: Asuka Lionera
: Löwentochter (Divinitas 3) Epischer Fantasy-Liebesroman mit königlichen Gestaltwandlern
: Impress
: 9783646606355
: Divinitas
: 1
: CHF 6.40
:
: Jugendbücher ab 12 Jahre
: German
: 450
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
»In mir brüllt eine schwarze Löwin.«  Es gibt Menschen, die den Fluch der Götter in sich tragen und gezwungen sind, sich Nacht für Nacht in ein Tier zu wandeln. Nur wenn sie ihren Gefährten finden - den einen Partner, mit dem ihr Herz für immer verbunden ist -, können sie den Bann brechen. Aber Liebe unterscheidet nicht zwischen Freund und Feind.  In Giselle wütet eine Löwin, die sie kaum im Zaum zu halten vermag. Sie will nicht akzeptieren, dass ihr Bruder und König des Reichs eine andere Frau neben sich auf den Thron gesetzt hat. Giselle vergräbt sich immer tiefer in ihren Schmerz. Einzig Ayrun, dem Gesandten der Waldelfen, gelingt es, vorsic tig zu der wunderschönen, unnahbaren Prinzessin durchzudringen. Doch ist er wirklich derjenige, für den ihr Herz schlägt? //Dies ist der dritte Band der atmosphärisch-romantische  Gestaltwandler-Fantasy von Erfolgsautorin Asuka Lionera. Alle Bände der Buchserie bei Impress:  -- Divinitas 1: Falkenmädchen (inkl. Bonusgeschichte)   -- Divinitas 2: Wolfsprinz    -- Divinitas 3: Löwentochter -- »Divinitas«-Sammelband der königlichen Gestaltwandler-Fantasy//   Diese Reihe ist abgeschlossen.

Asuka Lionera wurde 1987 in einer thüringischen Kleinstadt geboren und begann als Jugendliche nicht nur Fan-Fiction zu ihren Lieblingsserien zu schreiben, sondern entwickelte auch kleine RPG-Spiele für den PC. Ihre Leidenschaft machte sie nach ein paar Umwegen zu ihrem Beruf und ist heute eine erfolgreiche Autorin, die mit ihrem Mann und ihrem Fellnasenkind in einem kleinen Dorf in Hessen wohnt, das mehr Kühe als Einwohner hat.  

Kapitel 1


Giselle

Ihr stechender Blick folgt jedem meiner Schritte, den ich durch die große Halle mache, während ich die Gäste begrüße. Zwar schaut sie schnell zur Seite, wenn ich mich in ihre Richtung umdrehe, dennoch kann ich ihren Blick auf mir spüren. Abwartend, beinahe lauernd beäugt sie mich, so wie sie es immer tut. Als würde sie damit rechnen, dass ich mich jeden Augenblick in eine blutrünstige Bestie verwandeln könnte.

Doch da muss ich sie leider enttäuschen. Für gewöhnlich verwandele ich mich nur nachts in die Bestie, die sie in mir sieht.

Ich begriff eine Weile nicht, warum sich mein Körper Nacht für Nacht verändert, warum mich diese Schmerzen, die ich jedes Mal dabei empfinde, heimsuchen, sobald die Sonne untergegangen ist. Aber nachdem ich endlich von dem Zauber befreit wurde, der mir sämtliche meiner Erinnerungen genommen hatte, weiß ich es wieder ganz genau.

Ich bin verflucht.

Auf mir lastet ein uralter Fluch, der von Generation zu Generation weitergegeben wird, und ich habe einen Großteil meines Lebens damit verbracht, ein Heilmittel dagegen zu finden. Ich war bereit, alles dafür zu opfern, um endlich normal zu sein. Aber ihr Gedächtniszauber ließ mich alles vergessen und machte mich zu einer seelenlosen Hülle, in deren Innerstem ich nach Freiheit schrie. Ein Zauber, den sie auf mich gelegt hat und wofür ich sie selbst heute, fast ein halbes Jahr danach, noch immer abgrundtief hasse. Ich habe sie schon vorher gehasst, aber nachdem ich wieder wusste, wer ich bin und warum ich mich verwandele, wurde es noch schlimmer.

Ich bleibe stehen, drehe mich um und bedenke sie mit einem bitterbösen Blick. Sie zuckt erschrocken zusammen und schaut schnell woanders hin. Das ist nichts Neues. Obwohl sie die Königin ist, hat sie doch Schwierigkeiten mit direkten Konfrontationen. Sie ist zu weich, zu sehr darauf bedacht, allen gefallen zu müssen, und sie ist es auch immer noch nicht gewohnt, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen.

Ganz anders als der Mann, der auf dem Thron neben ihr sitzt. Länger als nötig verweilt mein Blick auf ihm, nimmt jede Kante seines Gesichts wahr, das mir so vertraut ist. Ja, mein Bruder ist wirklich ein geborener König: stolz, schön und ehrenvoll. Für viele Jahre empfand ich für ihn mehr, als eine Schwester empfinden sollte, und vielleicht tue ich das selbst jetzt noch, obwohl er glücklich verheiratet und mittlerweile sogar Vater ist.

Verbissen schlucke ich den bitteren Anflug von Neid herunter und widme mich wieder den Menschen, die sich im Schlosssaal eingefunden haben und die sich darum drängen, mit mir zu plaudern. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie meine Schwägerin unruhig auf dem Thron umherrutscht, als würde sie sich darauf und in ihren feinen Gewändern nicht wohlfühlen. Als würde sie sich nicht damit wohlfühlen, die Königin der Menschen zu sein.

Nun, mit diesem Gefühl ist sie nicht allein. Ich kann deutlich in den Mienen der Umstehenden erkennen, dass sie auch nach über einem Jahr noch nicht glücklich darüber sind, eine Halbelfe als Königin zu haben.

Ich hätte garantiert einen durchaus besseren Anblick als Königin geboten, wäre graziler, schöner und anmutiger als dieses Miststück, das den Großteil seines Lebens in einer Hütte im Wald gehaust und keinerlei Wissen über Anstand und von der Führung eines Volkes hat. Das nichts weiter als ein Emporkömmling ist, den ich gefunden und zu dem gemacht habe, was er nun ist.

Schon seltsam, nicht wahr? Im Grunde ist es meine Schuld, dass sie jetzt dort oben sitzt, auf meinem Platz, denn ich war es, die ihre Mutter, die lang verschollene Königin der Elfen, fand, die seit fast einem Jahrhundert für tot gehalten worden war. Nur durch mich erfuhr sie, dass sie eigentlich eine Prinzessin und zu Höherem bestimmt ist.

Von mir aus hätte sie gern die verdammte Königin der Elfen werden können, wenn sie dafür die Finger von meinem Bruder gelassen hätte.

Ich habe bis heute nicht verstanden, was er an der Halbelfe findet. Sie ist weder besonders hübsch noch besonders klug. Würde sie durch die Straßen la