: Rudolf Jagusch
: Eifelwolf Kriminalroman
: Emons Verlag
: 9783960419082
: 1
: CHF 8.80
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 304
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Originell, authentisch, liebenswert. Der Mord an einem ehemaligen Bundeswehrsoldaten, der zurückgezogen auf einem abgelegenen Hof in der Eifel lebte, ruft Hotte Fischbach und Jan Welscher von der Polizei Euskirchen auf den Plan. Hängt der Tod des Mannes mit dessen Teilnahme an der ISAF-Mission in Afghanistan zusammen? Oder kam es zu einem Streit unter ehemaligen Kameraden? Als auf dem Grundstück des Toten ein überraschender Fund gemacht wird, dämmert den Kommissaren langsam das ganze Ausmaß einer schrecklichen Tragödie ...

Rudolf Jagusch, 1967 geboren, arbeitet als freier Schriftsteller in der Nähe von Köln. www.rudijagusch.com

1


Wenn der Kollege sich gebückt mit einer Hand an einem Baumstamm abstützte und sein Frühstück den Regenwürmern kredenzte, musste es übel aussehen.

Horst Fischbach, den alle nur »Hotte« nannten, hängte seinen Stahlhelm an den Lenker seiner Harley, warf seine Lederjacke über den Sitz und ging zu ihm. »Alles in Ordnung?«

Jan Welscher schaute auf, das Gesicht kreideweiß, die Augen rot gerändert. Die Beine des weißen Overalls, den er über seiner Kleidung trug, zierten Spritzer von Erbrochenem. »Sieht das für dich nach ›in Ordnung‹ aus?«

Fischbach hieb ihm mitfühlend auf den Rücken. »Geht vorüber«, munterte er ihn auf. »Kotz dich in aller Ruhe aus. Ich schau mich währenddessen schon mal um.«

»Du bistso fürsorglich«, grummelte Welscher, ehe ihm erneut die Galle in den Hals schoss.

Fischbach entfernte sich einige Schritte in Richtung des Fachwerkhauses und blieb neben einem Hauklotz stehen, in dem ein Beil steckte. An der Klinge klebte Blut.

»Nicht anrühren!«, forderte eine Frauenstimme aus dem Inneren des Hauses, die Fischbach leider nur zu gut kannte. Sie gehörte der Chefin der Kriminaltechnik, Maila Aalto. Eine Generation trennte sie voneinander, was an sich kein Problem darstellte. Doch die junge Kollegin war nicht auf den Mund gefallen und provozierte gern – und zwar mit Vorliebe Fischbach.

»Schon klar«, rief er und murmelte, während er ungehalten abwinkte, »bin ja kein Frischling mehr.«

»Könnte die Tatwaffe sein«, informierte ihn Maila Aalto.

»Das Beil?«

»Nee, der Hauklotz.«

Fischbach stutzte. »Wirklich?«

Sie lachte. »Mensch, Hotte. Lass dich doch nicht immer veräppeln. Ich meine natürlich das Beil, nicht den Klotz. Komm rein, dann wird dir alles klar.«

Fischbach spürte, wie Ärger in ihm aufstieg. Warum konnte diese Frau sich nicht auf die für den Fall wesentlichen Informationen beschränken? Weshalb musste sie immer ein freches Mundwerk an den Tag legen? »Gleich«, verkündete er säuerlich. »Will mir erst hier draußen ein Bild machen.«

Die Kriminaltechnikerin hob die Hand und streckte den Daumen nach oben. Dann verschwand sie aus seinem Blickfeld.

Der Bauernhof, auf dem sie im Einsatz waren, wirkte heruntergewirtschaftet. Brennnesseln streckten sich an den Gemäuern in die Höhe. Das Dach der Scheune hätte schon längst neue Schindeln benötigt. Die Fenster des Wohnhauses waren einfachverglast, von den Rahmen blätterte Farbe ab. Die ehemals schwarz lackierten Fachwerkbalken hatten einen ausgelaugten Grauton angenommen, der First hing durch, der Kamin neigte sich bedrohlich zur Seite. Ein Nutzgarten schloss sich rechts an das Haus an. Immerhin, die Pflanzen dort schienen gut versorgt. Trotz der andauernden Sommerhitze, die Fischbach schon vor der Mittagszeit den Schweiß auf die Stirn trieb, wuchsen sie aus