: Klaus-Peter Wolf
: Ostfriesenwut Der neunte Fall für Ann Kathrin Klaasen
: S. Fischer Verlag GmbH
: 9783104027876
: Ann Kathrin Klaasen ermittelt
: 1
: CHF 10.00
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: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 496
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die NATURGEWALTEN in OSTFRIESLAND kann sie nicht besiegen. Doch wenn Hauptkommissarin ANN KATHRIN KLAASEN vor Wut schäumt, ist höchste Vorsicht geboten. 'Ostfriesenwut' - der neunte Band der 'Ostfriesen-Serie'. ***Du glaubst, dass du mich jagst, dachte er. Aber das ist ein Irrtum, meine Liebe. Ich bin der Jäger, und du bist das Wild. Du hast mir einmal zuviel ins Handwerk gepfuscht. Ich bin dir noch etwas schuldig für die zerschossene Kniescheibe. Diesmal wirst du es nicht überleben. Wenn das hier vorbei ist, werde ich in der Karibik am Strand kühle Drinks schlürfen, während du, liebe Ann Kathrin, längst in ostfriesischer Erde begraben sein wirst.*** In Leer wird eine junge Frau tot aus dem Hafenbecken gefischt. Erste Spuren führen Ann Kathrin Klaasen zum Freund der Toten. Doch merkwürdig: In der Wohnung des Mannes gibt es keinen einzigen Hinweis auf dessen Identität. Könnte es sein, dass hier einer im Verborgenen lebt und agiert? Als Ann Kathrin ihre Recherchen aufnimmt, ahnt sie nicht, in welches Wespennest sie sticht. Die Aufklärung könnte sie nicht nur ihre Existenz, sondern auch ihr Leben kosten. Denn das Schicksal einer ganzen Region hängt nur noch an einem seidenen Faden.

Klaus-Peter Wolf, 1954 in Gelsenkirchen geboren, lebt als freier Schriftsteller in der ostfriesischen Stadt Norden, im selben Viertel wie seine Kommissarin Ann Kathrin Klaasen. Wie sie ist er nach langen Jahren im Ruhrgebiet, im Westerwald und in Köln an die Küste gezogen und Wahl-Ostfriese geworden. Seine Bücher und Filme wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Bislang sind seine Bücher in 26 Sprachen übersetzt und über fünfzehn Millionen Mal verkauft worden. Mehr als 60 seiner Drehbücher wurden verfilmt, darunter viele für »Tatort« und »Polizeiruf 110«. Der Autor ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland.Die Romane seiner Serie mit Hauptkommissarin Ann Kathrin Klaasen stehen regelmäßig mehrere Wochen auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste, derzeit werden mehrere Bücher der Serie prominent fürs ZDF verfilmt und begeistern Millionen von Zuschauern.

Dr. Wolfgang Steinhausen fuhr sein Auto nicht in die Tiefgarage unter dem Radisson Blu. Hier gab es Überwachungskameras. Auch wenn er sein Aussehen verändert hatte, störten sie ihn.

Er schlief lieber nicht dort. Vielleicht würde er später, nach dem Konzert, noch einen Drink in der Bar nehmen. Das hatte er früher nach Konzerten imCCH gern gemacht und manchmal ein Groupie abgeschleppt, das eigentlich gekommen war, um den Leadsänger kennenzulernen, aber der war vermutlich längst auf dem Kiez versackt oder war oben mit der Fernbedienung in der Hand auf dem Bett eingeschlafen, weil er es leid war, das Zirkuspferd zu spielen und ein Star zu sein.

In der Moorweidenstraße parkte er direkt vor dem Hotel Wagner im Dammtor-Palais. Hier, so glaubte er, würde ihn niemand vermuten. Leute wie er stiegen normalerweise nicht in Drei-Sterne-Hotels ab. Ihm war dieses kleine, verschwiegene Nest in der Nähe von Uni und Bahnhof Dammtor aber jetzt gerade recht.

