: Agatha Christie
: Das Geheimnis von Sittaford Kriminalroman
: Atlantik Verlag
: 9783455011906
: 1
: CHF 8.70
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 304
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
 Ein verschneiter Winterabend im beschaulichen Sittaford. Die Séance der Nachbarn bringt ein ganz und gar nicht beschauliches Ergebnis: Mord. Das Opfer ist auch schon bekannt. Captain Trevelyan ist ein reicher, etwas sonderbarer Mann - und zwei Stunden später tatsächlich tot. Fast alle Bewohner des Dorfes hatten mit ihm zu tun und ein jeder hätte ein Motiv. Als auch der zugereiste Neffe des Toten unter Verdacht gerät, macht sich seine eigensinnige und pfiffige Verlobte daran, den herbeigerufenen Inspector mit eigenen Ermittlungen zu unterstützen. 

Agatha Christie begründete den modernen britischen Kriminalroman und avancierte im Laufe ihres Lebens zur bekanntesten Krimiautorin aller Zeiten. Ihre beliebten Helden Hercule Poirot und Miss Marple sind - auch durch die Verfilmungen - einem Millionenpublikum bekannt. 1971 wurde sie in den Adelsstand erhoben. Agatha Christie starb 1976 im Alter von 85 Jahren.

1Sittaford House


Major Burnaby stieg in seine Gummistiefel und knöpfte den Mantelkragen zu. Dann nahm er sich eine Sturmlaterne aus dem Regal neben der Tür, öffnete langsam die Eingangstür seines kleinen Bungalows und spähte hinaus.

Vor ihm lag eine typisch englische Landschaft, wie man sie auf Weihnachtskarten und in altmodischen Rührstücken dargestellt fand. Alles war mit Schnee bedeckt – nicht nur zwei, drei Zentimeter hoch bepudert, sondern dick verhüllt. Seit vier Tagen schneite es nun schon über ganz England, und hier, am Rand des Dartmoor, lag er inzwischen mehr als einen Meter hoch. Im ganzen Land stöhnten die Hausbesitzer wegen geplatzter Rohre, und nichts ging gerade über die Freundschaft mit einem Klempner (oder auch nur einem Klempnergesellen).

Hier, in dem schon zu normalen Zeiten entlegenen, jetzt aber fast völlig von der Außenwelt abgeschnittenen Dorf Sittaford, wurde jeder harte Winter zu einem sehr realen Problem.

Major Burnaby verfügte allerdings über eine robuste Natur und stapfte, nachdem er zweimal geschnaubt und einmal geknurrt hatte, entschlossen in den Schnee hinaus.

Sein Ziel lag nicht weit entfernt. Es ging nur ein paar Schritte einen gewundenen Feldweg entlang, dann durch ein Tor und über eine teilweise geräumte Zufahrt zu einem Haus von beträchtlicher Größe, das ganz aus Granit erbaut war.

Ein adrett gekleidetes Hausmädchen empfing ihn und nahm ihm Wintermantel, Gummistiefel und den nicht mehr ganz neuen Schal ab.

Dann wurde eine Tür geöffnet. Als der Major den Raum betrat, fühlte er sich wie in der Verwandlungsszene eines Theaterstücks.

Schon jetzt, um halb vier, waren die Vorhänge zugezogen, das Licht brannte, und im Kamin prasselte munter ein großes Feuer. Zwei Frauen in eleganten Nachmittagskleidern erhoben sich, um den strammen alten Recken zu begrüßen.

»Wie schön, dass Sie den Weg zu uns gefunden haben, Major Burnaby«, sagte die ältere.

»Ich bitte Sie, Mrs Willett, das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite. Wie schön, dass Sie mich eingeladen haben«, erwiderte er und schüttelte beiden die Hand.

»Wir erwarten noch Mr Garfield und Mr Duke«, fuhr Mrs Willett fort. »Mr Rycroft hat sich ebenfalls angekündigt, wird aber bei diesem Wetter und in Anbetracht seines Alters wohl eher nicht kommen. Es ist ja wirklich scheußlich da draußen, manmuss sich einfach irgendwie aufheitern. Violet, leg noch einen Scheit ins Feuer.«

Sofort erhob sich der Major galant, um die Aufgabe zu übernehmen.

»Wenn Sie erlauben, Miss Violet.«

Nachdem er das Holz mit geübter Hand an die richtige Stelle gelegt hatte, kehrte er zu dem von der Gastgeberin zugewiesenen Sessel zurück und sah sich verstohlen um. Erstaunlich, dass zwei Frauen den gesamten Charakter eines Raums verändern konnten, ohne dass man zu sagen vermocht hätte, wie.

Sittaford House