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Samstag, 10. Mai, 7.55 Uhr
Marcus’ Blick war starr auf die Tasse gerichtet. Er hatte seinen Kaffee ebenso wenig angerührt wie den Zwieback, den Martin Nilsson auf den Tisch gestellt hatte.
»Hast du Hunger?«
Marcus blickte erstaunt auf, schüttelte den Kopf und versuchte zu lächeln.
»Hat sie dunkles Haar, oder ist sie blond?«
»Dunkel.«
»Die sind immer schwierig«, sagte Martin Nilsson. »Trink deinen Kaffee.«
Marcus gehorchte mechanisch. Seine kurzen Haare standen in alle Richtungen vom Kopf ab, die Stirn war mit roten Flecken übersät, die von kleinen weißen Punkten umgeben waren. Martin musste an einen Apfel denken, dessen Schale zu lange der prallen Sonne ausgesetzt gewesen war. Als Marcus die Tasse an den Mund hob, traten zwei tiefe Furchen auf seine Wangen, und er sah plötzlich wesentlich älter aus.
»Möchtest du vielleicht ein richtiges Brot?«
»Nein, danke.«
»Was treibst du denn sonst so?«
»Ich studiere. Medienwissenschaft.«
»Lina besucht das Grafische Ausbildungszentrum, sie belegt Kurse in Fotografie und so.«
Der Junge zeigte sich nicht sonderlich interessiert.
Martin Nilsson spürte, dass er allmählich müde wurde. Er sollte Lina wecken, sich eine Viertelstunde mit ihr unterhalten, während sie frühstückte, und sich anschließend ein paar Stunden aufs Ohr legen, aber die Unruhe, die ihn auf seiner Fahrt durch die Stadt erfasst hatte, war noch nicht verflogen.
»Bevor ich dich aufgelesen habe, sollte ich eigentlich noch eine Fahrt übernehmen, aber ich habe abgelehnt«, sagte er.
»Kommt das öfter vor?«
»Nein, eher selten. Es sei denn, jemand randaliert.«
»War der Typ voll?«
»Nein«, erwiderte Martin, »das nicht, aber es war ein alter Kumpel. Wir sind zusammen in die Schule gegangen, haben viele Jahre zusammengehangen.«
»Und Sie wollten ihn nicht fahren?«
»Er hieß Magnus, Quatsch, er heißt sicher immer noch so. Ich glaube nicht, dass er mich erkannt hat. Oder er