Für Viktor Patschenko, einen russischen Offizier, bricht eine Welt zusammen, als der Abzug der sowjetischen Truppen verkündet wird. Seiner Helga, der hübschen Krankenschwester aus dem Naumburger Klinikum, muss er Lebewohl sagen. Doch sie ist schwanger. Viktor will nach Deutschland zurückkehren. Egal, auf welchem Wege...

 

Kapitel 2

Sehr langsam bewegen sich die Zeiger der Bahnhofsuhr, die soeben auf fünf Uhr in der Frühe rücken, das sind immer noch dreieinhalb Stunden. Jetzt herrscht hier richtige Betriebsamkeit. Immer mehr Leute kommen mit Bussen oder der historischen Straßenbahn an, um auf die Bahnsteige zu strömen. Fortwährend halten Regionalzüge, wobei sich anschließend eine Flut von Menschen in alle Richtungen ergießt, die alle hier in dieser Stadt arbeiten. Ja, die Deutschen sind wirklich sehr gut ausgebildet, vom Handwerker bis zum Arzt. Das gibt es in Russland nicht, da schraubt jeder an Autos herum und nennt sich Spezialist. Wird Viktor mit seinen Computerkenntnissen eine Arbeitsstelle finden? Hier sind sie doch viel weiter, neue Techniken haben Einzug gehalten, Zweifel kommen auf. Vorausgesetzt mit Helga läuft alles gut, darf ein Mensch trotzdem den Mut nicht verlieren. Endlich steht der Zeiger auf halb neun. Fröstelnd, zudem mit schmerzenden Gelenken, greift ein übermüdeter, ehemaliger russischer Offizier nach seinem Koffer. Es gibt eine Abkürzung neben dem Fußballstadion. Viele Steinstufen geht es steil hinauf. Schon befindet man sich am Ende der Nordstraße im Siedlungsviertel. Die Straße nach links, dann wieder rechts in Richtung Krankenhaus. Kein Vergleich mit seiner sibirischen Heimat. Es kann einen wirklich ein ziemlich mulmiges Gefühl befallen. Tatsächlich existiert der große Baum vor der Haustür noch. Im Klingelschild befindet sich ihr Name, das ist schon mal sehr positiv zu bewerten. Hört Viktor wirklich sein Herz schlagen, er drückt mutig den Knopf, dann erschallt auch gleich ihre Stimme: „Ja, wer hat denn geläutet?“

„Ich bin es, Viktor“, sprudelt es ihm mit bebender Stimme aus der Kehle. Im gleichen Augenblick kreischt es im Lautsprecher, dann ein Poltern, unverhofft wird alles sehr still. Lange Sekunden vergehen, bis der Türöffner summt. Viktor steigt schweren Schrittes langsam die Stufen hinauf. Helga steht im Morgenmantel in der Tür, sie hält beide Hände vor das Gesicht und weint: „Guten Morgen, wie du siehst, habe ich Wort gehalten“, sagt Viktor, mit dem Versuch, in seiner Stimme keinen Vorwurf aufkommen zu lassen, sodass am Ende sogar ein gequältes Lächeln dabei herauskommt: „Ja, aber nach so langer Zeit habe ich nicht mehr mit dir gerechnet“, schluchzt Helga. „Nun ja, versprochen ist versprochen, kann ich vielleicht einmal hereinkommen“, erwidert Viktor. Das scheint Helga für ausgeschlossen zu halten, jetzt verhüllt sie auch ihr Gesicht nicht mehr mit den Händen, sie gestikuliert:

„Das geht wirklich nicht, ich habe Besuch und bin vor einer Stunde gerade von der Nachtschicht nach Hause gekommen“, spricht sie mit ziemlicher Erregung. In solch einer Verfassung hat Viktor diese Frau überhaupt noch nicht erlebt: „Ach, Besuch ist in der Wohnung, vielleicht ein anderer Mann, mit dem du in der Zwischenzeit zusammenlebst“, spricht ein äußerst gedemütigter russischer Offizier, der seine tiefe Enttäuschung kaum zu verbergen vermag: „Ja, nein, das ist nur ein ehemaliger Schulfreund. Warum hast du dich nicht einm