: Lina Bengtsdotter
: Mohnblumentod Thriller ? Die SPIEGEL-Bestsellerserie von Schwedens Thrillerstar geht weiter
: Penguin Verlag
: 9783641235383
: Die Charlie-Lager-Serie
: 1
: CHF 8.80
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 368
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ein leerer Kinderwagen. Ein Wettlauf gegen die Zeit. Jede Spur eine Sackgasse.
In Karlstad wird ein neun Monate altes Baby entführt. Das reiche Elternpaar steht unter Schock, die Medien berichten sensationsheischend über die vergebliche Suche. Eine Lösegeldforderung bleibt aus, vielversprechende Spuren verlaufen im Sand - doch dann erhält die brillante Stockholmer Kommissarin Charlie Lager einen Hinweis, der alles verändert: Der Fall scheint mit ihrer eigenen Familie und ihrer Vergangenheit verknüpft, die sie für immer begraben wollte. Mit jeder Stunde, die verstreicht, werden die Chancen geringer, das junge Leben zu retten. Charlie ist gezwungen, sich nicht nur um Beatrice' willen bis an ihre Grenzen zu treiben - sondern auch aus Angst um sich selbst.

Mit ihrer Reihe um die Stockholmer Kommissarin Charlie Lager hat sich Lina Bengtsdotter ganz nach oben in die Riege der skandinavischen Krimiautor*innen geschrieben. Ihren dritten Fall gibt es jetzt endlich im Taschenbuch.

Lina Bengtsdotter wuchs in der schwedischen Kleinstadt Gullspång auf, die sie zum Setting ihrer beliebten Thriller-Serie um die Ermittlerin Charlie Lager machte, mit der sie auch in Deutschland die Bestsellerliste stürmte. Lina Bengtsdotter lebt in Stockholm.

Kapitel eins


Es war laut geworden in der Bar, und Charlie dröhnte der Kopf. Sie hätte schon längst nach Hause gehen sollen, doch dann hatte sie Gesellschaft bekommen. Ein Mann in Anzug und ohne Ehering hatte sich neben sie gesetzt und in ihr die Hoffnung geweckt, dass der Abend doch noch wie erhofft enden würde.

Nachdem sie sich eine Weile unterhalten hatten, fragte Jack, woher sie kam.

»Stockholm«, antwortete Charlie.

»Ich meine, ursprünglich. Sprichst du nicht ein wenig Dialekt?«

»Es ist lange her, dass jemand etwas zu meinem Dialekt gesagt hat«, erwiderte Charlie. »Ich dachte, der hätte sich mittlerweile abgeschliffen.«

»Nein, hat er nicht. Lass mich raten – du bist aus Östergötland?«

»Nein, ich bin genau an der Grenze zwischen Västergötland und Värmland aufgewachsen.«

»In welcher Stadt?«

»Ein ganz kleiner Ort. Den wirst du nicht kennen.«

»Doch, bestimmt.«

»Gullspång.«

Jack runzelte die Stirn. »Du hast recht. Den kenne ich tatsächlich nicht. Entschuldige.«

»Du musst dich nicht entschuldigen.«

»Dann erzähl mir von Gullspång.«

Charlie wollte schon sagen, dass es da nichts zu erzählen gab, doch die vier Bier hatten ihre Zunge gelockert.

»Ich bin auf einem kleinen Hof auf dem Land aufgewachsen, ein gutes Stück außerhalb des Ortes.« Sie trank einen Schluck aus ihrem Glas. »Wir hatten einen Kirschbaumhain und einen Bastelschuppen und einen glitzernden See.«

Jack lächelte und sagte, das klänge wie aus einem Buch von Astrid Lindgren.

»Lyckebo«, fügte Charlie hinzu.

»Wie bitte?«

»So hieß das Haus. Lyckebo.«

»Und warst du dort glücklich?«

»Ja«, antwortete Charlie. »Das war ich wirklich.«

Irgendwo hatte sie gelesen, dass es nie zu spät für eine glückliche Kindheit war. Vielleicht musste man es genau so machen. Die schönen Seiten übermäßig betonen und die schlechten ignorieren, lügen und alles schönreden, bis man es selbst glaubte.

Jack fragte, ob sie Geschwister hatte, und Charlie dachte an das Kinderzimmer, das nie fertig geworden war, an die Autos, die Betty an die Wände gemalt hatte, das Bett, das eingebaut werden sollte.

»Ja«, sagte sie, »einen Bruder. Wir stehen uns sehr nahe.«

Standen, dachte sie. Jetzt sind wir nichts mehr. Sie sah Johans Gesicht vor sich, seine Unruhe, solange sie im Unklaren über ihre mögliche Blutsverwandtschaft waren.

Johan. In der ersten Zeit nach seinem Tod hatte sie ihn ständig vor sich gesehen. Sein Blick, als sie nackt aus dem See gekommen war, das Bett im Motel, der Kirschwein in Lyckebo. Und dann: alles, was jetzt nicht mehr möglich war.

»Ich habe eine Schwester«, erzählte Jack, »aber wir haben wenig Kontakt. Als Kinder haben wir nicht einmal zusammen gesp