Kapitel 1
Ob ich heute lieber Henry Cavill in The Witcheroder eine weitere Folge der Dokuserie über Serienmörder ansehen soll?
Meine Hand schwebt über dem Mauspad, während ich versuche, mich zu entscheiden, womit ich den heutigen Abend ausklingen lasse. Und damit nicht nur den Tag, sondern das ganze Jahr. Ich glaube nicht, dass ich schon mal so ein erbärmliches Silvester verbracht habe wie heute. Aber statt mich schlecht zu fühlen, greife ich mir eine Hand frisch gemachtes Popcorn und genieße den salzigen Geschmack auf meiner Zunge. Normalerweise vermeide ich es, im Bett zu essen, aber heute mache ich eine Ausnahme.
Noch bevor ich mich für mein Abendprogramm entschieden habe, hämmert es an meiner Tür.
»Jenna Meghan Fitzgerald, mach auf«, dröhnt die Stimme meines besten Freundes Kaden durch das Holz.
»Hör auf, so dramatisch zu sein. Die Tür ist offen, du Idiot«, gebe ich zurück und klicke spontan auf die Doku, die ich aber direkt pausiere. Entscheidung getroffen: Sobald er geht, werde ich mich mit den Abgründen der menschlichen Psyche beschäftigen. Obwohl ich nach Kadens obligatorischem Besuch meine Tür aus Angst vermutlich doppelt verriegeln werde, wenn ich mich meinen Serienkillern zuwende.
Er tritt in mein Zimmer und schnaubt genervt. »Das ist nicht dein Ernst, oder?« Vorwurfsvoll blickt er auf meine weite Jogginghose, in die meine Beine vermutlich dreimal reinpassen würden, und den großen Hoodie mit dem Logo der University of San Francisco darauf, auf dem, wie ich gerade bemerke, noch einige Krümel liegen.
Ich zucke mit den Schultern und wische mit der Hand über die Popcornreste. »Keine Ahnung, was du meinst. Ist doch ein normaler Donnerstagabend und immerhin zeige ich School Spirit.« Die Aussage unterstreiche ich, indem ich meine zur Faust geballte Hand dreimal in die Luft hebe, so wie es die Typen bei den Footballspielen immer machen. Mir ist klar, dass ich ihn damit reize, was er mir auch prompt bestätigt.
Mit vor der Brust verschränkten Armen schüttelt er den Kopf. »Heute ist Silvester, verdammt. Können wir nicht an diesem einen besonderen Tag zwischen den Jahren mal etwas gemeinsam unternehmen? Ständig hockst du nur zu Hause herum, das muss doch mal aufhören. Wir leben nicht mehr in Jackson, wir sind in San Francisco!«
So wie er es sagt, bekomme ich ta