: Dieter Ebels
: Dionysius Duisburg - Krimi
: Books on Demand
: 9783753489988
: 1
: CHF 6.10
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 292
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der grausame Fund einer enthaupteten Frau vor der kleinen St. Dionysius-Kapelle stellt Kommissarin Silvia Muisfeld und ihren Kollegen Sven Söhlbach vor ein Rätsel. Als ein weiteres, genauso hingerichtetes Mordopfer gefunden wird, steht schnell fest, dass es der selbe Täter ist. Niemand ahnt, dass der Mörder, ein irrsinniger Psychopath, der jeglichen Bezug zur Realität verloren hat, weitere Hinrichtungen plant. Ein spannender Krimi mit lockerer Unterhaltung und tiefgründigen Gefühlen.

Der in Duisburg geborene Autor ist in nahezu allen Buch-Genres zuhause. Aus seiner Feder stammen Bücher über die Geschichte seiner Heimatstadt, Krimis, Thriller, Humoreske, Jugend-Fantasy und auch Kinderbücher. Auszüge seines authentischen Werkes"Helene - Eine Kriegskindheit" finden sich sogar in Geschichtsschulbücher wieder.

Dienstag, 8.30 Uhr


Der laute Klingelton seines Handys riss Kriminalkommissar Sven Söhlbach aus dem Schlaf.

Scheiße, war sein erster Gedanke.

Es dauerte einen Moment, bis er die Uhrzeit auf seinem Radiowecker erkannte.

Auch wenn er sich nach diesem abrupten Schlafabbruch erst einmal geistig sammeln musste, ahnte er, dass der Anruf dienstlich war.

„Ausgerechnet heute“, sagte er leise zu sich selbst.

Söhlbach hatte gestern die Geburtstagsfeier eines Cousins besucht und er war heute Morgen erst gegen halb Vier nach Hause gekommen.

Er tastete nach seinem Handy und sah auf dem Display sofort, wer ihn da aus den Schlaf gerissen hatte.

„Silvia, was ist los?“, meldete er sich.

Kommissarin Silvia Muisfeld war seine Mitstreiterin im Duisburger Kommissariat für Tötungsdelikte.

„Na, was wohl?“, klang es aus dem Handy. „Ralf hat mich angerufen. Es wurde ein Leichenfund gemeldet.“

Mit Ralf meinte Muisfeld Ralf Meier, den Leiter der Spurensicherung.

„Ralf wollte am Telefon nicht näher darauf eingehen“, erklärte die Kommissarin, „aber er sagte, ich solle auf einiges gefasst sein.“

„Was?“ Söhlbachs Stimme klang immer noch verschlafen.

„Liebste Silvia, hast du vergessen, dass ich heute frei habe?“

„Natürlich nicht. Ich weiß ja, dass du Überstunden abfeierst oder besser gesagt, abfeiern wolltest. Der Chef hat angeordnet, dass du zum Dienst antreten muss, weil keine Leute da sind.“

„Scheiße“, fluchte Sven. „Dann hab ich wohl keine andere Wahl. Was hat es denn mit dem Leichenfund auf sich?“

„Ich kann dir dazu noch nichts sagen, Sven. Ich weiß nur, dass man eine tote Frau vor dem kleinen Kapellchen in Serm gefunden hat. Mach dich fertig. Ich komm dich abholen. Bin schon unterwegs.“

Damit war das Gespräch beendet.

Söhlbach stand auf und reckte sich. Dabei gähnte er herzhaft.

So ein Mist, ging es ihm durch den Kopf.

In dem Moment, in dem er ins Bad gehen wollte, klingelte sein Handy erneut.

Auf dem Display las er den Namen seines Kollegen Andre Waldmeier. Waldmeier arbeitete im gleichen Kommissariat wie Söhlbach.

Was will der denn?, wunderte sich Sven.Er ist doch im Urlaub.

„`n Morgen, Andre“, meldete er sich. „Du, am frühen Morgen? Was gibt´s?“

„Einsatz, Bruce“, hörte er seinen Kollegen sagen. „Diese Idioten haben mich gerade wachgeklingelt. Die haben wohl nicht kapiert, dass ich im Urlaub bin. Aber ich hab mir gedacht, wenn ich jetzt eh schon wach bin, kann ich dir ja Bescheid geben.“

„Ich weiß schon Bescheid, Andre. Eine Tote in Serm.“

„Da wollte ich dich schon mal eher anrufen, als der Chef, doch damit war es wohl nichts.“

„Nicht der Chef, sondern Silvia hat mich angerufen“, erklärte Sven.

„Ach so, na dann haue ich mich wieder aufs Ohr. Viel Spaß, Bruce!“

„Den werde ich haben“, antwortete Söhlbach und beendete das Gespräch.

Daran, dass ihn einige seiner Kollegen spaßeshalber Bruce nannten, hatte er sich schon gewöhnt. Seitdem Sven sich die wenigen noch verbliebenen Kopfhaare abrasiert hatte und nun eine Glatze sein Haupt zierte, meinten einige, er sähe jetzt so aus, wie der Schauspieler Bruce Willis. Sven selbst fand das nicht, denn mit seinen 38 Lebensjahren war er schließlich wesentlich jünger als Bruce Willis. Außerdem war er mit 1,87 cm viel größer als der Schauspieler.

Er begab sich ins Bad und betrachtete sich im Spiegel.

„Du siehst heute richtig scheiße aus“, sagte er zu seinem Spiegelbild. „Man, und ich wollte mich ausschlafen.“

Söhlbach drehte den Wasserhahn auf, ließ beide nebeneinander gehaltene Hände mit kaltem Wasser voll laufen und schaufelte sich die nasse Ladung ins Gesicht.

