: Ben Aaronovitch
: Der Geist in der British Library und andere Geschichten aus dem Folly Roman
: dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
: 9783423438919
: Die Flüsse-von-London-Reihe (Peter Grant)
: 1
: CHF 8.10
:
: Science Fiction, Fantasy
: German
: 224
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Neues aus London: Ein Muss für alle Peter-Grant-Fans! Stories aus dem>Flüsse von London<-Kosmos: Freuen Sie sich auf originelle, witzige, unheimliche Geschichten über Peter, Nightingale, Abigail, Agent Reynolds und Tobias Winter. Lesen Sie, wer (oder was) in einer einsamen Autobahnraststätte umgeht, wer immer noch auf den Regalen einer bekannten Londoner Buchhandlung herumspukt und was genau eigentlich mit dem Fluss Lugg passiert ist ...

Ben Aaronovitch wuchs in einer politisch engagierten, diskussionsfreudigen Familie in Nordlondon auf. Er hat Drehbücher für viele TV-Serien, darunter>Doctor Who<, geschrieben und als Buchhändler gearbeitet. Inzwischen widmet er sich ganz dem Schreiben. Er lebt nach wie vor in London. Seine Fantasy-Reihe um den Londoner Polizisten Peter Grant mit übersinnlichen Kräften eroberte die internationalen Bestsellerlisten im Sturm.

Häusliche Gewalt


(Zeitlich angesiedelt zwischenSchwarzer Mond über Soho undEin Wispern unter Baker Street)

Vorbemerkung


Das Konzept »Sonderausgabe mit Kurzgeschichte« gefiel Waterstones so gut, dass sie mich baten, auch für eine Exklusivausgabe vonEin Wispern unter Baker Street eine Story zu schreiben. Zuvor war ich Kurzgeschichten immer aus dem Weg gegangen, weil sie unverhältnismäßig viel Arbeit für wenig Text machen und schwer zu verkaufen sind. Aber nachHeimspiel hatte ich Lust auf mehr, deshalb stimmte ich zu. Diesmal wollte ich mir etwas Alltägliches vornehmen, etwas, womit die Polizei routinemäßig immer wieder konfrontiert wird.

 

 

 

Das Problem bei architektonischen Stilrichtungen ist, dass sie nie so genau abgegrenzt werden können, wie die Lehrbücher behaupten. Das Reihenhaus auf ungefähr halber Höhe der Prince of Wales Road tat sein Bestes, um nach Regency auszusehen, aber die Schiebefenster, der etwas schlampige Stuck und das Souterrain deuteten auf frühestens hochviktorianisch hin. Ich musterte es kritisch. Der Anstrich war nicht wirklich schmutzig, nur leicht schmuddelig, und die schmiedeeisernen Geländer waren rostfrei. Im Zuge der ersten Kaufrechtswelle für Mieter in Privatbesitz gekommen, schätzte ich, damals, als die Gemeinde Camden noch historische Reihenhäuser in Besitz gehabt hatte.

Zu meinem Fall von häuslicher Gewalt ging es die Außentreppe hinunter zur Souterrainwohnung. Die Eingangstür befand sich versteckt in einer Nische unter der Vortreppe zu dem, was einst, als das Haus noch nicht in Wohnungen unterteilt war, der Haupteingang gewesen war – eine Maßnahme, damit die gewöhnlichen Lieferanten so unauffällig wie möglich kommen und gehen konnten. Glockengeläut ertönte, als ich auf die Klingel drückte, und aus Gewohnheit trat ich einen Schritt aus der engen Nische zurück. Im Fall der Fälle ist es immer besser, man hat etwas Bewegungsfreiheit, wenn sich eine Tür öffnet.

Als sich diese spezielle öffnete, streckte eine kleine alte weiße Frau den Kopf heraus und beäugte mich misstrauisch. »Ja? Kann ich Ihnen helfen?«

»Mrs. Eugenia Fellaman?«, fragte ich.

»Ja«, bestätigte sie.

»Mein Name ist Peter Grant. Ich bin von der Polizei und würde gern kurz mit Ihnen reden, wenn ich darf.« Ich zeigte ihr meinen Dienstausweis.

Er schien keinen großen Eindruck auf sie zu machen. »Ich hab doch schon mit diesem anderen geredet.«

»Ja, Ma’am, das weiß ich«, sagte ich. Der »andere« war Sergeant Bill Crosslake gewesen, der mich hinzugerufen hatte. »Er hat mich gebeten, auch mal mit Ihnen zu sprechen. Er dachte, vielleicht könnte ich Ihnen helfen.«

Sie kam vollends aus der Tür, um mich besser auf die Straße zurücktreiben zu können. »Na, da hat er falsch gedacht.«

Als sie ins Tageslicht trat, bemerkte ich das schwache Lila eines verblassenden blauen Flecks auf ihrer linken Wange. »Dürfte ich fragen, wie Sie sich diesen Bluterguss zugezogen haben?«

Mir entging nicht, dass sie sich sehr bewusst zurückhielt, sich an die Wange zu fassen. »Bin in die Tür reingerannt, ja? Wenn man älter wird, passiert einem so was.«

»Wir wissen doch beide, dass das nicht stimmt«, sagte ich.

Sie verschränkte die Arme