: David Hair
: Die Brücke der Gezeiten 2 Am Ende des Friedens
: Penhaligon
: 9783641124076
: Die Brücke der Gezeiten
: 1
: CHF 10.70
:
: Fantasy
: German
: 544
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Auf der Brücke der Gezeiten wird sich das Schicksal der Welt entscheiden
Die Mondflut wirft ihre Schatten voraus, als drei Menschen verzweifelt mit ihrem Schicksal ringen: Ein gescheiterter Magier auf der Suche nach der Wahrheit, eine junge Frau, die sich zwischen ihrem mächtigen Ehemann und ihrem Liebhaber stellt, und eine einstige Attentäterin, die ihr Leben riskiert, als sie sich gegen ihren Auftraggeber wendet. Ohne es zu wissen, lenken diese drei Menschen die Geschicke ihrer Welt. Und als sich die Mondflutbrücke schließlich aus den Fluten erhebt, wird ihr Leben nie mehr sein wie zuvor ...
Der zweite Roman der außergewöhnlichen Saga über gefährliche Magie und Machenschaften, die einen die Zeit vergessen lässt!

Der neuseeländische Schriftsteller David Hair wurde für seine Jugendromane bereits mehrfach ausgezeichnet.Die Brücke der Gezeitenist seine erste Fantasy-Saga für Erwachsene. Nach Stationen in England, Indien und Neuseeland lebt er nun in Bangkok, Thailand.

Die Dame Meiros

Der Ordo Costruo

Einige derer, die von Corineus Unsterblichkeit erhielten, hatten nicht das nötige Feuer und den Eifer, das Rimonische Reich zu stürzen. Jene Undankbaren rotteten sich unter der Führung von Antonin Meiros zusammen und streiften jahrhundertelang ziellos umher, bis sie sich um 700 in Pontus niederließen. In Anlehnung an das rimonische Wort für Baumeister gaben sie sich den Namen Ordo Costruo und erschufen Anfang des 9. Jahrhunderts unter anderem die Leviathanbrücke. Heute leben die Mitglieder des Ordens sowohl in Pontus als auch in Hebusal. Sie stellen das Wissenüber den Glauben und erheben sich mit ihren Ketzereienüber Gott, weshalb sie weithin verhasst sind, außer unter den gierigen Händlern.

Annalen von Pallas

Manchmal kommt der Feind mit Waffen in Händen und Lästerungen auf den Lippen und ist weithin zu erkennen. Schlimmer jedoch ist der Feind, der mit Geschenken kommt und mildtätig ist, denn ihn erkennt man erst, wenn es zu spät ist.

Salim Kabarakhi II., Sultan von Kesh, 922

Hebusal auf dem Kontinent Antiopia
Moharram (Janun) bis Awwal (Martris) 928
6–4 Monate bis zur Mondflut

Ramita und Huriya gingen ruhelos in den Gärten von Meiros’ Palast in Hebusal auf und ab und wünschten, sie hätten Flügel, um diesen Mauern zu entfliehen. Sie fühlten sich wie in einem Gefängnis, und draußen gab es so viele Wunder zu entdecken. Der zentrale Innenhof maß sechzig mal sechzig Schritte. Der Marmorkies glitzerte im Sonnenlicht, und die Reliefs auf den Gebäuden funkelten so grell, dass sie ihre Augen mit Gazeschals bedecken mussten. Der Himmel war klar, und der Duft der Blumenbeete hing in der Luft– die Gerüche der Stadt schienen den Palast nicht zu erreichen. Aus einem steinernen Brunnen, der Fische darstellte, die aus schaumgekrönten Meereswellen sprangen, plätscherte in einer einzigen Minute mehr Wasser, als Ramitas Familie in Baranasi an einem ganzen Tag verbrauchte. Als sie einmal davon trinken wollte, sagte ein Diener herablassend zu ihr:»Wenn die Dame durstig ist, braucht sie nur zu rufen.« Das Brunnenwasser sei nicht trinkbar, erklärte er weiter, dabei sah es viel sauberer aus als das, das Ramita zu Hause Tag für Tag aus dem Imuna geholt hatte. Die Menschen hier waren eindeutig zu verwöhnt.Überall sprossen Pflanzen, die sie nicht kannte, und als sie Huriya fragte, wozu sie wohl gut seien, kicherte ihre Freundin nur.»Zur Zierde«, erwiderte sie.

Zur Zierde?

Sie waren seit vier Tagen hier, und allmählich stellte sich so etwas wie Routine ein. Sie hätten gerne die Stadt besichtigt, aber Meiros wollte nichts davon wissen. Ständig hörte Ramita Schreie und Tumult auf den Straßen, aber die Wachsoldaten ließen sie nicht einmal auf die Balustrade der roten Außenmauern, und sie konnte nur raten, was draußen vor sich ging. Die Palastanlage lag mitten in der Stadt und bedeckte eine Fläche von vier Hektar, hatte man ihr gesagt, aber Ramita durfte sich außer in ihren eigenen Räumen nur im Arbeitszimmer ihres Mannes und dem Garten aufhalten. Manchmal war ihr, als würde sie ersticken. Vom Turm aus konnte man die ganze Stadtüberblicken, aber auch dort durfte sie nicht hinein. Wie ein weißer Fangzahn ragte er drei Stockwerke hochüber der Mauer auf, und der einzige Zugang führteüber Meiros’ Gemächer.

Als sie sich zum Rondelmarisch-Unterricht im Arbeitszimmer ihres Mannes einfand, waren die tiefen Furchen auf seine Stirn zurückgekehrt. Sichtlich angespannt saß er vor einem Stapel mit Briefen und Sendschreiben und fuhr sich durch das schüttere Haar. In einem Vorzimmer hatte Ramita all die Bittsteller gesehen: Händler aus Rondelmar und Hebb mit schwarz-weiß karierten Kopftüchern und sogar ein paar Frauen in schwarzen Bekira-Schleiern, wie sie hier alle Frauen in derÖffentlichkeit trugen. Meiros erklärte ihr geistesabwesend, seine Tochter Justina werde von nun an den Sprachunterrichtübernehmen. Das war vor drei Tagen gewesen. Jeden Abend sah Ramita das Licht hinter den Fensterläden seines Turms. Meiros hatte sie kein einziges Mal in ihren Gemächern besucht, und Ramita hatte den Verdacht, dass er seit ihrer Ankunft nicht eine Stunde geschlafen hatte.

Doch Justina Meiros machte keinerlei Anstalten, Ramita Sprachunterricht zu erteilen, und Olfa, Meiros’ Hausdiener, vertröstete sie nur wortreich.»Sobald sich die Lage in der Stadt wieder beruhigt hat, werden wir Tuch- und Juwelenhändler für Euch kommen lassen, Dame Ramita«, sagte er, als hätte er ihr Anliegen falsch verstanden, und Ramita fragte sich einmal mehr, was wohl auf den Straßen los sein mochte.

»Rondelmarsprache ich will!«, stotterte sie aufgebracht.»Bücher ich brauche. Jetzt!Nekat chottiya!« Aber Olfa schien nicht zu begreifen, was sie meinte. Es war frustrierend.

Schließlich fragte Huriya ihn, was denn in der Stadt los sei.»Wegen der Dame«, lautete Olfas Antwort.

Ramita lachte nervös, als Huriya ihr davon berichtete. Auf