: Jobst Schlennstedt
: Velmerstot Ostwestfalen Krimi
: Emons Verlag
: 9783960416098
: 1
: CHF 7.60
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 256
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
tmosphärisch, mystisch, schonungslos: Bielefelds Kult-Ermittler in ihrem brisantesten Fall. Auf dem lippischen Velmerstot im Eggegebirge werden die enthaupteten Leichname zweier Frauen gefunden - und eines Mannes, der sich womöglich nach der Tat selbst das Leben genommen hat. Kriminalkommissar Jan Oldinghaus und seine Kollegen von der Bielefelder Kriminalpolizei stehen vor einem Rätsel. Haben sie es mit einem erweiterten Suizid zu tun? Oder handelt es sich um einen Ritualmord? Dann wird eine weitere Tote gefunden ...

Jobst Schlennstedt, 1976 in Herford geboren und dort aufgewachsen, studierte Geografie an der Universität Bayreuth. Seit Anfang 2004 lebt er in Lübeck. Hauptberuflich arbeitet er als Senior Consultant für ein großes dänisches Unternehmen und berät die Hafen- und Logistikwirtschaft. Im Emons Verlag veröffentlicht er seit 2006 Küsten- und Westfalen-Krimis sowie Titel aus der 111-Orte-Reihe. www.jobst-schlennstedt.de

Bitter Sweet Symphony


Die Blumen in der Vase, von denen er nicht wusste, wer sie neben den großen Stein gestellt hatte, waren bereits verwelkt. Daneben stand ein Grablicht, das unstet hin und her flackerte.

Warmer Sommerregen fiel auf die frisch geharkte Erde und lief in kleinen Rinnsalen unter seinen Füßen auf den feinen Kieselsteinen den Weg hinunter.

In Gedenken an Heinrich August Meyer zu Oldinghaus

Weiter hatte Jan die Inschrift auf dem Grabstein nicht gelesen. Er konnte einfach nicht.

Auf den Tag genau neun Monate waren vergangen, seitdem Jan Oldinghaus die Diele des elterlichen Hofes betreten und seinen Vater regungslos am Boden liegen gesehen hatte. Um ihn herum ein Arzt und mehrere Rettungssanitäter. Und natürlich der Rest seiner Familie. Aber niemand hatte mehr etwas ausrichten können. Sein alter Herr war an diesem Tag verstorben.

Obwohl der Tod nicht ohne Vorankündigung gekommen war, erschien ihm die Tatsache, dass der Patriarch der Familie das Schiff verlassen hatte, noch immer vollkommen surreal. So lange er denken konnte, hatte immer nur sein Vater Heinrich darüber bestimmt, was mit dem Hof und seiner Familie geschah. Immer wieder hatte er sich in Jans Leben eingemischt, selbst als der längst nicht mehr auf dem Hof gelebt hatte. Und sei es nur durch das unterschwellige schlechte Gewissen gewesen, das ihm gemacht wurde, weil er sich nicht ausreichend um seine Eltern kümmere.

Sein Vater war mitten im Zweiten Weltkrieg geboren. Erzogen worden war er von seiner Mutter, weil der Vater kurz nach dem Krieg verstorben war. Er war in Verhältnissen aufgewachsen, die einfach, aber besser als die der meisten anderen Menschen zu dieser Zeit gewesen waren. Von klein auf immer mit dem einen Ziel, den Hof wieder zu dem zu machen, was er vor langer Zeit einmal gewesen war. Er hatte dafür mehr geschuftet, als es gesund für ihn war. Mehr, als es für seine Ehe gut war. Und viel zu viel, um ein guter Vater zu sein.

Neun Monate waren vergangen.

Jan atmete tief durch.

Der Tod seines Vaters hatte ein Neuanfang werden sollen. Das zumindest hatte er gehofft. Vielleicht nicht für das kaputte Verhältnis zu seinem Bruder Cord – die Risse zwischen ihnen würden sich wohl niemals kitten lassen. Aber wenigstens für die Beziehung zu seiner Mutter und natürlich auch zu Isabel, seiner Schwester.

Tatsächlich war Jan zurück auf den elterlichen Hof zwischen Herford und Bielefeld gezogen. Zurück in sein altes Zimmer, in dem er seine Kindheit und Jugend verbracht hatte. Aber der Neuanfang hatte nicht funktioniert.

Er hatte es bereits nach zwei Wochen gespürt, aber mehr als ein halbes Jahr hatte vergehen müssen, bevor er vor rund einem Monat schließlich den Entschluss gefasst hatte, bald wieder vollständig in seine Herforder Wohnung zu ziehen. Oder sich etwas Neues zu suchen. Diesmal vielleicht in Bielefeld. Näher am Polizeipräsidium. Näher am Leben.

Im Grunde war es nicht verwunderlich. Die tägliche Auseinandersetzung mit seiner Mutter und Cord hatte Jan mehr zugesetzt, als er ohnehin befürchtet hatte. Im Gegensatz zu ihm waren die beiden offenbar zu keiner Zeit bereit gewesen, sich auch auf ihn