Der Schmerz ist anderswo
Sie fühlte etwas in ihrem Leib, all die Traurigkeit und den Zorn, die Welt war gegen sie. Es war nicht dieses Selbstmitleid, diese Keiner-liebt-mich-Stimmung, nicht eines dieser Luxusprobleme der anderen, damit gab sie sich nicht ab. Sie wusste, dass das, was da in ihrem Bauch rumorte, nichts anderes als diese ganze Trauer war und die Wut auf ihr Leben, schließlich musste das irgendwo hin, und ihr Bauch war ein guter Ort zum Aufbewahren, Punkt. Sie selbst vermisste ihre Fröhlichkeit, ihr quietschendes Lachen. Sie wusste, sie war anders geworden, hatte jedoch inzwischen jene Stumpfheit erreicht, die einhüllt und schläfrig macht. Schulterzucken, funktionieren, es kommt auch wieder besser.
Gabriela Franske, wach auf, du sollst zum Arzt gehen.
Die Freundin drängte. Gabriela ging nicht zum Arzt. Sie hat genug Ärzte an sich herummachen lassen, ihr hat noch keiner helfen können. Sie ist nicht krank. Und all das Böse kann ihr kein Arzt der Welt wegbehandeln. Das würde von ganz allein rauskommen, aber es war offenbar noch nicht genug, es musste wohl noch einiges hinzukommen.
So redete sie, fast mehr zu sich selbst als zur Freundin, die Gabriela daran erinnerte, dass sie verheiratet war und vielleicht schwanger sein könnte.
»Dass ich nicht lache«, sagte Gabriela. »Ich bin ein Krüppel, wie soll das denn gehen. Andere Leute kriegen die Kinder, ich doch nicht.« Ihr Lachen klang bitter, Tränen hinter den dicken Brillengläsern.
Die Freundin ging.
Sie greift in die Räder ihres Rollstuhls, energisch stößt sie die Tür auf, abgekratzte Farbe und eingedelltes Holz dort, wo das Trittbrett ständig dagegenrumst. Sie rollt um die Ecke in die Küche, greift nach der Glaskanne der Kaffeemaschine, lässt sie ins Spülbecken fallen, geübter Handgriff, nichts geht kaputt, mit einer Hand zieht sie sich am Beckenrand hoch, die andere reißt am Wasserhahn, sie sackt zurück in den Stuhl, dann die umgekehrte Reihenfolge. Wenn die Kanne überläuft, ist es in Ordnung, denn beim schrägen Herauszerren kippt die Hälfte Wasser in den Abfluss, sie braucht nicht so viel. In dem Augenblick, wenn sie sich hochgezogen hat, sieht sie den Schmutz au