: Klaus-Peter Wolf
: Todesbrut Das Buch zum Virus
: script 5
: 9783732007394
: 2
: CHF 7.20
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 480
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Eine Fähre irrt über die Nordsee und darf nirgendwo anlegen. An Bord befindet sich eine tödliche Gefahr. Sie könnte von jedem ausgehen. Die Menschen geraten in Panik. Sie zwingen die Fähre dazu, wieder kehrtzumachen und nicht in ihrer Stadt anzulegen. Dörfer werden von der Bundeswehr abgeriegelt und etwas Unberechenbares setzt jegliche Gesellschaftsordnung außer Kraft. Dieser Katastrophen-Thriller ist aktueller denn je. 

Klaus-Peter Wolf wurde 1954 in Gelsenkirchen geboren. Er arbeitete nach dem Abitur bei einer Lokalzeitung, organisierte ein Jugendheim und vagabundierte als zaubernder Clown kreuz und quer durch Europa. Dabei schrieb er Geschichten, die immer mehr Leser fanden. Inzwischen erhielt er zahlreiche Preise für seine Bücher, zum Beispiel den Anne-Frank-Anerkennungspreis. Klaus-Peter Wolf ist auch als Drehbuchautor außerordentlich erfolgreich. Seine Bücher wurden in 16 Sprachen übersetzt und über 8 Millionen mal verkauft. Hier geht es zur Website von Klaus Peter Wolf

 

20 An Bord der Ostfriesland III herrschte eine Stimmung zwischen Betroffenheit und Panik. Es gab Passagiere, die gar keine Lust mehr hatten, ihren Urlaub überhaupt anzutreten. Sie wollten nur noch nach Hause.

Die alte Frau Symanowski befürchtete, dass sie ihre Altersresidenz im Sauerland nicht mehr wiedersehen würde. Sie fühlte sich schlecht, das Herz machte ihr Probleme und sie bekam nur schwer Luft. Es hätte ihr nicht viel ausgemacht, auf Borkum zu sterben, im Gegenteil, vielleicht war das sogar ihre heimliche Hoffnung. Aber auf einer Fähre in der Nordsee, zwischen aufgebrachten, angsterfüllten Menschen, die bereits lange Anreisezeiten in überfüllten Zügen oder auf verstopften Autobahnen hinter sich hatten, wollte sie nicht den letzten Atemzug tun. Von Ruhefinden konnte hier keine Rede sein. Und sie wusste, dass sie nicht runterkommen konnte von diesem Schiff, und das machte sie panisch. Es war schlimmer, als im Fahrstuhl stecken zu bleiben, denn diese unkontrollierbare Masse Mensch wurde für sie zur Bedrohung, zu einem Gefahrenherd, dem sie sich ausgeliefert fühlte.

Qualm stieg ihr in die Nase. Es roch verbrannt. Zunächst fürchtete sie, ein Feuer sei an Bord ausgebrochen, doch dann wurde ihr klar, dass es Zigarettenrauch war. Allein drei Raucher standen in ihrer Nähe. Jetzt ertönte der Lautsprecher. Die Passagiere wurden vom Kapitän aufgefordert, sich ruhig und besonnen zu verhalten. Niemand schwebe in Gefahr. Die Gastronomie an Bord werde wieder aufgenommen und jeder Gast könne sich ein kostenloses Getränk abholen. Er sei in Kontakt mit allen verantwortlichen Stellen und werde sich um eine Lösung bemühen. »Wir halten Sie ständig auf dem Laufenden.«

In Wirklichkeit war er verzweifelt. Er hatte diesen Job nur in Vertretung angenommen, weil der zuständige Kapitän der Ostfriesland sich verhoben hatte und ihm nun einige Wirbel eingerenkt werden mussten. Ausgerechnet in der Ferienzeit.

Ole Ost walkte sich das Gesicht durch. Er erreichte niemanden. Dafür bekam er Anfragen von Journalisten. Sogar jemand von einem japanischen Fernsehsender hatte inzwischen seine Handynummer. Einem der Schiffsleute hatte ein Privatsender fünfhundert Euro für ein Live-Interview am Telefon geboten.

Ole Ost wollte nicht einfach nach Emden zurückfahren. Er brauchte eine klare Ansage von der Reederei.

Nicht ohne Sorge beobachtete er drei Kampfjets im Tiefflug. Sie kamen im Formationsflug näher. Für einen irren Moment war es, als würden sie das Schiff angreifen wollen. Noch nie zuvor war eine Militärmaschine so tief über die Fähre geflogen. Der Lärm und die Luftwirbel waren immens.

Die Menschen auf den Außendecks duckten sich und hielten sich die Ohren zu. Selbst im Speiseraum zuckte alles zusammen. Es hörte sich an, als könnte eine Maschine in den Schiffsrumpf krachen wie ein Torpedo.

Frau Symanowski kreischte. Sie konnte nichts dagegen tun. Sie wollte nicht schreien, aber es passierte einfach. Das Geschehen erinnerte sie an ihre schlimmsten Albträume, doch selbst im Krieg hatte sie nie einen Bomber aus solcher Nähe gesehen. Diese Kampfjets schienen greifbar zu sein und sie wirkten wie mutierte Rieseninsekten aus Stahl.

Die Maschinen drehten ab und flogen in Richtung Niederlande davon, aber dann auf einmal kehrten sie um und bewegten sich