: Axel Adamitzki
: LiebesMut
: tolino media
: 9783754668245
: 1
: CHF 1.80
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 172
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Fürstin Julia (40) hat früh ihren Mann verloren. Sie lebt jetzt für ihre Tochter und geht zudem gänzlich in ihren Aufgaben als Fürstin auf. Ihre Zeit und ihr Leben sind ?vorbestimmt?. Doch eines Tages begegnet sie einem jungen Mann (25), frech, unverkrampft, scheinbar unbekümmert und zudem auch noch bürgerlich, der alles durcheinanderbringt - ihre Gedanken, ihre Gefühle ... ihr Leben. Aber kann es überhaupt mehr als flüchtige Zuneigung geben? Zumal er mehr als zehn Jahre jünger ist als sie? Und was ist mit ihren ?Welten?, die so weit voneinander entfernt sind, dass es nirgends auch nur den kleinsten Berührungspunkt gibt? Lässt sich da eine ?Brücke? bauen? Für die Liebe? Oder ist wahre Liebe tatsächlich, wie behauptet wird, bedingungslos und uneingeschränkt, sicherlich auch mühevoll, aber am Ende doch voller Leichtigkeit?

Geboren und aufgewachsen bin ich in Berlin. Nach dem Studium, noch vor dem Mauerfall, habe ich diese schöne Stadt aus beruflichen Gründen verlassen. Immer wieder komme ich gern zu Besuch. Heute lebe ich im Rheinland.

Kapitel 1


 

»Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, meine liebe Astrid.« Julia Fürstin von Metten nahm ihre Tochter gefühlvoll, innig und ein wenig ungestüm in den Arm. Das war heute nicht irgendein Geburtstag, es war ihr achtzehnter.

Astrid konnte ab sofort ihre eigenen Wege gehen, denn auch finanziell stand ihr ab jetzt monatlich ein nicht unerheblicher Betrag – als Vorgriff auf ihr Erbe, das sie mit fünfundzwanzig Jahren antreten würde – zur Verfügung.

Julias Mann, Eckehard Fürst von Metten, der vor mehr als drei Jahren, nach kurzer Krankheit, im Alter von vierzig Jahren an Magenkrebs verstorben war, hatte es noch so verfügt.

Doch hoffte Julia natürlich – und glaubte, es auch zu wissen –, dass ihre Tochter noch lange nicht das elterliche Gut verlassen würde.

Vielleicht würde sie ja nie gehen, Platz genug bot das Gut, auch für zwei Familien, für zwei Haushalte, doch das würde allein Astrid entscheiden.

Julias und Eckehards Eltern lebten in Neuseeland, sie waren aus sehr unterschiedlichen Gründen dort ›gestrandet‹. Eckehards Vater war als Diplomat dort gewesen, und Julias Mutter hatte das Goethe-Institut in Wellington geleitet. Auch ihr Mann hatte dort eine Aufgabe gehabt und sein Golf-Handicap auf +3 verbessert, was einem ambitionierten Amateurspieler entsprach.

Nach dem Ende ihrer beruflichen Aufgaben waren sie alle in Neuseeland geblieben und waren nur einmal, nach Eckhards Tod, für etwa ein halbes Jahr zurückgekehrt.

Jetzt lebten sie dort wieder zufrieden und glücklich ein vollkommen anderes Leben, als es ihre Titel eigentlich mit sich gebracht hätten, denn Titel, Würden und Verantwortung hatten sie nach ihren beruflichen Zwängen an ihre Kinder abgetreten.

 

»Danke, Mama.«

Astrid lächelte ihre Mutter aus diesen dunkelblauen Augen an, die sie von ihrem Vater geerbt hatte, und wofür Julia dem Schicksal unsagbar dankbar war. Hierdurch hatte sie das Gefühl, auch heute noch in die Augen ihres Mannes blicken zu können, obwohl die Augen ihrer Tochter selbstverständlich mit ganz anderen Vorstellungen nach Leben griffen – und das war auch gut so.

»Und da war doch noch etwas? Irgendwas hab ich vergessen.«, betonte Julia dann so, als müsste sie überlegen, als wüsste sie selbst nicht genau, dass es neben dem Gratulieren an einem Geburtstag noch etwas anderes gab. Doch die vielen Lachfältchen, die schon leicht zuckten, verrieten sie. Wie immer.

»Ach, ja, dein Geschenk. Entschuldige, mein liebes Kind. Doch wo habe ich es jetzt nur?«

Julia griff in die Tasche ihrer dunkelroten Kostümjacke und tat so, als würde sie dort nach etwas suchen, nach etwas Kleinem.

»Ach, hier hab ich es.« Langsam zog sie einen Schlüssel heraus, einen Autoschlüssel. »Der Rest steht vor der Tür«, sagte sie, und auf ihrem Gesicht erschien augenblicklich dieses unsagbar warme und einnehmende Lächeln, das sich vom Haaransatz bis zur Kinnspitze ausbreitete, das Eis zum Schmelzen bringen konnte und das wohl der nachhaltigste Ausdruck ihrer inneren Freude war. Niemand konnte sich diesem Lächeln entziehen. Und niemand hatte es je gewollt – denn dieses Lächeln allein war schon ein Geschenk.

»Danke, Mama. Danke.«<