: Hanna Caspian
: Gut Greifenau - Sternenwende Roman
: Verlagsgruppe Droemer Knaur
: 9783426457429
: Die Gut-Greifenau-Reihe
: 1
: CHF 10.00
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: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 560
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der große Abschluss der historischen Bestseller-Saga über ein Gut in Hinterpommern und seine adligen Herrschaften und Dienstboten von Erfolgsautorin Hanna Caspian Berlin 1929: Katharina erleidet einen schweren Schicksalsschlag. Plötzlich scheint ihr Traum von einem Leben als Ärztin in weite Ferne gerückt. Auch über Gut Greifenau hängen dunkle Wolken, denn die Weltwirtschaftskrise setzt seinen Bewohnern - der Grafenfamilie wie auch den Bediensteten - schwer zu. Graf Konstantin ändert angesichts der finanziellen Probleme und der bedrohlichen Lage immer mehr seine politische Haltung - sehr zum Ärger seiner Frau Rebecca. Die kümmert sich tatkräftig um ihre drei Kinder und um Katharina, die in ihrer Not auf das heimatliche Gut flüchtet. Diese freundet sich mit dem Gutsverwalter Albert an - und entdeckt sein Geheimnis ... Derweil überschlagen sich in der Dienstboten-Etage die Ereignisse. Bertha ist zurück, und nicht nur sie bringt unerwarteten Zuwachs mit. Aus Amerika kommen überraschende Gäste ... Das fulminante Finale der Gut-Greifenau-Serie und der krönende Abschluss der Familiensaga! Band 1: 'Gut Greifenau. Abendglanz' Band 2: 'Gut Greifenau. Nachtfeuer' Band 3: 'Gut Greifenau. Morgenröte' Band 4: 'Gut Greifenau. Goldsturm' Band 5: 'Gut Greifenau. Silberstreif'

Die SPIEGEL-Bestseller-Autorin Hanna Caspian beleuchtet mit ihren gefühlvollen und spannungsgeladenen Sagas bevorzugt fast vergessene Themen deutscher Geschichte. Hanna Caspian studierte Literaturwissenschaften, Politikwissenschaft und Sprachen in Aachen und arbeitete danach lange Jahre im PR- und Marketingbereich. Mit ihrem Mann lebt sie heute als freie Autorin in Köln, wenn sie nicht gerade durch die Weltgeschichte reist.

Kapitel1


23. Dezember1928


Julius vermutete nichts Böses, als Katharina, kaum aus der Stadt heimgekehrt, ihn nach draußen in die Kälte bat. Sie führte ihn vom Haus weg, über den schneebedeckten Rasen hinter eine Hecke, als gäbe es ein unaussprechliches Geheimnis. Und so war es ja auch.

Gestern Abend war sie spät nach Hause gekommen. Nach dem Überfall hatte sie ihren Bruder Alexander ins Krankenhaus gebracht. Bemitleidenswert war eine unzureichende Beschreibung seines Zustands. An der Schwelle zum Tod war da passender. Deswegen war sie heute Morgen noch einmal bei ihm gewesen. Sie musste sich vergewissern, dass ihr Bruder die Nacht überlebt hatte. Gestern wie auch heute hatte sie ihrem Mann Julius und Rebecca und Konstantin eine Lüge aufgetischt. Sie müsse Nadeschda dringend in der Privatpraxis helfen, hatte sie behauptet. Einen Tag vor Weihnachten. Julius war verärgert gewesen. Innerlich vollkommen aufgewühlt, hatte Katharina sich nichts anmerken lassen. Erst einmal hatte sie ihre Gedanken ordnen müssen.

Als sie heute schon wieder nach Berlin reingefahren war, hatte Julius großen Unmut gezeigt. Was denn da so dringend sei? Katharina schaute ihn verunsichert an. Gleich würde er die Wahrheit erfahren. Er würde erfahren, was so dringend war. Alexander hatte die Nacht überlebt. Katharina war so erleichtert gewesen, als er sie vorhin erkannt und sogar ein paar Worte gesagt hatte. Aber das bedeutete, dass sie das nächste Problem angehen musste.

Nun standen sie also hier im Schnee, knöcheltief. Julius trat von einem Bein aufs andere. Der Schnee quoll ihm über den Rand der Schuhe in die Socken. Bis gerade hatte er in weihnachtlicher Stimmung geschwelgt. Zusammen mit Konstantin und Rebecca hatte er mit den Kindern gespielt. Deren Vorfreude und Aufregung waren deutlich zu spüren. Morgen würde das Christkind kommen. Der große Salon war herrlich dekoriert. Die Kerzen auf dem Adventskranz brannten und erfüllten die Räume mit ihrem Duft nach Wachs. Überall glänzte es, schimmerten die gold überzogenen Äpfel und glitzerte das Lametta am Baum. Diese Idylle würde Katharina nun mit einem Streich zerstören. Allmählich schien Julius zu ahnen, dass etwas kam, was er nicht hören wollte. Sein Blick wurde zunehmend skeptischer.

Es schmerzte sie, ihre Lüge zugeben zu müssen. »Ich war gestern nicht bei Nadeschda, um ihr zu helfen. Und auch heute nicht. Ich war im Krankenhaus. Alex … er wurde zusammengeschlagen. Übel, richtig übel. Bis heute Morgen war ich mir nicht sicher, ob er überlebt.«

»Er wurde … was?« Julius schaute sie schockiert an. »Wieso?«

Sie schluckte und erzählte ihm von dem merkwürdigen Anruf, den sie erhalten hatte, nachdem sie gestern mit Konstantin und Rebecca in der Stadt gewesen war, um im Warenhaus nach Geschenken für die Kinder zu suchen.

»Dann ist er schwer verletzt? Wer macht denn so was? … Wieso hast du mir das nicht gleich gesagt?« Julius schaute seine Frau an. »Wir müssen zur Polizei!«