: Dietrich zur Nedden
: Diesseits Ein Hirnroman
: zu Klampen Verlag
: 9783866747531
: zu Klampen Literanover
: 1
: CHF 13.40
:
: Erzählende Literatur
: German
: 248
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Hannes Weckerling ist wohl das, was man unter einem>liebenswerten Unruhestifter< versteht: Vater zweier Kinder und mit seiner Lebensgefährtin an seiner Seite tritt er als gewitzter Autor auf und hält Distanz zu den allgegenwärtigen technischen Errungenschaften. Er nimmt sich selbst und das Leben zwar wichtig, aber nicht so ernst, als plötzlich ihm die Ärzte nach einem epileptischen Anfall eine folgenschwere Diagnose stellen: Hirntumor. Nicht länger die Mitmenschen durch sein oft bizarres Verhalten irritierend, will sich Weckerling für den fundamentalen Riss in seinem Dasein wappnen. Dabei übernimmt er von Ratschlägen nur das, was in ihm nachhallt. Als eigensinniger Zeitgenosse meint er, eine intuitive Strategie des Widerstands und der Überwindung zu finden. In seinen Kladden schreibt er assoziativ viele Gedanken nieder. Immer stärker saugt er damit den Leser in den Strudel dessen hinein, was sich im Verlauf dieser Krise in seiner Seele entwickelt. Aus dem Wechselspiel der verschiedenen erzählerischen Bestandteile, verwoben mit Zitaten, Songtexten, Radioansagen und Haikus, erwächst die eindringliche und sprachlich virtuose Schilderung einer existentiellen Geschichte mit autobiografischen Zügen.

Dietrich zur Nedden, geboren 1961, lebt als Autor und Publizist vorwiegend in Hannover. Er schreibt u. a. für den »NDR« und für die »Wahrheit«-Seite der »taz«. Neben drei Bänden mit Kurzgeschichten und Erzählungen veröffentlichte er den Roman »Das Leben als auch«. Bei zu Klampen erschien 2006 der Essay »Pfeifen! Vom Wesen des Fußballschiedsrichters« (mit Michael Quasthoff).

10 / Aus den Notizbüchern I


Die nächsten und nachfolgenden Ausschnitte aus Weckerlings Notizbuch bis kurz nach Ende des Kalenderjahres – mithin ein Extrakt aus etwa sechs Wochen – reiche ich weitgehend unkommentiert weiter, um Weckerlings Irrfahrt im Labyrinth der Ahnungen, Fehleinschätzungen und Missdeutungen möglichst … beinahe hätte ich gesagt: »naturgetreu« nachzuzeichnen. Überdies füge ich einige Zeilen aus der Archiv-Datei seiner Elektropoststelle bei. Weckerling hat alles Mögliche, was er imTV, Radio, Netz und in seiner Umgebung aufgeschnappt hat, in seiner Kladde zitiert, zuweilen allerdings ohne Quellenangabe, wie das bei Notizbüchern nicht ungewöhnlich ist. Zudem vermerke ich manche, keineswegs sämtliche Kürzungen, die ich mir vorwiegend aus Rücksicht auf die Familie gestatte, sowie einige vergleichsweise ausführliche Kommentare.

22. November

Traum-Vakanzen – aus dem simplen Grund, weil ich drei oder eher vier Biere intus habe? God knows.

Zwanghaftigkeit = magisches Denken; … lass mich treiben, bitte. Nein, ICH lass mich treiben, zu sehr treiben … Was treibst du? Was treibt dich?

Als erhebe, erhöbe ich den Anspruch an mich selbst, im Schädel, im Hirn sowohl ein Synonym als auch ein etymologisches als auch ein rückläufiges Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache zu inkorporieren. Ts, ts, ts … = idiotisch.

Übrigens, liebe Zeitgenossen, Erzrivalen und Fernschachgegner, ich lebe zur Zeit mitnichten in einer Hölle, sondern in einer Wüste, einer Brache, einem toten Gelände.

Habe heute in einer Buchhandlung ein Comic-Heft in die Hand genommen, dessen Motto lautet: »Ordinary life is a very complex matter.« Da sprichste was an.

die inneren Kämpfe …

Ich plage mich mit der Arbeit an dem Buch über Verschwörungstheorien, aber wer hätte was anderes erwartet?

Am 23. November schreibt Weckerling per Elektropost an ei