: Wolfram Hänel, Ulrike Gerold
: Fastenzeit. 40 Tage Rache Thriller
: S. Fischer Verlag GmbH
: 9783104917665
: 1
: CHF 10.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 400
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Hochspannen und dramatisch: Der neue Standalone-Thriller des Autorenduos Ulrike Gerold und Wolfram Hänel. Auf dem Marktplatz neben der Kirche wird ein Mann aufgefunden - nackt, von Kopf bis Fuß in Asche eingerieben und mit einer Ziffer auf der Stirn. Im Krankenhaus wird bei dem bekannten Restaurantkritiker eine extreme Unterernährung festgestellt. Kriminalkommissarin Hannah Meyer, die gerade erst aus dem hohen Norden in die Alpen versetzt wurde, vermutet einen Zusammenhang zwischen der Tat und den religiösen Praktiken der Fastenzeit. Als weitere Personen aus der Gastronomieszene verschwinden, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Denn die Fastenzeit dauert noch drei Wochen - und das ist zu lang, um ohne Nahrung zu überleben. Doch unerwartet sieht sich Hannah mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert - und der Fall wird zur persönlichen Zerreißprobe für sie.

Ulrike Gerold und Wolfram Hänel waren lange am Theater, bevor sie zu schreiben begannen. Inzwischen haben sie über 150 Romane, Erzählungen und Bilderbücher veröffentlicht, die in insgesamt 30 Sprachen übersetzt wurden. Bei den S. Fischer Verlagen erschienen zuletzt die Thriller 'Rauhnächte' und 'Fastenzeit'. Beide Autoren leben und arbeiten zusammen in Hannover und Berlin und sind Mitglieder im PEN Berlin.

1. Kapitel


Sie waren zu dritt. Drei Frauen, die aus der Disco kamen. Aus dem »Aufreißer-Club«, wie die Leute im Ort dasParadiso nannten. Blinkende Palmen über der Tür, hämmernde Beats und schummrige Beleuchtung. Was zumindest darüber hinwegtäuschte, dass die Sitzgruppen aus rotem Samt schon deutlich bessere Tage gesehen hatten. Ebenso der von Brandflecken übersäte Linoleumboden, mit dem der heiße, stickige Raum ausgelegt war. Heiß und stickig und so laut, dass man brüllen musste, um sich zu verständigen.

Aber zum Reden ging ohnehin niemand insParadiso. Weder die Touristen noch die Einheimischen, von den Gebirgsjägern aus der nahegelegenen Kaserne ganz zu schweigen. Im Gegensatz zu den Touristen kamen die Gebirgsjäger normalerweise auch recht schnell zur Sache, ein, zwei Enzian-Shots, und ihre Hände schienen sich selbständig zu machen, egal ob mitten auf der Tanzfläche oder eng aneinander gequetscht auf den roten Samtpolstern der Sofas. Und spätestens ab 22.00 Uhr war der Gang hinter den Toiletten dann mindestens ebenso frequentiert wie die Tanzfläche. Statt der blitzenden Discokugel sorgte hier das grünlich leuchtende »Notausgang«-Schild dafür, dass die nicht immer ganz den Erwartungen entsprechenden Gesichtszüge der jeweiligen Partner gnädig im Ungewissen blieben. So ähnlich wie bei der Photoshop-Retusche eines eher misslungenen Bildes.

Wobei Miriam diesmal Glück gehabt hatte, zumindest was das Aussehen des Gebirgsjägers anging. Nur dass dann etwas nicht ganz so lief, wie er und sie sich das vorgestellt hatten. Eine Art »Ladehemmung«, wie man es wohl in der Kaserne nennen würde.

Bei Kathi war es genau das Gegenteil gewesen. »Schnellfeuergewehr, wenn du verstehst, was ich meine«, vertraute sie Miriam vor dem Spiegel über dem Waschbecken an. Dann half sie Cora wieder dabei, das weit ausgeschnittene Pailletten-T-Shirt von den Spuren des kleinen Missgeschicks zu säubern, das der Freundin ausgerechnet in dem Moment passiert war, als ihr Typ sich auf dem Barhocker vorgebeugt hatte, um sie zu küssen.

Alles in allem war es jedenfalls bislang kein allzu gelungener Abend gewesen. Und die drei Frauen hatten entschieden, ins Hotel am Markt hinüberzuwechseln, wo wie jeden Samstag eine Band spielte – nicht ganz das Niveau von Andrea Berg, aber immerhin mit einer Sängerin, die in den Sommermonaten auf Ibiza und Mallorca für Stimmung sorgte.

Die Frauen holten ihre Jacken von der Garderobe und traten auf die Gasse, als ein neuer Schneeschauer über di