Er schlenderte noch ein bisschen herum. In der Turmbar an der Rothenbaumchaussee nahm er einen Drink. Nur einen. Er war solide geworden. Die Zeiten, in denen er acht bis zehn Gin Fizz auf der Rechnung hatte, waren vorbei.

Im Bahnhof kaufte Steinhausen sich noch eine Bratwurst und eine Flasche Wasser. Er aß die Wurst im Stehen. Das erinnerte ihn an die Zeit im Ruhrgebiet. Er fühlte sich jung und durchtrieben.

Neben ihm stritten zwei Männer über die schreckliche Durchsetzung der deutschen Sprache mit englischen Ausdrücken. Er nahm einen Schluck Wasser und hörte interessiert zu.

Er sah auf seine Eintrittskarte. Bob Dylan;CCH, Congress Center Hamburg, Seitenrang rechts, Reihe 12, Platz 3.

Er grinste. Ein paar englische Vokabeln im Deutschen sind vielleicht doch ganz gut, dachte er, sonst würde dasCCHKongress-Zentrum heißen, abgekürztKZ Hamburg. Wer wollte denn dahin gehen, um sich zu amüsieren?

Jetzt, da Thumm tot war, fühlte er sich gut. Manchmal kam es ihm so vor, als würde die Kraft des Gegners auf ihn übergehen. Der Tod, dachte er, ist älter als die Menschheit. Ein Segen für uns. Ein Friedensbringer. Ein Energiespender.

Vor demCCH standen mehrere junge Leute mit Pappschildern. Sie suchten Freikarten. Er hatte sogar eine Karte übrig, und eine Rothaarige hüpfte mit ihrem selbstgemalten Schild nervös auf und ab. Sie erinnerte ihn von der Körperform her an Eschi. Aber er wollte nicht so eine nervöse Person neben sich auf dem Sitz haben. Er wollte dem Meister in Ruhe lauschen, und die da sah aus, als könnte sie zwischendurch laut kreischen, um ihrer Freude Luft zu machen.

Steinhausen ging allein insCCH. Auf der Rolltreppe wurde er von einem freundlichen, breitschultrigen Mann, der garantiert noch keine dreißig war, gebeten, seinePET-Flasche abzugeben. Man dürfe keine Getränke mit reinnehmen.

Der junge Mann trug einen schwarzen Anzug und eine schwarze Krawatte. Aber was ihm und seinen Arbeitskollegen wohl seriöse Autorität verleihen sollte, ließ sie in Wirklichkeit aussehen, als ob sie von der Beerdigung ihrer viel zu früh verstorbenen Schwiegermutter kämen.

Bereitwillig gab er die Wasserflasche ab und beobachtete von der Rolltreppe aus eine leicht übergewichtige blonde Frau mit Bob-Dylan-T-Shirt, die ihre Handtasche öffnen musste. Darin befand sich etwas, das sie dem jungen Mann im Beerdigungsanzug nicht zeigen wollte. Sie hatte einen knallroten Kopf und schimpfte laut. Er schickte sie zur Garderobe und bat sie, dort alles abzugeben.

»Rock ’n’ Roll hatte ich mir anders vorgestellt! Ein Typ im schwarzen Anzug zwingt mich, meine Tasche an der Garderobe abzugeben! Mein Gott!«, rief sie laut, »Dylan! Das sind die Siebziger! Die Achtziger! Da warst du noch gar nicht geboren, Jüngelchen!«

Er entgegnete spitz: »Und trotzdem ist es Folk, kein Rock ’n’ Roll.«

Steinhausen wandte sich ab. Sie hatten sein Mineralwasser. Damit wenigstens konnte er hier keinen Unsinn mehr machen. Aber seine Beretta und seinen Stiefeldolch trug er nach wie vor bei sich.

Er kaufte sich oben im Foyer ein neues Wasser und dazu ein Glas trockenen Weißwein.

Die beiden Plätze rechts und links neben ihm blieben leer. So konnte er sich