: Andrea Ego
: Nordlichtzauber und Schneegestöber
: tolino media
: 9783754675281
: 1
: CHF 3.20
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 250
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Jeder braucht hin und wieder Stille, um sich selbst zuhören zu können. Pferdenärrin Arina hat sich ihren Traum von einem eigenen Pferdehof erfüllt. Als sich jedoch Meldungen über angebliche Misshandlungen häufen, muss sie ihn aufgeben und flüchtet nach Island zu ihrer Tante. Dort trifft sie nicht nur auf süsse Islandpferde, sondern auch auf Kjartan, der seine Tiere über alles liebt. Ein Urlaubsflirt verspricht Abwechslung - solange er nichts von den Vorwürfen gegen sie erfährt.

Die Autorin Andrea Ego entdeckte schon in ihrer frühesten Schulzeit Bücher für sich. Das Abtauchen in fremde Welten hat sie von Beginn weg fasziniert. In ihrer Jugendzeit hat sie mit dem Schreiben begonnen und seither hat es sie nie mehr so richtig losgelassen. Andrea liebt neben dem Schreiben ihre Familie über alles, die Schweizer Berge, Schokolade, ihren Garten und das Fotografieren.

Abschied


Gedankenverloren starrte Arina zum Fenster hinaus, während sie das Handy an ihr Ohr gedrückt hielt. Grauer Novembernebel hüllte die sich davor ausbreitende Landschaft ein, versteckte sie vor ihr. In Arinas Erinnerung war sie immer in warmes Sonnenlicht getaucht gewesen, selbst wenn es wie aus Kübeln gegossen hatte. Nun wich auch der letzte Hoffnungsschimmer aus ihrem Leben.

Sie presste die Lippen aufeinander und umklammerte den Schlüsselbund mit den sechs Schlüsseln, den sie wie ein Kleinod die letzten knapp zweieinhalb Jahre aufbewahrt hatte. Den sie jeden Tag gebraucht hatte. Sich gesorgt hatte, nicht nur um die Schlüssel, sondern um all das, was sie bedeuteten. Sie sorgte sich viel mehr um das, was sie bedeuteten, als um das Metall.

Sowohl die Schlüssel als auch sie waren verloren.

Sie ignorierte den eiskalten Stich in ihrer Brust, der ihr einreden wollte, dass es einfacher war, dem Sturm in ihrem Inneren nachzugeben als ihm die Stirn zu bieten.

»Arina?«

Wie hatte das nur passieren können? Erst war alles wie am Schnürchen gelaufen. Die Kunden hatten an ihre Tür geklopft, waren glücklich gewesen, und wie aus dem Nichts erschienen diese Bilder, die Schlag für Schlag alles zertrümmerten, was sie sich aufgebaut hatte.

»Arina, hörst du mir überhaupt zu?« Katrins besorgte Stimme durchbrach ihr Gedankenkarussell, in dem sie seit Stunden gefangen war. Tagen. Wochen. Vielleicht schon seit einem halben Jahr.

Arina räusperte sich, verlagerte das Gewicht auf das andere Bein. »Ja, klar.«

»Also, was willst du jetzt tun?« In die Worte ihrer Patentante schlich sich eine Wärme, wie sie nur ein Zuhause verströmen konnte. Katrin wusste, was ihr ihr Traum bedeutet hatte und welches Loch der Verlust in ihr Leben riss.

Arina seufzte leise. »Meinst du, was ich tun will oder tun muss?« Sie gab Katrin keine Zeit, eine Antwort zu finden. »Ich will die Schlüssel nicht abgeben, aber ich werde es tun. Weil ich es muss. Mir bleibt keine andere Wahl.« Allein der Gedanke daran, ihren Traum einfach so aufzugeben – mit dem Abgeben von Schlüsseln! – und wegzusperren, drohte ihr Herz in zwei Hälften zu brechen. Sie sagte den aufsteigenden Tränen den Kampf an, indem sie heftig schluckte.

Schwer atmete Katrin aus. »Du wirst es schaffen. Du bist eine starke, bewundernswerte Frau, die alles Glück im Leben verdient hat.«

Die liebevollen Worte vernichteten alle Mühen, die Tränen zurückzuhalten. Die Trauer überwältigte sie wie ein wildgewordener Haufen Welpen. Nur nicht süss, sondern brutal, und ohne Rücksicht zu nehmen. Hilflos schniefte Arina. »Aber warum ist es dann passiert?« Das Zusammenbrechen ihrer Träume und der Verlust ihrer Arbeit gehörten nicht zu allem Glück der Welt.

»Ach, Arina. Manchmal geht das Leben wilde Wege und lässt uns verzweifeln. Vertrau ihm, dass es noch Gutes für dich bereithalten wird. Vielleicht war der Verlust notwendig, damit du einen neuen Weg einschlagen kannst.«

»Ich will keinen neuen Weg einschlagen«, maulte Arina. Früher hatte sie es geliebt, dass Katrin fast nichts aus der Ruhe bringen und verärgern konnte. Doch in diesem Moment wünschte s