15. Februar, 1898
Schweiß glänzte auf dem Gesicht des erschöpften Mannes, perlte über seine unrasierten Wangen und tropfte von seinem Kinn. Er zog die Innenhebel eines Paars schwerer Holzruder bis dicht an seine Brust, ließ die Ruderblätter für einen Moment neben dem Boot auf dem Wasser treiben und wischte sich mit einem ölverschmierten Hemdärmel den Schweiß von der Stirn. Während er die Schmerzen in seinen Armen und Schultern ignorierte, nahm er den langsamen, aber stetigen Ruderrhythmus wieder auf.
Die Anstrengung allein war nicht für sein Schwitzen verantwortlich, ebenso wenig die stickige tropische Schwüle. Die Sonne hatte sich kaum vom Horizont gelöst, und die stille Luft über dem Hafen von Havanna wirkte kühl und feucht. Es war die ständige Gefahr, verfolgt zu werden, die seinen Puls beschleunigte. Mit leerem Blick suchte er die Wasserfläche ab und gab dem Mann, der hinter ihm im Boot saß, mit einem Kopfnicken ein Zeichen.
Fast zwei Wochen war es her, dass die spanische Miliz versucht hatte, seinen Fund zu beschlagnahmen. Drei seiner Kameraden hatten bereits ihr Leben lassen müssen, als sie das wertvolle Stück verteidigt hatten. Was das Geschäft des Tötens betraf, so hatten die Spanier keinerlei Skrupel und würden ihn ohne zu zögern aus dem Weg räumen, um sich zu verschaffen, was sie unbedingt haben wollten. Er hätte schon längst den Tod gefunden, wäre er nicht zufällig einer bunt gemischten Truppe bewaffneter kubanischer Rebellen begegnet, die ihm bis in die Außenbezirke von Havanna sicheres Geleit gewährten.
Er blickte über die Schulter zu zwei Kriegsschiffen hinüber, die unweit des Handelshafens ankerten.
»Al estribor«, sagte er mit rauer Stimme. »Nach rechts.«
»Sí«, erwiderte der untersetzte Kubaner, der hinter ihm saß und sein eigenes Paar Ruder durch das Wasser zog. Auch er trug zerrissene und schmutzige Kleidung, und sein Gesicht befand sich dank eines verwitterten Strohhuts im Schatten.
Sie lenkten das große Boot in Richtung der modernen stählernen Kriegsschiffe. Der alte Mann suchte den Hafen nach möglichen Gefahren ab, hatte seine Verfolger jedoch, wie es schien, abschütteln können. Nun winkte ihm eine sichere Zuflucht.
Sie ruderten an dem kleineren Kriegsschiff vorbei, an dessen Heckmast eine spanische Flagge hing, und näherten sich dem zweiten Schiff. Es war ein Panzerkreuzer mit Zwillingsgeschütztürmen, deren Rohre auf beiden Seiten weit über die Reling hinausragten. Deck und Überwasserschiff waren in Hellgelb gehalten und setzten sich deutlich von dem schneeweißen Rumpf ab. Mit seinen weißen Positionslaternen, die das aufziehende Morgengrauen erhellten, funkelte das Schiff wie ein bernsteinfarbener Diamant.
Mehrere Wachtposten patrouillierten auf Vor- und Achterschiff und garantierten mit ihrer demonstrativ zur Schau gestellten Einsatzbereitschaft die Sicherheit des Kreuzers. Ein Offizier in dunkler Uniform erschien auf dem Laufgang eines Deckaufbaus und verfolgte den Kurs des sich nähernden Ruderboots.
Er hob ein Sprechroh