: Antje Windgassen
: Die Hexe von Hamburg Historischer Roman
: Gmeiner-Verlag
: 9783839247303
: 3
: CHF 8.10
:
: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 401
: Wasserzeichen/DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF/ePUB
Hamburg 1622. Anneke Claen, Tochter einer wohlhabenden Hamburger Kaufmannsfamilie, wird der Hexerei bezichtigt. Mithilfe eines teuflischen Amuletts soll sie ein Unwetter herbeigerufen und Menschen krank gezaubert haben. Einige mysteriöse Todesfälle in ihrem Umfeld erhärten den Verdacht. Sie wird eingekerkert und soll unter Folter alle Missetaten gestehen. Wird ihr die Flucht ins Holländische gelingen? Dort könnte sie Ihre Unschuld mittels der kaiserlichen Hexenwaage beweisen. Das ergreifende Schicksal der Hamburger Kaufmannstochter Anneke Claen, nach einer alten Handschrift erzählt. Eine wahre Geschichte, die unter die Haut geht.

Antje Windgassen ist in Hamburg geboren und aufgewachsen. Nach einem 14-jährigen Abstecher ins Nordrheinwestfälische lebt und arbeitet die Historikerin heute mit ihrer Tochter in einem kleinen Ort in Schleswig-Holstein. Seit 1986 schreibt sie vorrangig als freie Autorin und Fachjournalistin für Magazin- und Zeitschriftenverlage. Schwerpunktthemen ihrer bisher publizierten Bücher sind jedoch historische Frauenfiguren wie Alexandra David-Néel, Kasturbai Gandhi oder die Ehefrauen von Stalin, Mussolini, Mao Tse-tung und Co. Als echtes »Nordlicht« liebt Windgassen das Meer und dann und wann auch eine »steife Brise«. Ein scharfer Ostwind, so behauptet sie, ist wie geschaffen dafür, einem die nötige Standfestigkeit um die Ohren zu pfeifen.

Kapitel 1


2. Juli 1622 – Mariä Heimsuchung

»Wonach hältst duAusschau?« Neugierig musterte Philipp seine Schwester, als er in ihr Zimmer trat.

Anneke, die am Fenster saß, wandte sich zu ihm um. Sie lächelte schuldbewusst.

»Nach nichts Bestimmtem«, erwiderte sie. »Ich verstecke mich nur vor Mutter und Gertrude, um mich ein wenig ausruhen zu können. Es gibt für das große Fest morgen noch so viel zu tun.«

Philipp lachte und trat neben sie.

»Meine brave Schwester drückt sich vor der Arbeit? Wer hätte das gedacht.«

»Du hast es grad not, dich lustig zu machen«, wehrte Anneke ab. Sie war es gewohnt, sich gegen ihre großen Brüder zur Wehr zu setzen, und von Philipp, der dem lieben Gott ohnehin die Zeit stahl und von der Arbeit weniger hielt als ein Klumpen Blei, musste sie sich gewiss keine Vorhaltungen machen lassen.

Philipp reagierte nicht, sondern schaute interessiert aus dem Fenster.

»Sieh nur, das alte Weib. Wie eine neugierige Katze streicht sie durch das Viertel und kommt schon zum dritten Mal die Straße entlang. Kennst du sie?«

Anneke schüttelte den Kopf, blickte nun aber auch neugierig hinab.

Philipp öffnete das Fenster, um besser sehen zu können. Schwer auf ihren Stock gestützt, humpelte die Alte am Haus der Claens vorbei und murmelte leise vor sich hin.

»Richtig unheimlich ist sie«, fand Anneke schaudernd.

In diesem Augenblick blickte das Weib zu ihnen herauf, bemerkte sie und hob ihren Stock.

»Will sie uns etwa drohen?«, wunderte sich Philipp belustigt.

»Gewiss nicht«, widersprach Anneke. »Wahrscheinlich ist sie nicht ganz helle im Kopf.«

»Nein«, stellte Philipp erstaunt fest. »Sieh nur, sie gibt uns Zeichen, herunterzukommen. Ich möchte wirklich wissen, was sie von uns will.«

Ohne auf seine Schwester zu warten, verließ Philipp das Zimmer und lief die breite reich geschnitzte Treppe hinunter, die in die große Halle des weitläufigen Hauses führte.

Anneke zögerte kurz, entschied sich dann aber doch, ihm nachzueilen.

Gemeinsam traten sie aus der Haustür, direkt auf die Alte zu.

»Meine Reverenz, hübsche Jungfer und gnädiger Herr«, sagte sie. »Wie gefällig von Euch, mich alte Frau zu begrüßen. Mein Name ist Azadeh, und ich stamme nicht von hier. Meine Heimat liegt weit entfernt. Habt Ihr schon einmal von einer Stadt namens Algier gehört?«

Philipp antwortete nicht. Als Sohn eines Kaufmanns wusste er, dass Alg