: Markus Heitz, Luke Arnold, Liza Grimm, Diana Wynne Jones, Ransom Riggs
: Fantastische Aussichten: Fantasy& Science Fiction bei Knaur #6 Ausgewählte Leseproben von Markus Heitz, Liza Grimm, Ransom Riggs u.v.m.
: Verlagsgruppe Droemer Knaur
: 9783426460962
: Fantastische Aussichten
: 1
: CHF 0.50
:
: Science Fiction, Fantasy
: German
: 123
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Sind Sie bereit für eine aufregende Reise in fremde Welten? Sind Sie bereit, sich von fantastischen Geschichten verzaubern zu lassen? Dann ist dieser Leseproben-Mix genau das Richtige für Sie! Freuen Sie sich auf die Fortsetzung von Markus Heitz' »Die Meisterin« und das fünfte Abenteuer von Ransom Riggs besonderen Kindern. Seien Sie gespannt, wie es nach »Das wandelnde Schloss« und »Der Palast im Himmel« mit der Howl-Saga von Diana Wynne Jones weitergeht. Verfolgen Sie in »Der letzte Held von Sunder City« die Ermittlungen des Privatdetektivs Fetch Phillips, der sich seinem größten Fall gegenübersieht: eine magische Welt, die ihrer Magie beraubt wird. Diese und weitere fantastische Geschichten finden Sie in der Leseproben-Sammlung zu den Fantasy- und Science Fiction-Titeln des Knaur-Verlages. Das kostenlose eBook enthält Leseproben zu: - Markus Heitz, »Die Meisterin - Spiegel und Schatten« - Luke Arnold, »Der letzte Held von Sunder City« - Liza Grimm, »Talus« - Diana Wynne Jones, »Das Haus der tausend Räume« - Ransom Riggs, »Das Vermächtnis der besonderen Kinder«

Markus Heitz, geboren 1971, studierte Germanistik und Geschichte. Er schrieb über 60 Romane und wurde etliche Male ausgezeichnet. Mit der Bestsellerserie um 'Die Zwerge' gelang dem Saarländer der nationale und internationale Durchbruch. Dazu kamen erfolgreiche Thriller um Wandelwesen, Vampire, Seelenwanderer und andere düstere Gestalten der Urban Fantasy und Phantastik. Die Ideen gehen ihm noch lange nicht aus.
1

»Tue Gutes«, hatte sie gesagt.

Nun, das hatte ich versucht, oder nicht? Meine Karriere bestand aus nichts als sinnlosen und frustrierenden Fällen. So wie damals, als Mrs Habbot mich angeheuert hatte, um ihren verschwundenen Hund zu finden. Zwei Wochen Arbeit, drei gebrochene Knochen, dann starb die alte Schrulle, bevor ich mein Geld hatte, und ich durfte zwei Monate Hundesitter für einen blinden, inkontinenten Pudel spielen. Gerade lange genug, dass ich Gefühle für den verdammten Köter entwickeln konnte, bevor auch er das Zeitliche segnete.

Ruhe in Frieden, Pompo.

Dann war da noch meine kurze Zeit als Leibwächter von Aaron King. Volles Honorar, keines meiner Haare gekrümmt, aber dem reichen Geck bei seinem Geheule über die Erbschaft zuhören zu müssen bedeutete viereinhalb Tage Agonie. Noch heute ziehe ich mir seine Beschwerden mit Pinzetten aus dem Gehörgang.

Nach einer Serie von ähnlich unnützen Jobs saß ich im Halbschlaf in meinem Büro, dreiviertel betrunken und keinen Kaffee im Haus. Das war’s dann. Kein Kaffee. Genug, um das ganze bescheuerte Spiel endgültig zu beenden. Ich stand auf und öffnete die Tür.

Nicht die erste Tür. Die erste Tür aus meinem Büro ist die mit dem kleinen Glasfenster, auf demFETCHPHILLIPS,MANNFÜRALLES steht und die ins Wartezimmer und dann hinaus in den Hausflur führt. Nein, ich öffnete die andere Tür. Diejenige, die zu nichts als dem leeren Dach fünf Stockwerke über der Main Street führt. Die Vorbesitzer hatten sie benutzt, aber ich war noch nie hinausgegangen. Bis jetzt zumindest.

Der Herbstwind schlug mir geradezu ins Gesicht, als ich meinen Fuß über die Dachkante hängen ließ und auf Sunder City hinabsah. Sechs Jahre, seit alles den Bach runtergegangen war. Sechs Jahre des Herumstolperns in der Hoffnung, dass ich auf irgendwas stoßen würde, das mich all die dummen Fehler wiedergutmachen ließ.

Warum hat sie jemals gedacht, dass ich irgendwas erreichen könne?

Klingelingeling.

Das zweitteilige schwarze Telefon erschien mir wie ein Bettler, der nach Kleingeld fragte. Ich sah es an, fragte mich, ob es mir mehr Ärger einbringen würde, dranzugehen oder es zu ignorieren.

Klingelingeling.

Klingelingeling.

Ich nehme das Ohrteil ab.

»Hallo?«

»Spreche ich mit Mr Phillips?«

»Am Apparat.«

»Hier ist Schuldirektor Simon Burbage von der Ridgerock Academy. Hätten Sie heute Nachmittag Zeit, vorbeizukommen? Ich befürchte, ich benötige Ihre Hilfe.«

Ich kannte die Adresse, aber er sagte sie mir trotzdem noch einmal. Unser Termin war nach Schulende, wenn all die Kinder schon nach Hause gegangen sein würden, aber er bat mich, etwas früher einzutrudeln.

»Falls möglich, seien Sie doch um halb drei vor Ort. Es gibt eine Präsentation, die Sie vielleicht interessiert.«

Als ich dem früheren Termin zustimmte, legte er auf.

Der Wind fuhr mir wieder ins Gesicht. Dieses Mal atmete ich die kalte Luft tief ein und blies sie wieder hinaus in die Nacht. Meine Lider öffneten sich mit einem kratzenden Gefühl. Mein Blut taute wieder auf. Ich rieb mir mit der Hand über das Gesicht, das rau und trocken wie ein Stück Salzfleisch war.

Ein Klient. Ein Fall. Einer, der vielleicht wirklich etwas ändern konnte.

Schnell nahm ich Portemonnaie, Feuerzeug, Schlagring und Messer, dann versetzte ich der zweiten Tür einen Tritt, sodass sie zuflog.

* * *

Nach einer Woche Regen zeigte sich endlich ein Riss in den Wolken, und zur Abwechslung sahen die Straßen mal sauber aus. Es war der erste Auftrag seit über zwei Wochen, und ich musste dafür sorgen, dass alles glattging. Deshalb trug ich meinen geflickten grauen Anzug mit dem weißen Hemd und der schwarzen Krawatte, dazu mein bestes Paar Stiefel und den marineblauen Mantel mit Pelzbesatz, der quasi ein Teil von mir war.

Ridgerock Academy bestand aus drei einstöckigen Betonbauten hinter einem Drahtzaun. Das größte Gebäude war mit schmerzhaft bunten Wandmalereien von lachenden Gesichtern, Sonnenstrahlen und Sternen verziert.

Eine Sicherheitsfrau wartete mit einer Kaffeekanne und einem papierdünnen Lächeln auf mich. In ihren Augen zeigten sich Lust auf Ärger und die schamlose Freude an einem winzigen