: Philip M. Crane
: Sinclair Academy - 03 Die Stadt aus dem Abgrund
: beBEYOND
: 9783732518753
: Die neuen Geisterjäger
: 1
: CHF 2.40
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: Horror
: German
: 110
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

In London scheint es ein bestialischer Mörder auf ahnungslose Touristen abgesehen zu haben. Achtzehn Tote werden innerhalb weniger Wochen in verlassenen U-Bahn-Schächten gefunden. Den Opfern wurden die Kehlen zerrissen, die Körper sind mit Bisswunden übersät. Zur gleichen Zeit müssen die Trainees der Sinclair-Academy einer Prophezeiung nachgehen, der zufolge sich unterhalb Londons eine 'Armee von Nicht-Leben' versammelt und an die Oberfläche drängt. Die Vorhersage stammt von der wenig glaubhaften TV-Okkultistin Shirley Vance. Doch in der ganzen Stadt mehren sich mysteriöse Erscheinungen: Vogelschwärme verdunkeln den Himmel, Häuserwände verschieben sich, und im Tower of London öffnet sich ein neues Kellergewölbe. Stimmt Shirleys Prophezeiung, dann bleibt den Trainees nur noch wenig Zeit, um London vor dem Untergang zu bewahren -

SINCLAIR ACADEMY - DIE NEUEN GEISTERJÄGER führt die Abenteuer von 'Geisterjäger John Sinclair' in die nächste Generation fort. Wer an der SINCLAIR ACADEMY aufgenommen wird, hat bereits schmerzhafte Erfahrungen mit dem Übernatürlichen gemacht. Jack und seine Mitstreiter Staysy, Hassan und Sachiko müssen sich im Kampf gegen Geister und Dämonen als Team bewähren und die Menschheit vor dem Grauen beschützen, das im Dunkeln lauert. Denn: Das Böse ist überall.

'Erinne n Sie sich an die Spukgeschichten aus Ihrer Kindheit? Über Geister, Vampire und Dämonen? All diese Geschichten sind wahr. Es stimmt vielleicht nicht jedes Wort, aber viel mehr als die meisten Leute glauben.' - John Sinclair -

Die Serie SINCLAIR ACADEMY erscheint monatlich als E-Book und als inszeniertes Hörbuch auf CD und als Download. Jede Folge ist in sich abgeschlossen.

Kapitel 1


»Der Himmel wird rot und schwer sein, durchzogen von den Vögeln des Todes. Armeen von geiferndem Nicht-Leben werden triumphierend in unerträglicher Stille an Kathedralen aus Knochen vorbeiziehen.«

Shirley Vance, »Die Chronik des dunklen Untergangs«, London, 2006

***

Quietschend und ächzend ratterte die U-Bahn durch das Erdreich unter London. In den Kurven sprühten kleine Funken unter den Rädern des alten Abteilwagens. Drinnen waren die Fahrgäste bemüht, sich nicht anzusehen, und klammerten sich an ihre Einkaufstaschen, Reiseführer und Smartphones. Es war früh am Morgen, es war ein ganz gewöhnlicher Tag.

Hassan war müde, hungrig und er hasste die U-Bahn. Die Enge, die unpersönliche Nähe, die immer wieder für Sekunden flackernden und verlöschenden Lichter. Leider war seine geliebte alte Schrottmühle wieder einmal bei seinem Cousin in der Werkstatt. Die anderen Trainees von der Sinclair Academy wussten nichts von seiner Klaustrophobie und erwarteten ihn pünktlich zur Besprechung. Heute war offizieller Sommeranfang, aber hier unten war nichts davon zu spüren.Finchley,Highgate – an jeder Station bezwang Hassan den Drang, sich aus dem verschwitzten Menschengewühl hinauszukämpfen, einfach auszusteigen und aus den engen langen Gängen wieder hinauf in Licht und Sonne zu klettern. Nicht aus dem verschmierten Fenster sehen, nicht in die Schwärze. Nicht an Särge, Gruben, reißende Leitungen und die Tonnen von Stahl, Stein und Morast über dem Kopf denken. Nicht zu genau auf Mitreisende achten, die mit glasigen Augen leblos vor sich hinstarrten, mit fahler Stimme leise mit sich selbst redeten oder mit den eingefallenen Gesichtern von Amokläufern verkrampft ihre Koffer festhielten. Dämonen, daran musste sich Hassan manchmal selbst erinnern, konnten ihn nicht wahrnehmen. Außerdem mieden sie die Rushhour. Leider schien beides auch für schöne Frauen zuzutreffen. An solchen Tagen dachte Hassan über das Leben nach, das er nicht geführt hatte. Die Karriere, die er nicht gemacht, die Frauen, die er nicht geliebt hatte. Er war ein schlecht bezahlter Geisterjäger mit Platzangst und Getriebeschaden. Gerecht fand er das nicht. Schließlich war er, bei aller Bescheidenheit, objektiv gut aussehend, welterfahren und bewandert im Kampf gegen das Böse. Es passierten ihm dabei auch viel weniger Missgeschicke als früher. Wenn seine Eltern noch gelebt hätten, wären sie vielleicht sogar endlich einmal stolz auf ihn gewesen.

»Hassan?«, hörte er eine amüsierte Stimme, so sanft, dass er zunächst überzeugt war, er habe sie sich nur eingeredet. Also fragte sie noch einmal: »Hassan?«

Hassan sah auf. Vor ihm stand eine hochgewachsene Frau mit hochgestecktem dunkelblondem Haar. Ein zerknittertes Kostüm mit knallroter Jacke, dazu ausgetretene schicke Sneakers. Ein warmes Leuchten ging von ihr aus, und das lag nicht nur an dem funkelnden Anhänger um ihren Hals. Das Leuchten strahlte aus den wachen Augen, den ironischen Grübchen neben dem unschuldig unverschämten Grinsen, ihrer lässigen Anmut. Gemma Carey. Sie war das schönste Mädchen in Birmingham gewesen. Und mit den interessanten Ecken und Kanten, die ihr die Lebenserfahrung verliehen hatte, war sie vermutlich, trotz starker Konkurrenz, die schönste Frau Londons. Gerade wenn sie so verschwitzt, müde und verwirrt aussah wie jetzt.

»Birmingham«, half sie irritiert.

»Gemma. Klar erinnere ich mich«, Hassan stand auf und umarmte ihre zarte, starke Gestalt ungewohnt schüchtern und länger als nötig. Es war wie ein elektrischer Schock. Sie ließ sich leicht gegen ihn fallen und stupste ihn gegen die Schulter.

»Na, bist du jetzt ein Londoner oder was?«

Hassan sah von ihr weg und blickte aus dem schwarzen Fenster. Eine Fledermaus huschte im matten Licht vorbei. Sie hatten sich einmal gemeinsam bei einer Party betrunken, dann war ihr Freund gekommen, und Hassan hatte sich knapp um eine Schlägerei drücken können. Sie hatten nie darüber gesprochen. Gemma hatte immer einen Freund gehabt.

»So still kenne ich dich ja gar nicht