: Pierre Lagrange
: Bedrohliche Provence Der perfekte Urlaubskrimi für den nächsten Provence-Urlaub
: S. Fischer Verlag GmbH
: 9783104917368
: Ein Fall für Commissaire Leclerc
: 1
: CHF 13.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 320
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Dunkle Wolken drohen am blauen Himmel der Provence - der zehnte Band der Provence-Krimi-Reihe von Bestseller-Autor Pierre Lagrange Ex-Commissaire Albin Leclerc ist Vater geworden - sein Mops Tyson hat Nachwuchs bekommen. In all dem Alltagswahn kommt es ihm gerade recht, dass ihn sein alter Bekannter Arnault Langlois anruft und um Hilfe bittet: Seine Nichte Sandrine und ihr Lebensgefährte sind verschwunden. Albin verspricht zu helfen, doch es ist zu spät - das Pärchen wird erschossen aufgefunden. Vermutlich planten die beiden die Entführung der Ehefrau eines reichen Rotlichtbosses. Wurden sie deswegen getötet? Aber es bleibt nicht bei diesem einen Mord. Die Polizei ermittelt auf Hochtouren. Und Albin trifft schließlich auf eine Person, die zu allem bereit ist ... Ex-Commissaire Albin Leclerc ermittelt in der Provence: Band 1: Tod in der Provence Band 2: Blutrote Provence Band 3: Mörderische Provence Band 4: Schatten der Provence Band 5: Düstere Provence Band 6: Eiskalte Provence Band 7: Trügerische Provence Band 8: Gnadenlose Provence Band 9: Unheilvolle Provence Band 10: Bedrohliche Povence

Pierre Lagrange ist das Pseudonym eines bekannten deutschen Autors, der bereits zahlreiche Krimis und Thriller veröffentlicht hat. In der Gegend von Avignon führte seine Mutter ein kleines Hotel auf einem alten Landgut, das berühmt für seine provenzalische Küche war. Vor dieser malerischen Kulisse lässt der Autor seinen liebenswerten Commissaire Albin Leclerc gemeinsam mit seinem Mops Tyson ermitteln.

Prolog


Jede Sekunde, dachte Guy Dumas, brachte ihn dem Tode näher. Sterben, Leben – beides verlief gleichzeitig, ohne dass man etwas daran ändern konnte. Schon beim ersten Atemzug nach der Geburt drückte das Schicksal auf die Stoppuhr. Bei einigen Menschen erfolgte der zweite Klick früher, bei manchen später. Niemand wusste, wann er an der Reihe war und wie und wo er sterben würde. Zumindest nicht in der Regel.

Die Momente, in denen einem die Parallelität des Lebens und Sterbens bewusst wurde, waren sehr rar. Aber wenn sie kamen und einem die Endlichkeit vor Augen geführt wurde, dann traf es einen meist unvorbereitet. Die Erkenntnis kroch wie Gift durch die Poren. Sie griff mit ihren Spinnenfingern um das Herz und presste es langsam zusammen. Sie schob sich wie eine schwarze Wolke vor die Sonne, legte sich wie eine dunkle, nasse Decke auf die Seele.

So wie in dieser schwülen Nacht, in der Dumas ein weiteres Mal kein Auge zutun konnte. Schwer zu sagen, wie spät es war. Vielleicht drei oder vier Uhr in der Frühe.

Er lehnte schweißnass an der Mauer aus Lehm, um die herum der Käfig gebaut worden war, starrte in den Himmel voller Sterne, die er in den fast sechzig Jahren seines Lebens oft angeschaut hatte. Die anderen drei Geiseln lagen auf den Matratzen und schliefen tief und fest. Ein sanfter Wind raschelte in den Palmen, wehte Staub über die rote Erde und brachte den Geruch von Feuer und den würzigen Kräutern Afrikas durch den eng geflochtenen Maschendraht.

Links und rechts war das Rebellenlager mit improvisierten Wällen aus Wellblech, Schrott und darüber gespanntem Stacheldraht befestigt. An den Ecken gab es jeweils einen Wachturm mit Leitern und Holzpaletten, die als Podeste fungierten. Im Inneren des Forts standen Jeeps mit aufgebockten Maschinengewehren sowie ein olivgrüner Militär-Lkw von Renault, mit dem kürzlich Kisten französischer Famas-Sturmgewehre und Raketenwerfer geliefert worden waren, wie Guy Dumas in seinem Dauerzustand zwischen Lethargie und Agonie verfolgt hatte.

An einem der Jeeps lehnte ein Soldat der sogenannten Befreiungsarmee von Côte d’Ivoire unter Führung von Moussa Kanga, der sich Lord Kanga nennen ließ und über seiner Uniform meistens so viele Goldketten trug wie ein amerikanischer Rapper. In Kangas tiefschwarze Haut waren an den Wangen Muster geritzt worden, als er ein Junge gewesen war – Stammeszeichen, die sich zu dekorativen Narben entwickelt hatten.

Der Soldat steckte sich eine Zigarette an, die orangefarben aufglomm. Er trug ein Gewehr an einem Trageriemen und hatte offensichtlich die Nachtschicht im Camp aufgebrummt bekommen.

In den vergangenen Tagen hatte Dumas rund zwanzig Soldaten gezählt. Das Lager war klein und diente vermutlich vor allem zur Aufbewahrung der Geiseln – aktuell außer Dumas ein Ingenieur sowie zwei Banker, allesamt Franzosen. In den ersten Tagen hatten sie permanent davon gesprochen, dass sicherlich bald Lösegeld gezahlt werden würde und der Spuk vorbei wäre. Wenn ihr wüsstet, hatte Dumas gedacht. Je mehr Zeit verging, ohne dass etwas geschah, desto weniger war das Lösegeld Thema gewesen, sondern die Frage, wann es Wasser geben würde, denn die Sonne glühte brutal.

Aber, das musste man sagen: Es ging ihnen nicht schlecht. Die Soldaten der Befreiungsarmee kümmerten sich um sie. Es gab ausreichend Wasser und Nahrung, zwischendurch Traubenzucker, und den Ingenieur hatten sie mit Antibiotika vollgestopft, weil sich eine Kopfwunde entzündet hatte, die bei der Entführung entstanden war. Es könnte weitaus schlechter laufen, wusste Dumas. Bedeutend schlechter.

Dumas atmete tief ein und wieder aus. Er steckte den Zeigefinger unter den Metallreifen am Fußgelenk und kratzte sich die Haut. Wie die Tiere waren sie