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Tee Ray und sein Sohn wohnten auf der hinteren Veranda eines schmalen, einstöckigen Hauses, das Teil einer langen Reihe vollkommen gleich aussehender Gebäude war und sich in »Little Angola« befand, wie man diesen heruntergekommenen Teil der Stadt liebevoll und verächtlich zugleich nannte. Das Haus gehörte einem Schlägertypen namens Thick – er bevorzugte »Mr. Thick« –, der eigentlich niemanden auf seiner Veranda haben wollte, trotz der Miete, die sie bezahlten. Auch die Räume im Haus hatte er für ein paar lächerliche Dollar vermietet, und zwar an Leute, die so arm waren, dass Ray und Jameel manchmal froh waren, nicht drinnen zu wohnen. Doch der Winter nahte, und Tee Ray war klar, dass sie nicht bleiben konnten. Schon seit zwei Monaten hausten sie auf Mr. Thicks durchhängenden Holzdielen und schworen sich jeden Tag, eine neue Bleibe zu finden.
Doch Tee Ray hatte keine Arbeit. Er hatte Fisch und Meeresfrüchte an Luxusrestaurants in den Vororten ausgeliefert, war aber entlassen worden. Aus einer anderen Stelle, die er in Aussicht gehabt hatte, war nichts geworden. In Little Angola gab es nicht viele Jobs. Tee Ray war dreiunddreißig, und in der Zeitung stand, dass die Hälfte der Schwarzen in seinem Alter oder jünger arbeitslos waren. Irgendwann begannen die meisten, mit Drogen zu handeln. Und von da an war es nicht mehr weit bis ins Gefängnis oder auf den Friedhof. Tee Ray war fest entschlossen, beides zu umgehen. Sein Leben drehte sich um Jameel, der gerade vierzehn geworden war und in ein Leben auf der Straße abzurutschen drohte. Nein, falsch – sie lebten ja schon auf der Straße, und wenn sich ihre Wohnsituation nicht bald besserte, würde der Junge keine Chance haben. Jameels Mutter hatte ihn vor Jahren verlassen, was jedoch keine Rolle spielte. Sie und Tee Ray hatten sich nicht die Mühe gemacht, ihre Beziehung auf irgendeine Art registrieren zu lassen, und als Jameel vier war, verschwand sie einfach.
Über einen Freund machte Tee Ray die Bekanntschaft eines Crack-Kuriers namens Tox. Die richtigen Namen wurden nicht benutzt, nur Spitznamen und Pseudonyme, die sich manchmal im Wochenrhythmus änderten. Tox arbeitete für einen ungenannten Boss, der seine Befehle von jemandem weiter oben in der Hierarchie bekam. Tee Ray wusste nicht, wer die Hintermänner waren, und es war ihm auch egal. Einem Gerücht zufolge stammte das Crack, mit dem Little Angola versorgt wurde, von einem mexikanischen Kartell. Das Kokain, mit dem die weißen Stadtviertel geflutet wurden, kam aus Südamerika und wurde von einem einheimischen Gangster kontrolliert, der ein Jahr zuvor die Todesstrafe bekommen hatte.
Tee Ray interessierte das alles wenig. Er konzentrierte sich aufs Überleben. Ihm war zu Ohren gekommen, dass Tox jemanden suchte, der etwasälter und zuverlässig war. Die Jugendlichen wurden als »Kassierer« eingesetzt, Straßendealer, die die Ware zum Kunden brachten und das Geld dafür entgegennahmen. Sie waren am verwundbarsten und daher meist die Ersten, die geschnappt wurden. Ihre Chefs arbeiteten im Hintergrund, hatten den Überblick und konnten jederzeit verschwinde