: Harlan Coben
: Preisgeld - Myron Bolitar ermittelt Thriller
: Goldmann
: 9783641178444
: Myron-Bolitar-Reihe
: 1
: CHF 8.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 384
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Als der Sohn der beiden langjährigen Golf-Profis Jack und Linda Coldren entführt wird, wenden sich die verzweifelten Eltern an den Sportagenten Myron Bolitar. Denn dieser hat sich in der Branche mittlerweile einen guten Namen als Ermittler in vertrakten Kriminalfällen gemacht. Myron begibt sich sofort auf die Suche nach dem verschwundenen Jungen. Doch seine Arbeit wird deutlich dadurch erschwert, dass Jack kurz davor steht, die US Open zu gewinnen. Bald wird offensichtlich, dass die Entführer es auf mehr als das Lösegeld abgesehen haben - und dass es nicht nur das Leben des jungen Chad Coldren ist, um das sich Myron Bolitar Sorgen machen muss ...

Harlan Coben wurde 1962 in New Jersey geboren. Nachdem er zunächst Politikwissenschaft studiert hatte, arbeitete er später in der Tourismusbranche, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Seine Thriller wurden bisher in 45 Sprachen übersetzt, erobern regelmäßig die internationalen Bestsellerlisten und wurden zu großen Teilen verfilmt. Harlan Coben, der als erster Autor mit den drei bedeutendsten amerikanischen Krimipreisen ausgezeichnet wurde - dem Edgar Award, dem Shamus Award und dem Anthony Award -, gilt als einer der wichtigsten und erfolgreichsten Thrillerautoren seiner Generation. Er lebt mit seiner Familie in New Jersey.

1

Myron Bolitar blickte mit seinem Papp-Periskop über die erdrückende Menge lächerlich gekleideter Zuschauer. Er versuchte sich zu erinnern, wann er das letzte Mal ein Papp-Periskop benutzt hatte, und vor seinen Augen flackerten Bilder von Sammelmarken auf Cap’n Crunch Frühstücksflocken auf wie Kopfschmerzen auslösende Sonnenflecken.

Im mehrfach gespiegelten Bild beobachtete Myron einen Mann in Knickerbocker – Herrgott noch mal, Knickerbocker –, der neben einer kleinen weißen Kugel stand. Die lächerlich gekleideten Zuschauer murmelten aufgeregt. Myron unterdrückte ein Gähnen. Der Mann in Knickerbocker beugte sich vor. Die lächerlich gekleideten Zuschauer drängten sich nach vorne und verfielen dann in ein unheimliches Schweigen. Es entstand eine so reine Stille, als würden selbst die Bäume, die Sträucher und die perfekt geschnittenen Grashalme kollektiv den Atem anhalten.

Dann schlug der knickerbockrige Mann die weiße Kugel mit einem Stock.

Wieder setzte ein gleichmäßiges Hintergrundmurmeln ein, dessen Lautstärke mit der Flugbahn des Balles anstieg. Einzelne Worte waren vernehmbar. Dann Sätze. »Schöner Golfschlag.« »Super Golfschlag.« »Wunderbarer Golfschlag.« »Wirklich feiner Golfschlag.« Immer wieder Golfschlag, als könnte man es sonst mit einem Boxschlag verwechseln oder – wie Myron in der brennenden Sonne in den Sinn kam – mit einem Hitzschlag.

»Mr. Bolitar?«

Myron nahm das Periskop vom Auge. Er war versucht, »Periskop einfahren« zu rufen, fürchtete aber, dass man das hier im vornehmen, snobistischen Merion Golf Club als unreif empfinden könnte. Besonders während der U. S. Open. Er blickte auf einen rotgesichtigen Mann um die siebzig hinunter.

»Ihre Hose«, sagte Myron.

»Wie bitte?«

»Sie haben Angst, von einem Golfwagen überfahren zu werden, stimmt’s?«

Die Orange- und Gelbtöne waren nur wenig greller als die einer berstenden Supernova. Fairerweise musste man aber sagen, dass die Kleidung des Mannes dennoch nicht besonders herausstach. Die meisten Menschen in der Menge sahen aus, als hätten sie sich nach dem Aufwachen überlegt, welche ihrer Kleidungstücke sich beißen würden mit, sagen wir, praktisch allem in der freien Welt. Orange- und Grüntöne, wie sie sonst nur in den geschmacklosesten Leuchtreklamen Verwendung fanden, zierten hier viele. Auch Gelb- und ein paar seltsame Lilatöne waren recht stark vertreten, meist gemeinsam, wie eine Farbkombination, die die Cheerleadergruppe einer Highschool im Mittleren Westen abgelehnt hatte. Es wirkte fast, als würden die Menschen in Gegenwart dieser gottgegebenen Schönheit alles in ihrer Macht Stehende tun, dem etwas entgegenzusetzen. Vielleicht handelte es sich hier aber auch um einen anderen Mechanismus. Vielleicht hatte diese hässliche Kleidung ja eine praktische Funktion. Vielleicht stammte dieses Verhalten schon aus grauer Vorzeit, als noch wilde Tiere herumstreunten und Golfer sich so gekleidet hatten, um sie abzuschrecken.

Gute Theorie.

»Ich muss mit Ihnen reden«, flüsterte der ältere Mann. »Es ist dringend.«

Die runden, joviale