Prolog
Joyce
Sie ist tot.
Mom hat sich mit leisen Schritten aus unser aller Leben verabschiedet und dabei ein ohrenbetäubend lautes, unendlich tiefes Loch hinterlassen. Es ist nicht die Angst vor der Finsternis, die mich jagt, sondern die Ungewissheit, ob wir jemals wieder dort rauskommen werden.
Als ich jünger war, faszinierte mich das Konzept des Durchschlagpapiers. Es war toll zu sehen, wie man etwas draufschrieb und es Abdrücke auf der nächsten Seite hinterließ. Vielleicht kann man den Verlust eines geliebten Menschen ganz gut damit vergleichen. Mom schrieb, während sie lebte, prägte unser aller Sein mit jedem Wort und jeder Tat – und nun wurde ihre Seite vom Tod herausgerissen. Wie ein Fehler einfach korrigiert.
Heute Morgen ist sie gestorben. Als ich meine Kreuze auf das gelbliche Papier des Aufnahmetests für die University of Colorado gesetzt habe, setzte der Krebs ein Kreuz bei ihr. Um acht Uhr morgens, wo andere einen neuen Tag damit beginnen, Mutter zu sein, hat sie damit aufgehört.
Meine Finger umschließen das Smartphone in meiner Hand fester, ich klammere mich daran, als wäre es der Hoffnungsschimmer, nach dem ich gesucht habe. Die Worte meines Vaters drücken auf mein Herz wie eine Müllpresse. Hoch, runter. Hoch, runter. Bis es irgendwann hoffentlich so winzig ist, dass der Schmerz mitschrumpft.
Juju, deine Mom … deine Mom ist heute früh … Mein Vater musste den Satz nicht beenden, seine tränenerstickte Stimme hat mir bereits verraten, wie er enden würde: …gestorben.
Dad fragte mich gleich nachdem er sich wieder gefangen hatte, wie es mir gehe, und ich fragte mich währenddessen, wie ich mich jemals von einem Menschen verabschieden sollte, der mich zu der Person gemacht hat, die ich heute bin.
Mein Blick ist auf die vorbeiziehende Landschaft geheftet und ich spüre, wie meine Augen in der Geschwindigkeit des Zuges, in dem ich stehe, den orange-goldenen Blättern draußen zu folgen versuchen.
Drei Jahre, 1095 Tage, hat der verfluchte Kr