1. KAPITEL
Persephone
Gegenwart
Das Kopfsteinpflaster des Gehwegs drückte sich durch meine billigen Schuhe, als ich mein Fahrrad an den Fahrradständer kettete.
Dunkelheit breitete sich über die Straße im North End. Plaudernd und lachend warfen Mitarbeiter von Pubs großen Müllcontainern dicke, aufgeweichte Mülltüten in den Rachen, ohne auf den heftigen Regen zu achten.
Ich betete stumm, dass sie draußen bleiben würden, bis ich es sicher ins Haus geschafft hatte. Ich hasste es, spät heimzukommen, hatte aber den Babysitter-Job nach dem Unterricht, der mir angeboten worden war, nicht ausschlagen können. Ich raffte den Saum meines nassen Kleides, lief zur Tür, stieß sie auf und lehnte mich aufatmend mit dem Rücken dagegen.
Plötzlich schoss eine Hand aus der Dunkelheit hervor, packte mich am Handgelenk und schleuderte mich quer durch den Flur. Als ich rücklings auf der Treppe landete, schoss mir der Schmerz vom Steißbein bis in den Nacken hinauf.
»Mrs Veitch. Wie schön, dich zu sehen.«
Es war stockdunkel, aber ich erkannte Colin Byrnes an seiner Stimme. Sie war leise und sanft, in seinem Southie-Akzent lag ein Hauch von Spott.
»Es heißtMiss Penrose.« Eilig rappelte ich mich wieder auf, strich mir die nassen Haare aus dem Gesicht und wischte mir den Schmutz von den Knien. Dann schaltete ich die Deckenleuchte ein. Gelbes Licht erhellte den Flur. Tom Kaminski – für alle, die ihn kannten, nur Kaminski –, Byrnes Laufbursche und Schläger, stand hinter dem dünnen, faltigen Kredithai, die muskulösen Arme vor der Brust verschränkt.
Byrne kam auf mich zu, der starke Duft seines Rasierwassers brachte mich zum Würgen.
»Penrose? Nee, so steht das nicht in deinem Führerschein, Persy-Schatz.«
»Ich habe die Scheidung verlangt.« Mit starrer Miene wich ich einen Schritt vor ihm zurück.
»Und ich verlange einen Dreier mit Demi Lovato und Taylor Swift. Sieht so aus, als würden wir beide nicht bekommen, was wir wollen, Zuckerpüppchen. Die Sache ist die: Du bist mit Paxton Veitch verheiratet, und Paxton Veitch schuldet mir Geld. Einen beschissenen Haufen Geld.«
»Ganz genau.Paxton schuldet es dir«, erwiderte ich hitzig, obwohl ich wusste, dass ich auf verlorenem Posten kämpfte. Byrne würde mir nicht zuhören. Das tat er nie. »Er ist derjenige, der gewettet hat. Und in deinen Läden unser Geld verspielt hat. Er muss die Zeche bezahlen, nicht ich.«
Colin nahm meine linke Hand und strich über den nackten Ringfinger. Die helle Vertiefung an der Stelle, wo der Ehering gesessen hatte, war deutlich zu sehen und erinnerte mich daran, dass die Geschichte mit mir und Paxton noch nicht allzu lange vorbei war.
Ich war nicht nur immer noch mit ihm verheiratet, ich war ihm auch nach wie vor treu. Seit Pax