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12.32 Uhr
Fredrika Bergman sah auf die Uhr und dann zu ihrem ehemaligen Chef auf der anderen Seite des Tisches. »Ich muss gleich los zu einer Besprechung.«
Alex Recht zuckte mit den Schultern. »Kein Problem, wir können uns ja an einem anderen Tag mal länger sehen.«
Sie schenkte ihm ein warmes Lächeln. »Sehr gern.«
Einer der Nachteile daran, nicht mehr auf Kungsholmen zu arbeiten, war der Mangel an guten Mittagslokalen. Heute saßen sie in einem mittelmäßigen asiatischen Restaurant auf der Drottninggatan, das Alex vorgeschlagen hatte. »Nächstes Mal bestimmst du, wo wir uns treffen«, sagte er, als könnte er ihre Gedanken lesen.
Was er manchmal wirklich konnte. Sie war nicht gut darin, ihre Gefühle zu verbergen. »Hier in der Gegend ist die Auswahl nicht allzu groß.«
Sie schob den Teller von sich weg. In einer halben Stunde würde die Besprechung beginnen, und sie wollte eine Viertelstunde früher da sein. Sie versuchte, die Stille zu ergründen, die sich an ihrem Tisch ausgebreitet hatte. Hatten sie bereits alles besprochen, was zu besprechen gewesen war? Einfache Dinge, die zu keinen unnötig schmerzhaften Diskussionen führten. Sie hatten über Alex’ neuen Job bei der Landeskriminalpolizei gesprochen und darüber, wie es ihr auf ihrer Assistenzstelle im Justizministerium erging. Über ihr Jahr Elternzeit mit Kind Nummer zwei, Isak, in New York, wo ihr Mann Spencer eine Gastprofessur innegehabt hatte.
»Du hättest mir erzählen sollen, dass ihr heiratet, dann hätten wir euch an eurem Jubeltag besucht«, sagte Alex jetzt bereits zum zweiten oder dritten Mal.
Fredrika wand sich innerlich. »Wir haben heimlich geheiratet. Nicht einmal meine Eltern waren dabei.«
Und ihre Mutter hatte ihr das immer noch nicht verziehen.
»Haben sie in denUSA gar nicht versucht, dich anzuwerben?«, fragte Alex und lächelte schief.
»Wer denn? DasNYPD?«
Er nickte.
»Nein, leider nicht. Das wäre allerdings eine Herausforderung gewesen.«
»Ich war dort mal auf einem Lehrgang. Die Yankees sind wie alle anderen auch. Manche Dinge können sie gut, andere nicht so sehr.«
Dazu konnte Fredrika nichts sagen. Während ihrer Zeit in New York hatte sie nicht eine einzige Stunde gearbeitet. Ihr ganzes Dasein war um die beiden Kinder gekreist und darum, Spencer wieder auf die Beine zu bekommen. Seit eine Studentin ihn vor zwei Jahren der Vergewaltigung bezichtigt hatte, war mit einem Mal alles anders geworden. Als sie dann auch noch festgestellt hatten, dass Fredrika mit dem zweiten Kind schwanger war, waren sie sich zunächst über eine Abtreibung einig gewesen.
»Noch ein Kind schaffen wir nicht«, hatte Spencer gesagt.
»Es kommt zum falschen Zeitpunkt«, hatte Fredrika hinzugefügt.
Dann hatten sie einander lange angesehen.
»Wir behalten es«, hatte Spencer gesagt.
»Das finde ich auch«, hatte Fredrika den Entschluss bekräftigt.
Alex klapperte mit seiner Kaffeetasse. »Ich habe gehofft, du würdest zurückkommen«, sagte er. »Zur Polizei.«
»Du meinst, al