: Ben Aaronovitch
: Schwarzer Mond über Soho Roman
: dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
: 9783423413169
: Die Flüsse-von-London-Reihe (Peter Grant)
: 1
: CHF 7.30
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: Fantasy
: German
: 384
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Melodie des Todes Constable Peter Grant ist ein ganz normaler Londoner Bobby. Die Abteilung, in der er arbeitet, ist allerdings alles andere als normal: ihr Spezialgebiet ist - die Magie. Peters Vorgesetzter, Detective Inspector Thomas Nightingale, ist der letzte Magier Englands und Peter seit kurzem bei ihm in der Ausbildung. Was im Moment vor allem das Auswendiglernen von Lateinvokabeln bedeutet, die uralten Zaubersprüche wollen schließlich korrekt aufgesagt werden. Doch als Peter eines Nachts zu der Leiche eines Jazzmusikers gerufen wird, verliert das Lateinstudium auf einmal seine Dringlichkeit. Peter findet heraus, dass in den Jazzclubs in Soho, im Herzen Londons, plötzlich verdächtig viele Musiker eines unerwarteten Todes sterben. Hier geht etwas nicht mit rechten Dingen zu ...

Ben Aaronovitch wuchs in einer politisch engagierten, diskussionsfreudigen Familie in Nordlondon auf. Er hat Drehbücher für viele TV-Serien, darunter>Doctor Who<, geschrieben und als Buchhändler gearbeitet. Inzwischen widmet er sich ganz dem Schreiben. Er lebt nach wie vor in London. Seine Fantasy-Reihe um den Londoner Polizisten Peter Grant mit übersinnlichen Kräften eroberte die internationalen Bestsellerlisten im Sturm.

Es ist eine traurige Tatsache des modernen Lebens, dass man, wenn man lange genug fährt, früher oder später London hinter sich lassen muss. Wenn man die A12 nach Nordosten nimmt, landet man irgendwann in Colchester, der ersten römischen Hauptstadt Britanniens und ersten Stadt, die von dieser rothaarigen Kelten-Tusse aus Norfolk namens Boudicca niedergebrannt wurde. Das wusste ich, weil ich im Zuge meiner Lateinstudien dieAnnalen des Tacitus gelesen hatte. Der bringt überraschend viel Verständnis für die aufständischen Briten auf und übt vernichtende Kritik an den völlig unvorbereiteten römischen Generälen, diemehr an ihre Bequemlichkeit denn an das Nützliche dachten. Die klassisch gebildeten kinnlosen Schnösel, die in der britischen Armee das Sagen haben, scheinen daraus ihre Lehren gezogen zu haben – heute sitzen in Colchester die härtesten Hunde im ganzen Militär, die Fallschirmjäger. Ich hatte mich als Polizeianwärter oft genug am Samstagabend mit besoffenen Soldaten auf dem Leicester Square herumgeschlagen, um jetzt schön auf der Umgehungsstraße zu bleiben und die Stadt weiträumig zu meiden.

Hinter Colchester bog ich nach Süden ab und fand mit Hilfe der GPS-Funktion meines Handys erfolgreich auf die B1029, die das keilförmige Trockengebiet zwischen dem River Colne und dem Flag Creek der Länge nach durchschneidet. An ihrem Ende liegt Brightlingsea, das sich laut Lesley an der Küste breitmacht wie ein Haufen Müll, der von der Flut an den Strand geschwemmt wurde. Also, ich fand es gar nicht so schlimm. In London hatte es geregnet, aber seit Colchester hatte sich der Himmel aufgeklart, und die gepflegten viktorianischen Reihenhäuser, die sich bis hinunter ans Wasser zogen, strahlten in der Sonne.

Der Familiensitz der Mays war nicht schwer zu finden: ein pseudo-edwardianisches Klinker-Landhaus aus den Siebzigern, mit Hilfe von Kieselrauputz und alten Kutschenlaternen zu einem Idyll ungezügelter Spießigkeit herausgeputzt. Die Haustür wurde von einer von blauen Blüten überquellenden Blumenampel und einem Keramik-Hausnummernschild in Form einer Segelyacht flankiert. Ich hielt kurz inne und ließ den Blick über den Garten schweifen. Nicht weit von der verschnörkelten Vogeltränke hatten sich ein paar Gartenzwerge lässig in Pose gestellt. Ich holte tief Luft und klingelte.

Sofort erhob sich drinnen vielstimmiges weibliches Geschrei. Durch das Buntglasfensterchen in der Tür sah ich am Ende des Flurs ein paar verschwommene Gestalten hin und her eilen. Jemand kreischte: »Es ist dein Freund!«, worauf einPsst und eine halblaute Ermahnung von jemand anderem folgten. Dann kam ein weißer Schatten näher, bis er das Fenster völlig ausfüllte. Ich trat einen Schritt zurück. Die Tür öffnete sich. Es war Henry May, Lesleys Vater.

Er war ziemlich groß, und das jahrelange Lastwagenfahren und Güterverladen hatten ihm breite Schultern und muskelbepackte Arme eingebracht. Die vielen Raststättenfrühstücke und die Abende am Stammtisch hatten um den Bauch herum einen nicht minde