: Eva Almstädt
: Kalter Grund Pia Korittkis erster Fall
: Verlagsgruppe Lübbe GmbH& Co. KG
: 9783838700281
: Kommissarin Pia Korittki
: 1
: CHF 10.70
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 271
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Drei Leichen auf einem abgelegenen Hof und ein tödliches Geheimnis ...

Ein mysteriöser Dreifachmord auf einem Bauernhof versetzt die Bewohner eines holsteinischen Dorfes in Angst. Für Pia Korittki, neue Kommissarin bei der Lübecker Mordkommission, soll dieser Fall zur Bewährungsprobe werden. Als während der Ermittlungen ein sechzehnjähriges Mädchen spurlos verschwindet, wird die Zeit knapp. Und Pia erkennt, dass sich hinter der Fassade ländlicher Wohlanständigkeit abgrundtiefer Hass und verbotene Leidenschaften verbergen ...

Der erste Band der erfolgreichen 'Pia Korittki'-Krimi-Reihe von Bestsellerautorin Eva Almstädt!

27. KAPITEL (S. 216-217)

Als Pia den Konferenzraum verließ, hatte sie das Gefühl, dass der Fußboden unter ihr schwankte. Die Hauptbeleuchtung in den Gängen war ausgeschaltet. Die kleinen Orientierungslichter, die in Höhe der Fußgelenke installiert waren, ließen den Fußboden wellenartig aussehen. Eine fast perfekte Illusion von Bewegung auf dem graublauen Veloursteppich. Während sie den langen Flur hinunterging, ließ Pia die Fingerkuppen ihrer rechten Handüber die Strukturtapete der Wand streichen. Das gab ihr ein Gefühl von Halt. Sie zählte nach, wie viel Wein sie getrunken hatte, aber es waren nur drei oder vier Gläser gewesen.

Der Schlafmangel und die Anspannung des Tages spielten ihrer Wahrnehmungsfähigkeit jetzt Streiche. Sie versuchte, sich möglichst geradlinig in Richtung Treppe zu bewegen, denn Marten hatte hinter ihr die Tür zum Konferenzraum verschlossen und folgte ihr auf dem Weg zu den Hotelzimmern. Zügig stieg sie die zwei Treppen hinauf, den Lauf des Treppengeländers unter ihrer flachen Hand entlanglaufen lassend wie eine Schiene. Oben, im dunklen Korridor, war die Atmosphäre dumpf und beengt durch muffige Teppichböden und textile Wandbespannungen. Sie musste sich nach links wenden. Martens Zimmer lag, soviel sie wusste, rechts von der Treppe. Pia zuckte leicht zusammen, als er plötzlich hinter ihr stand, während sie versuchte, das Zimmer aufzuschließen.»Hier, du hast was vergessen«, sagte er und hielt ihr ihre Mappe mit ein paar Unterlagen hin.

»Danke. Es ist aber nichts Wichtiges drin«, antwortete sie beiläufig. Etwas an seinem Blick irritierte Pia. Sie wendete sich ab und beschäftigte sich wieder demonstrativ mit dem Schlüssel. Die Tür sprang auf.»Also dann, bis morgen ...«, sagte sie und trat ein. Er folgte ihr.»Ist noch etwas, habe ich noch was vergessen?« Pia kämpfte darum, sich ihre Benommenheit nicht anmerken zu lassen. War er so bescheuert, einen Annäherungsversuch zu riskieren, weil sie beide ein paar Gläser Wein getrunken hatten? Oder war sie paranoid, so etwas auch nur zu vermuten. Pia wurde klar, dass sich ihr Verhältnis zu Marten Unruh in den letzten Stunden verändert hatte. Ihr Blick hatte länger als notwendig auf ihm geruht. Sie hatte beiläufig registriert, wie er sich bewegte, dass er schöne Hände hatte ...

Solche abschweifenden Gedanken waren nichts Außergewöhnliches, wenn man in einer Stresssituation miteinander arbeiten musste. Pia hatte diese Art von Anziehung schon manches Mal erlebt, wenn sie so angespannt war wie jetzt. Unruh war und blieb aber ihr Kollege. Und mochte sie die Beziehung zu Robert endgültig vor die Wand gesetzt haben, mochte sie sich noch so schuldig und verloren fühlen nach Hanno Suhrs gewaltsamen Tod: Marten Unruh war tabu. Und sie tat gut daran, ihn auf Distanz zu halten. Während ihr diese Gedanken durch den Kopf gingen, war er zum Fenster hinübergegangen und sah in die Dunkelheit hinaus.

Pia hatte vorhin beim Umziehen vergessen, die Vorhänge zuzuziehen. Nun schien der Mond auf ein Chaos aus abgelegten Klamotten, Schuhen und Kleinkram, die nach ihrem eiligen Zwischenstopp vorhin im Zimmer liegen geblieben waren. Das kalte Licht ließ den Raum ungeschützt und verlassen erscheinen.»Du solltest vorsichtiger sein«, sagte Marten.»Inwiefern?« Pia trat ebenfalls ans Fenster. Sie sah wie gebannt hinaus, angezogen durch das erstaunlich helle Mondlicht. Graue Wolkenfelder zogen mit großer Geschwindigkeitüber den nächtlichen Himmel.»Hier ist eine Person ganz in unserer Nähe, die vorsätzlich vier Menschen ermordet hat. Jemand, für den wir eine Bedrohung darstellen. Er oder sie könnte sich irgendwann in die Enge getrieben fühlen ...« Er sah sie mit seinen eigentümlich hellen, blaugrauen Augen an. Pia hatte einen kurzen Moment das Gefühl, dass er etwas wusste, was er ihr aber keinesfalls sagen wollte ...»Zerbrich dir meinetwegen nicht den Kopf«, wehrte sie ab, hielt aber seinem Blick stand.»Ich habe keine Angst.«