: Kathrin Demmler, Bernd Schorb
: Medien und Narrative merz 4/2020
: kopaed - merz / medien+ erziehung
: 9783961343232
: 1
: CHF 6.90
:
: Bildungswesen
: German
: 97
: Wasserzeichen/DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF
Medien sind von jeher Erzähl-, Erlebnis- und Inszenierungsräume, die sich – so die Ausgangsthese – durch Digitalisierungsprozesse verändern, da sich unter anderem Angebote ausdifferenzieren, erweitern, neujustieren und zunehmend durch Nutzer*innen (mit)gestaltet werden. Nutzende fungieren nicht nur als Geschichtenleser*innen, sondern auch als Geschichtenerzähler*innen (Tophinke 2017). Produktions-, Nutzungs- und Aneignungsweisen von medial vermittelten Narrationen haben sich einerseits strukturell durch neue Formate und Plattformen und nicht zuletzt Streamingdienste gewandelt. Andererseits haben sich inhaltlich-dramaturgisch sowie ästhetisch neue Erzählweisen/-strategien in Film und Serien, auf Blogs, in Sozialen Netzwerken und vor allem auf Bild- und Videoportalen herausgebildet. Sie sind zu wichtigen Erzählkontexten avanciert, wobei die kulturelle Praxis des Erzählens sich mitunter den Umgebungen anpasst und sich die Erzähler*innen teilweise ihrem Publikum unterwerfen, dieses ‚empowern‘ und mobilisieren, erinnern oder auch verstören können. Es finden sich spontane, offene Erzählungen aber auch geschlossene. Manche haben Snippetcharakter. Man denke etwa an Instagram-Storys, Memes und Tweets. Erzählmedium ist sowohl Schriftlichkeit als auch Bildlichkeit in Form von Fotos, Filmen und kurzen Videos, die nur marginal beschrieben und kommentiert oder mit Hashtags versehen werden (Tophinke 2017; Wagner 2019). Letztere ermöglichen Themensetzungen, anlass- und issuebezogene Kollektivierungen von Nutzer*innen im Sinne einer „Neogemeinschaft“ (Reckwitz 2017, S. 262) sowie auch Resonanzräume, die kritisch nicht selten affektiv aufgeladen sind, Hate- und Counterspeech hervorbringen. Das vorliegende Heft beschäftigt sich mit fiktionalen und dokumentarischen, interaktiven sowie multimedialen Erzählformen in Netzumgebungen. Der erste Beitrag von Christina Schachtner thematisiert narrative Selbstkonstruktionen in mediatisierten Lebenswelten. Ausgehend von der Metatheorie der Mediatisierung und dem phänomenologischen Lebensweltansatz gilt es, die Selbsterzählungen von Blogger*innen und Netzakteur*innen, die die Autorin interviewt hat, im Hinblick auf ihr Selbstbildungspotenzial einzuordnen. So verweisen nicht allein dominierende Narrationen, sondern auch narrative Puzzleteile, sogenannte „Narrationsnester“ (Kraus 2000), immer auf das eigene Selbst, das heißt auf Selbstentwürfe und das Bedürfnis nach einem kohärenten Identitätsgefühl.

Wie es sich anfühlt, verschiedenen Kulturen anzugehören, an zwei weit voneinander entfernten Orten zu leben und zu arbeiten, weiß der Theologe und Linguist Alexander Görlach nur zu gut. Kathrin Demmler hat ihn zu den aktuellen politischen Themen und der Prägung durch populäre Narrative interviewt.
Inhalt2
Editorial: Medien und Narrative7
Narrative Selbstkonstruktionen9
Narrative sind oft der kleinste gemeinsame Nenner17
Soziale Medien als Mittel der Krisenbewältigung20
Erzählungen für eine Bildung, die an der Zeit ist28
Populäre Geschichtskultur37
Digitale Jugendnarrative in der deutschen Fernsehfiktion42
Das filmische Planspiel als Methode digitalen Storytellings am Beispiel von PARLAMENSCH50
Rap als Sprachrohr politischer Propaganda?57
Wie sehen und leben Erst- bis Sechstklässler*innen Schule?63
Freiheit und Verantwortung bei der Nachrichtenauswahl jugendlicher Mediennutzer*innen70
storys, apps und du76
Filmreihe über Alltagsrassismus bei Jugendlichen82
Widerstand in dunklen Zeiten84
Nur 30 Minuten?86
Über Architektur und Macht der Sprache88
Blasen, stille Echokammern und die wirklich wichtigen Fragen90
#blackouttuesday97