: A. K. Turner
: Tote schweigen nie Thriller | »A.K. Turner kombiniert Naturwissenschaft und exzellentes Storytelling« Val McDermid
: Verlagsgruppe Droemer Knaur
: 9783426459522
: & Flyte ermitteln
: 1
: CHF 10.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 400
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Wenn die Toten sprechen, ist sie zur Stelle: Cassie Raven rockt die Gerichtsmedizin! »Tote schweigen nie«, A. K. Turners Thriller-Sensation aus England, ist der Auftakt zu einer außergewöhnlichen Forensik-Thriller-Reihe.  Als Assistentin der Rechtsmedizin ist die Londonerin Cassie Raven schräge Blicke gewöhnt. Möglicherweise ist auch ihr Gothic-Look mit zahlreichen Piercings und Tattoos nicht ganz unschuldig daran - ebenso wie ihre Überzeugung, dass die Toten mit uns sprechen, wenn wir nur ganz genau hinhören. Genauso überzeugt ist Cassie davon, dass sie ohne die Hilfe von Mrs Edwards als Junkie unter einer Brücke gelandet wäre statt als Assistentin in der Rechtsmedizin. Umso größer ist ihr Schock, als sie einen Leichensack öffnet und in das Gesicht ihrer geliebten Mentorin blickt. Cassie ist sicher, dass Mrs Edwards ermordet wurde. Nur beweisen kann sie es nicht, denn eine kostspielige forensische Obduktion wurde bereits abgelehnt. Das macht ausgerechnet die unterkühlte DS Phyllida Flyte, die Cassie wegen einer verschwundenen Leiche auf dem Kieker hat, zu ihrer einzigen Option ... Der Start der Pathologie-Thriller-Reihe »Raven& Flyte ermitteln« überzeugt mit exakter Recherche und faszinierendem Insiderwissen - und begeistert mit außergewöhnlichen Protagonisten, zu denen neben der coolen Cassie Raven und der spröden DS Phyllida Flyte auch Cassies eigensinnige polnische Großmutter gehört.  »A. K. Turner hat einen echten Thriller-Hit gelandet! Durchweg spannende Story, reichliche Details aus dem Metier der Rechtsmedizin, und eine Hauptfigur, die einem so schnell nicht wieder aus dem Kopf geht.« Denglers Buchkritik

A. K. Turner, die viele Jahre als Produzentin für die BBC arbeitete, dreht Dokumentarfilme und True-Crime-Dokumentationen für das Fernsehen. Sie entwickelte die Figur der Cassie Raven, Assistentin der Rechtsmedizin, ursprünglich für eine BBC-Radio-Sendung. Val McDermid entdeckte die Autorin und lud sie zum Harrogate Crime Festival ein. Ihre ersten beiden Romane mit Cassie Raven, Tote schweigen nie und Wer mit den Toten spricht, haben die Leser*innen begeistert. A. K. Turner lebt in London.

2. Kapitel


Wie immer war es sofort wieder vorbei. Das Ganze erinnerte Cassie an das Erwachen aus einem sehr lebhaften Traum, wenn der Verstand sich mühte, Details festzuhalten – nur um zu spüren, dass sie ihm entglitten, wie Wasser durch offene Finger rinnt.

Jedenfalls waren Mrs Connerys Worte nicht besonders hilfreich. In der Akte stand nichts von Asthma oder einem Emphysem. Sie überlegte noch, ob sie irgendetwas damit anfangen konnte – und wenn ja, was –, als sie hörte, wie die Tür aufging. Es war Doug, der Institutsleiter, gefolgt von einem hochgewachsenen jüngeren Mann mit weichen Ponyfransen, den er als Dr. Archie Cuff vorstellte, den neuen Pathologen.

Cassie streifte den Handschuh ab und streckte ihm die Hand hin.

