: Lucinda Riley
: Die Sonnenschwester Roman
: Goldmann
: 9783641201906
: Die sieben Schwestern
: 1
: CHF 10.60
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 864
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die große Saga von Bestsellerautorin Lucinda Riley.
Reich, berühmt und bildschön: das ist Elektra d'Aplièse, die als Model ein glamouröses Leben in New York führt. Doch der Schein trügt - in Wahrheit ist sie eine verzweifelte junge Frau, die im Begriff ist, ihr Leben zu ruinieren. Da taucht eines Tages ihre Großmutter Stella auf, von deren Existenz Elektra nichts wusste. Sie ist ein Adoptivkind und kennt ihre Wurzeln nicht. Als Stella ihr die berührende Lebensgeschichte der jungen Amerikanerin Cecily Huntley-Morgan erzählt, öffnet sich für Elektra die Tür zu einer neuen Welt. Denn Cecily lebte in den 1940er Jahren auf einer Farm in Afrika - wo einst Elektras Schicksal seinen Anfang nahm ...

Der sechste Band aus der Bestseller-Serie um die sieben Schwestern.

Lucinda Riley wurde in Irland geboren und verbrachte als Kind mehrere Jahre in Fernost. Sie liebte es zu reisen und war nach wie vor den Orten ihrer Kindheit sehr verbunden. Nach einer Karriere als Theater- und Fernsehschauspielerin konzentrierte sich Lucinda Riley ganz auf das Schreiben - und das mit sensationellem Erfolg: Seit ihrem gefeierten Roman »Das Orchideenhaus« stand jedes ihrer Bücher an der Spitze der internationalen Bestsellerlisten, allein die Romane der »Sieben-Schwestern«-Serie wurden weltweit bisher 30 Millionen Mal verkauft. Lucinda Riley lebte mit ihrem Mann und ihren vier Kindern im englischen Norfolk und in West Cork, Irland. Sie verstarb im Juni 2021.

I

»Ich weißnicht mehr, wo ich war und was ich tat, als ich hörte, dass mein Vater gestorben war.«

»Aha. Möchten Sie den Gedanken weiterverfolgen?«

Ich sah Theresa in ihrem ledernen Ohrensessel an. Ein wenig erinnerte sie mich an die verschlafene Haselmaus aus der Teegesellschaft inAlice im Wunderland oder einen ihrer tierischen Freunde. Theresa blinzelte immer wieder hinter ihrer kleinen runden Brille, ihre Lippen formten permanent einen Schmollmund. Unter ihrem knielangen Tweedrock lugten tolle Beine hervor, und sie hatte schöne Haare. Wenn es ihr nicht nur wichtig gewesen wäre, intelligent zu wirken, hätte sie durchaus attraktiv sein können.

»Elektra? Hören Sie mir zu?«

»Ja, tut mir leid, ich war abgelenkt.«

»Haben Sie darüber nachgedacht, was Sie beim Tod Ihres Vaters empfunden haben?«

Da ich ihr meine Überlegungen nicht verraten wollte, nickte ich treuherzig. »Ja.«

»Und?«

»Ich weiß es wirklich nicht mehr. Sorry.«

»Der Gedanke an seinen Tod scheint Sie wütend zu machen. Warum?«

»Nein. Ich kann mich ehrlich nicht erinnern.«

»Sie wissen nicht mehr, was Sie in dem Moment empfunden haben?«

»Nein.«

»Okay.«

Sie kritzelte etwas in ihren Notizblock, vermutlich so etwas wie »möchte sich nicht mit dem Tod ihres Vaters auseinandersetzen«. Genau das hatte der letzte Psychiater mir gesagt, und dabei setzte ich mich sehr wohl damit auseinander. Im Lauf der Jahre war mir klar geworden, dass Seelenklempner unbedingt einen Grund für meinen desolaten Zustand finden wollten. Und wenn sie ihn dann ausgemacht hatten, bissen sie sich daran fest wie eine Maus an einem Stück Käse und nervten mich, bis ich ihnen endlich beipflichtete und irgendeinen Scheiß erzählte, bloß damit sie Ruhe gaben.

»Und welche Gefühle verbinden Sie mit Mitch?«

Was mir zu meinem Ex einfiel, hätte wahrscheinlich ausgereicht, um Theresa nach ihrem Handy greifen zu lassen und der Polizei mitzuteilen, dass eine Verrückte drauf und dran war, einem der berühmtesten Rockstars der Welt die Eier wegzuballern. Also hielt ich lieber freundlich lächelnd den Mund.

»Mir geht’s gut. Mit dem Thema bin ich durch.«

»Bei unserer letzten Sitzung waren Sie sehr wütend auf ihn.«

»Ja, doch die Phase ist vorbei. Wirklich.«

»Das freut mich zu hören. Und wie steht’s mit dem Alkohol? Haben Sie den besser im Griff?«

»Ja«, log ich noch einmal. »Aber jetzt muss ich los. Ich hab gleich einen Termin.«

»Wir sind erst bei der Hälfte der Sitzung.«

»Tja, schade, so ist das Leben nun mal.« Ich stand auf und ging zur Tür.

»Wir sollten uns diese Woche noch einmal zusammensetzen. Vereinbaren Sie bitte gleich mit Marcia einen Termin.«

»Ja, mach ich. Danke.« Mit diesen Worten schloss ich die Tür hinter mir, marschierte schnurstracks an der Rezeption und Marcia vorbei und drückte auf den Rufknopf für den Aufzug, der bald kam. Auf dem Weg nach unten machte ich die Augen zu – ich hasste beengte Räume – und legte meine heiße Stirn an die kühle Marmorverkleidung.

»Herrgott«, fluchte ich leise, »was ist bloß mit mir los? Ich bin so verkorkst, dass ich nicht mal meiner Therapeutin die Wahrh