«Louisa. Wo ist dein Kochtopf? Du hast dir keinen Kochtopf geholt!»
Mum steckte ihren Kopf in die Garage, wo ich versuchte, einen von den Kleiderkartons durchzusortieren. «Wie sieht es denn hier aus? Du weißt doch, dass Dad den Rasenmäher nicht aus der Garage holen kann, wenn deine ganzen Kartons hier gestapelt sind.»
Genau darauf hatte ich Dad aufmerksam gemacht, als wir sie hineingepfercht hatten, aber er hatte nur mit einem Schulterzucken gesagt, das wäre schon in Ordnung.
Im Moment konnte man ihn gerade noch so sehen, wie er auf einem Liegestuhl im hüfthohen Gras unseres winzigen Gartens saß und das nächste Bier aufmachte. «Eine echte Schande», murmelte er und trank einen Schluck.
«Dieser Mann hat sein Leben lang für diesen Lockdown trainiert», sagte Mum, während ich einen Karton auf einen anderen zurückhievte. «Zwölf Stunden täglich nur auf dem Hintern sitzen, abgesehen von den Essenspausen. Los, Bernard! Noch zehn Minuten bis zum Beifall! Steh auf!»
«Mum, muss ich dabei wirklich mitmachen? Ich muss dringend diese Kartons durchsortieren.»
«Die beschichtete Pfanne letzte Woche war viel zu leise. Vielleicht geht es ja mit dem Eierkocher und einem Vorleglöffel aus Metall. Los. Wir haben nicht mehr viel Zeit. Fühlst du dich nicht wohl? Du bist ein bisschen blass. Hast du Fieber?»
«Mir geht’s gut.»
Sie musterte mich zweifelnd, dann drehte sie sich um und ging ins Haus. Ich betrachtete die sechs Kartons mit Vintage-Kleidung, die Ausbeute einer Versteigerung, die ich beinahe zwei Monate zuvor hierhergebracht hatte, dann zog ich seufzend das Garagentor zu und machte mich auf die Suche nach einem lauteren Topf.
Ich war im März nach England gekommen, so wie ich es vier Mal pro Jahr tat, um den Warenbestand meines Vintage-Mode-VerleihsThe Bees Knees aufzustocken. Normalerweise wohnte ich bei Mum und Dad, flog nach einer Woche wieder heim nach New York und ließ mir die Kleidung per Container nachschicken.
«Seltsam. Die Reederei sagt, sie kann meine neue Ware nicht befördern», hatte ich meinen Eltern erklärt, während ich meine Mails checkte. «Irgendwas mit einem Virus.»
«Oh, irgendein Virus gibt es immer», sagte Dad. «Das geht vorbei. Ich hab von einem gehört, den die Schweine bekommen haben, und die kriegen deswegen keine Panik.»
«Wag es bloß nicht, nach New York zurückzugehen, solange deine Kartons hier die Garage blockieren», sagte Mum.
«In dem einen ist Chanel-Kleidung. Für die würde ich noch eher ein eigenes Erste-Klasse-Ticket kaufen und die Sachen vor mir nach Hause schicken.»
Und dann kam der Lockdown.
Und die Welt kam zum Stillstand.
Dads Freund Paddy aus dem Freizeitclub, der jemanden kannte, der jemanden aus dem öffentlichen Dienst kannte, sagte, es würde zwei, höchstens drei Wochen dauern. Ich rief die Mädels imVintage Clothes Emporium an und sagte ihnen, sie sollten meine Abteilung schließen und dass ich bald zurück wäre. Ich organisierte online einen Lebensmittel-Lieferdienst für Sam, und er sagte, es würde nichts bringen, wenn ich versuchte, möglichst schnell zurückzukommen, weil es hieß, Rettungssanitäter müssten sich ohnehin von ihren Familien fernhalten. «Wenn das wochenlang dauert, bist du besser bei deiner Familie und nicht hier allein.»
Ich war erleichtert, dass ich Dean Martin mitgenommen hatte (er war schon ziemlich alt, und ich ließ ihn nicht gern länger als ein paar Tage allein), und er lag schnarchend in dem Korb zu meinen Füßen, w