: Sophie Oliver
: Die letzte Sinfonie Ein viktorianischer Krimi mit den Ermittlern des Sebastian Clubs
: Dryas Verlag
: 9783948483340
: 1
: CHF 7.00
:
: Historische Kriminalromane
: German
: 280
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
London, 1898. Ein talentierter Trompeter bricht während eines Konzerts tot zusammen. Kurz darauf reist sein Orchester im Rahmen einer Tournee weiter nach Karlsbad. In ihrem neuen Fall tauchen die Gentlemen vom Sebastian Club in eine Welt voller Intrigen, Schein und Eitelkeit ein. Denn das Opfer hatte eine zweite Identität. Und auch einige seiner Kollegen setzen alles daran, ihre Geheimnisse zu bewahren. Die Detektive stehen vor einem Ensemble voller Lügner, von denen einer ein Mörder ist, der jederzeit erneut zuschlagen kann.

Sophie Oliver. Geboren und aufgewachsen in Bayern, verließ Sophie Oliver nach dem Abitur ihre Heimat, um zu studieren und die Welt zu erkunden. Sie lebte in Italien und England und durfte in verschiedenen Berufen Erfahrungen sammeln. Mittlerweile ist sie zu ihren Wurzeln zurückgekehrt und wohnt mit Familie und Hund auf dem Land. Sophie liebt die bunte Vielfalt, Schräges genauso wie Schönes und vor allem 'all things British'.

Kapitel 1: Prolog – London, August 1898 – Lord Philip


Staub lag auf den Möbeln. Lord Philip sah Partikel in den Sonnenstrahlen tanzen, die durch das Buntglasfenster der Haustür einfielen. Er roch ihn, schmeckte ihn sogar auf der Zunge.

Eineinhalb Jahre waren seit dem Tod von Professor Brown vergangen.

Achtzehn Monate, in denen die Zeit in seinem Haus in der Manchester Street stillgestanden hatte. An der Garderobe hing sein Mantel, Hut und Handschuhe lagen auf dem Tischchen daneben, gerade so, als könne er jeden Moment ausgehen.

Er hatte seinen kompletten Nachlass dem Sebastian Club vermacht. Dessen neuer Vorsitzender, Lord Philip Dabinott, hatte sich noch nicht dazu durchringen können, irgendetwas im Stadthaus seines Vorgängers zu verändern. Aber er kam gelegentlich vorbei, um nach dem Rechten zu sehen, heute zusammen mit seiner Nichte Freddie Westbrook.

Die ansonsten gesprächige junge Frau stand sinnierend im Flur und wirkte in sich gekehrt.

»Ich kann mich noch immer nicht daran gewöhnen, dass er weg ist«, sagte sie leise.

»Mir geht es ebenso. Deshalb habe ich alles gelassen, wie es war. Obwohl das ein oder andere Clubmitglied schon Vorschläge gemacht hat, wie wir die Immobilie nutzen könnten. Als Unterkunft für Gäste, die in London übernachten wollen, beispielsweise.«

»Die Zimmer am Berkeley Square sollten dafür genügen.«

»Oder als ausgelagerte Bibliothek.«

»Auf keinen Fall. Die Bücher gehören zum Clubhaus wie das Dampfbad und das Billardzimmer. So war es schon immer.«

Philip lächelte. »Du hörst dich konservativer an als der alte Lord Cranmore und der ist seit über sechzig Jahren Mitglied, nicht erst seit eineinhalb, wie du.«

Es schien, als würde die kleine Stichelei Freddie aus ihrer Melancholie zurückholen. Sie stieß ihren Onkel leicht mit dem Ellenbogen in die Seite und wies zur Treppe. »Ich bin eben eine alte Seele. Gehen wir hinauf. Immerhin sind wir nicht grundlos hier. Bringen wir es hinter uns, bevor die Trauer wieder zuschlägt.«

Beginnen Sie mit diesem hier.

Die letzten Worte seines alten Freundes, als Notiz an eine Fallakte geheftet, suchten Lord Philip heim, wie ein Spuk. Sie raubten ihm den Schlaf und geisterten durch seine Gedanken. Er hatte sich nicht daran gehalten, weil er nicht konnte. Lieber hatte er sich in aktuelle Aufgaben gestürzt, mit den Kollegen Fälle gelöst, die sich anboten. Alles nur, damit sie beschäftigt waren und sich nicht mit dem Unvermeidlichen auseinandersetzen mussten. Dass nichts jemals wieder sein würde wie vorher. Aber auch das hatte ihn nicht vor dem Nachdenken geschützt. Daher würde er sich nun dem Wunsch des toten Freundes fügen.

Nach Monaten des Haderns fühlte er sich stark genug, dem Geheimnis auf den Grund zu gehen, das zwischen zwei Aktendeckeln abgeheftet war und direkt mit Brown zu tun hatte. Seine Nichte würde ihm dabei helfen. Und Doktor Pebsworth. Und Crispin Fox. Zu viert würden sie dem letzten Rätsel des Professors auf den Grund gehen.

»Ich fühle mich wie ein Eindringling«, flüsterte Freddie, als sie im Schlafzimmer das Nachtkästchen öffnete. »Er war so ein privater Mensch, hat kaum etwas von sich preisgegeben, und nun schnüffeln wir in seinen Sachen. Wo genau sollen sie sein?«

»Zieh die Schublade ganz heraus und dreh sie um. Der Professor hat notiert, dass er die Briefe darunter befestigt hat