Dass das Wasser dabei bis auf den gefliesten Boden spritzte, interessierte ihn nicht. Diese Prozedur wiederholte er noch zweimal, um sich danach erneut im Spiegel zu betrachten.

„Siehst immer noch scheiße aus“, murmelte er.

Die kalte Dusche, die er seinem Gesicht verpasst hatte, schien aber ihre Wirkung zu zeigen, denn als er sich wenig später rasierte, fühlte er sich wieder hellwach.

Während er sich anschließend die Zähne putzte, klingelte sein Handy.

Sven sah, dass es seine Kollegin war.

„Ja“, meldete er sich knapp.

„Ich steh´ bei dir vor der Tür“, klang Silvias Stimme aus dem Lautsprecher. „Kommst du?“

„Bin in einer Minute unten.“

Aus der einen Minute waren fünf geworden, als Söhlbach zu der Kommissarin in den Dienstwagen stieg.

Silvia Muisfeld startete den silbernen VW-Passat und fuhr los.

„Du bist jetzt bestimmt stinkig“, sagte sie zu ihrem Kollegen.

„Stinkig ist noch milde ausgedrückt“, gab Söhlbach ihr zu verstehen. „Stinksauer bin ich.“

„Kann ich verstehen, Sven. Wann bist du denn von der Geburtstagsfeier nach Hause gekommen?“

„So gegen halb Vier.“

„Dann hast du ja wenigstens fünf Stunden geschlafen“, meinte Muisfeld.

„Fünf Stunden“, murmelte ihr Kollege. „Eigentlich bin ich im Moment überhaupt nicht diensttauglich.“

„Weil du zu wenig Schlaf hattest?“

„Nee, weil ich mit Sicherheit immer noch zu viel Alkohol im Blut habe.“

Silvia schmunzelte.

„Soll ich den Chef anrufen und ihm sagen, dass du nicht diensttauglich bist?“, schlug sie vor.

Söhlbach winkte ab.

„Wo genau hat man die Leiche gefunden?“, wollte er von ihr wissen.

„Vor der kleinen Kapelle in Serm.“

„Sorry“, sagte Sven, „aber ich weiß nicht, wo in Serm eine Kapelle steht. In den südlichen Stadtteilen kenne ich mich nicht so gut aus.“

„Das Kapellchen steht an der Straße, die von Serm nach Mündelheim führt“, erklärte Silvia.

„Für ein Nordlicht kennst du dich im Süden aber ganz gut aus“, sagte Söhlbach.

Damit meinte er, dass Silvia im Stadtteil Neumühl im Norden der Stadt wohnte.

„Ich kenne diese kleine Kapelle“, sagte Muisfeld, „weil ich früher sehr oft daran vorbeigefahren bin. Eine Freundin von mir hatte damals in Mündelheim gewohnt. Ich war sie oft besuchen. Als die Ausfahrt nach Mündelheim auf der B 288 für eine Zeit gesperrt war, musste ich immer durch Serm fahren, um zu meiner Freundin zu kommen und dieser Weg führte genau an dem Kapellchen vorbei.“

„Und Ralf hat nicht einmal angedeutet, was dort vorgefallen ist?“

„Er hat nur gesagt, dass er mit seiner Spurensicherung schon vor Ort ist und dass es sich um eine getötete Frau handelt, und dann meinte er noch, dass ich mich auf das Schlimmste gefasst machen soll.“

Als der silberne Passat etwa zehn Minuten später durch den Stadtteil Serm rollte, deutete Silvia nach vorne.

„Da hinten“, erklärte sie, „ist die Dorfstraße zu ende. Von dort aus führt die Straße etwa einen Kilometer nur durch Felder bis nach Mündelheim.“

Sie hatten die letzten Häuser noch nicht ganz hinter sich gelassen, da staunte Söhlbach.

„Felder, soweit das Auge reicht“, kommentierte er den Anblick. „Ich wusste nicht, dass es hier so eine ländliche Gegend gibt.“

Sofort fiel ihm auch die kleine, weiße Kapelle auf, die in etwa einhundert Meter Entfernung vor ihnen zu sehen war. Um die Kapelle herum standen zahlreiche Polizeiautos und die Fahrzeuge der Spurensicherung.

Ein uniformierter Polizist kam ihnen entgegen und deutete ihnen an, dass sie in das kleine Sträßchen, welches links an der Kapelle vorbeiführte, einbiegen sollten. Dort stellten die beiden schließlich ihr Auto ab.

Bereits beim Vorbeifahren an der Kapelle hatten sie gesehen, dass die Kollegen den vermeintlichen Tatort mit Tüchern abgehangen hatten. Das wurde meistens gemacht, wenn Außenstehende das Geschehen nicht mit verfolgen sollten oder um neugierige Presseleute abzuhalten.

Silvia Muisfeld hatte ein merkwürdiges Gefühl in der Magengegend, denn da Ralf Meier, der Leiter der Spurensicherung, am Telefon nicht näher auf das Mordopfer eingehen wollte, ahnte sie Schlimmes.

Jetzt, wo sie gemeinsam mit ihrem Kollegen auf die kleine Kapelle zuging, wurde das unwohle Gefühl immer stärker.

„Na wenigstens spielt das Wetter mit“, hörte sie Sven sagen. „Blauer Himmel und Sonnenschein, was will man mehr?“

Während sie auf das kleine Gebäude zuhielten, schaute er sich nach allen Seiten um. Das Kapellchen vor ihnen schien in der noch tief stehenden Sonne schneeweiß zu leuchten.

„Na? Ausgeschlafen?“, wurden Muisfeld und Söhlbach von Ralf Meier empfangen, als sie die Kapelle erreicht hatten.

Der Leiter der Spurensicherung schob eines der Tücher, die vor neugierigen...