»Cassie Raven ist unsere erfahrenste Sektionsassistentin«, verkündete Doug strahlend. »Sie sorgt dafür, dass hier alles glatt läuft.«

Obwohl er Manschettenknöpfe und Krawatte trug(Manschettenknöpfe?!), konnte Cuff höchstens dreißig sein, kaum fünf Jahre älter als Cassie. Ein einziger Blick verriet ihr, dass seine Wachsjacke wirklich von Barbour war und kein Imitat – auf dem Metallplättchen am Reißverschluss war der Firmenname eingraviert. Und nach seiner Krawatte zu urteilen – dunkelblaue Seide mit dicken weißen Schrägstreifen –, war er auf die Harrow School gegangen. Solche Dinge fielen Cassie auf, schon immer.

»Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit Ihnen, Cathy.« Er hatte diesen unechten, semi-umgangssprachlichen Akzent drauf, den die jungen Mitglieder der Königlichen Familie so gern benutzten, sein Lächeln war so oberflächlich wie das eines Ministers, und daran, wie sein Blick über sie hinwegglitt, erkannte Cassie, dass er sie bereits in einer Schublade mit dem Etikett »Lakai« abgelegt hatte.

Es passierte nicht oft, dass Cassie jemanden vom ersten Moment an nicht leiden konnte, aber bei Archie Cuff machte sie eine Ausnahme.

»Ich mich auch«, antwortete sie. »Vor allem, wenn Sie das mit meinem Namen noch richtig hinkriegen.«

Röte stieg aus Cuffs gestreiftem Hemdkragen bis zu den rötlich blonden Koteletten empor, aber wenigstens sah er sie diesmal richtig an. Und nach dem kurzen Aufflackern des Abscheus zu urteilen, das über seine Züge huschte, gefiel ihm nicht besonders, was er sah – auch wenn es schwer zu sagen war, ob es an den schwarz gefärbten Haaren mit dem hochrasierten Undercut oder ihren Gesichtspiercings lag oder einfach nur an der Art und Weise, wie sie seinem Blick standhielt. Sie musste gegen den pubertären Impuls ankämpfen, ihren Kasack anzuheben, um ihm ihre Tattoos zu zeigen.

Dougs Blick huschte zwischen ihnen hin und her wie der eines unerfahrenen Schiedsrichters bei einem Käfigkampf, sein Lächeln geriet ins Wanken. »Na schön, dann lass ich euch mal machen.« Cassie war klar, dass er sie wahrscheinlich später an seine goldene Regel erinnern würde:»Denken Sie immer daran, der Pathologe kann Ihnen Ihren Job versüßen – oder zum Albtraum machen.«

 

Nachdem Cuff Mrs Connery kurz untersucht hatte, wobei sie außer dem Notwendigsten kaum etwas miteinander sprachen, überließ Cuff es Cassie, den Leichnam auszuräumen.

Sie setzte das Messer direkt unterhalb von Mrs Connerys Hals an. Dies war der Moment, wo sie aufhören musste, Kate Connery als Menschen zu sehen, und anfangen musste, sie als ein Rätsel zu betrachten, das gelöst werden musste, als unkartierte Landschaft. Wie könnte man ohne diesen Perspektivwechsel einen seiner Mitmenschen aufschneiden?

Nach dem ersten Einschnitt ließ ein entschlossener Zug mit dem Messer am Brustbein entlang das Gewebe so leicht aufklaffen wie einen alten Seidenvorhang. Sie hielt nicht inne, als sie die Weichteile des Bauches erreichte, nahm jedoch den Druck weg, um die Organe darunter nicht zu beschädigen, und beendete den Einschnitt direkt oberhalb des Schambeins.

Binnen fünf Minuten hatte die Knochenschere Mrs Connerys Brustkorb eröffnet, sodass Herz und Lunge frei lagen, und Cassie löste die Organe geschickt aus. Nachdem das erledigt war, hob sie mit beiden Händen sämtliche Eingeweide, von der Zunge bis zur Harnröhre, auf einmal heraus – sie waren verblüffend schwer – und legte sie behutsam in eine bereitstehende Plastikwanne. Dies war ein feierlicher Moment, sie kam sich dabei immer vor wie eine Hebamme des Todes.

Nun zum Gehirn