Kapitel 1
Kin
Am liebsten wäre ich davongelaufen. Weit weg, um nicht beobachten zu müssen, was sich in diesem Moment vor mir abspielte. Leider war weit weg keine Option, aber zumindest hatte ich die Möglichkeit, den Raum zu verlassen. Ich wandte mich ab, fischte in meinem Rucksack nach den Kippen und stapfte auf die Tür zu.
»Wo willst du hin? Wir müssen gleich raus.«
Ich stoppte mitten in der Bewegung und drehte mich um. Jos Hände lagen an Minatos Kragen und richteten ihn, als wäre er ein kleiner Junge, der sich nicht selbst anziehen konnte. Ich wollte ihn von ihm wegstoßen und anbrüllen. Keine Ahnung, was ich gebrüllt hätte. Irgendetwas eben. Hauptsache schreien.
»Ich geh rauchen«, erwiderte ich, während ich eine Kippe zu meinem Mund führte.
»Dafür ist keine Zeit mehr«, sagte Jo und ich spürte den Groll meinen Nacken hinaufkriechen.
»Wenn ich sage, es ist Zeit dafür, ist es das auch«, brummte ich zurück und drehte mich zur Tür. Eine Hand griff nach der Zigarette, die aus meinem Mund ragte, und entriss sie mir.
»Was soll der Scheiß?«, beschwerte ich mich und Yuri seufzte genervt. Wann war sie ins Zimmer gekommen?
»Jo hat recht, ihr müsst raus. Jetzt«, pflichtete sie Jo bei und ich gab mich geschlagen.
»Sind die Jungs von Ravenflood inzwischen da?«, fragte ich.
Yuri schüttelte den Kopf. Dabei bewegte sich ihr schwarzes Haar und umspielte ihr ovales Gesicht. Irgendwie stand ich drauf, wenn sie ihren Bestimmerblick aufsetzte. Wenn Frauen eine Option für mich wären, wäre sie definitiv mein Typ.
»Sie haben es aus dem Flughafen geschafft. Immerhin. Aber sie werden wohl nicht vor der ersten Pause hier sein.«
»Besser spät als nie, oder?« Ich legte das Feuerzeug auf einen der Tische, schnappte meine Gitarre, die neben der Tür bereitstand, und spazierte hinaus in den Flur. Einen Blick zurück ersparte ich mir. Auf den Abschiedskuss, den Jo Minato gleich aufdrücken würde, konnte ich