: Markus Heitz
: Drachenkaiser Roman (Drachen 2)
: Piper Verlag
: 9783492950862
: Die Drachen-Reihe
: 1
: CHF 8.00
:
: Fantasy
: German
: 544
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Unsere Welt gehört den Drachen - seit Anbeginn der Zeit haben sie Länder und Kontinente unter sich aufgeteilt, säen Hass und Intrigen zwischen den Völkern, entfachen politische Konflikte und Kriege. Doch im Europa des Jahres 1926 gibt es Menschen, die sich den übermächtigen Geschöpfen entgegenstellen. Die Drachentöterin Silena, Fürst Grigorij und ihre Gefährten haben die erste Schlacht gegen die Drachen geschlagen. Die feuerbewehrten Herrscher der Alten Welt sind geschwächt und zerstritten. Dies lockt einen neuen Drachen aus dem Fernen Osten herbei, der seine gierigen Klauen nach Europa ausstreckt. Silena und ihre Mitstreiter müssen verhindern, dass der Machtkampf der Drachen zur Unterdrückung der gesamten Menschheit führt ... Markus Heitz begegnen und mehr über sein neues Buch »Drachenkaiser« erfahren: http://www.piper-fantasy.de/< r />
Markus Heitz, geboren 1971, studierte Germanistik und Geschichte. Mit »Ulldart« begann der Saarländer seine einzigartige Karriere. Seine Romane um »Die Zwerge« wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und standen wochenlang auf den Bestsellerlisten. Mit »Die Legenden der Albae« führte Markus Heitz alle Fans in die Welt der Dunkelelfen. Dazu kamen viele weitere erfolgreiche Werke auf den Gebieten der Fantasy und Science Fiction sowie Thriller. Er gewann bereits elf Mal den Deutschen Phantastik Preis.

Prolog

23. Dezember 1926, Freie Hansestadt

Hamburg, Deutsches Kaiserreich

Riesige Masten stemmten den schweren roten Stoff des pagodenförmigen Zelts in schwindelerregende Höhe. Innen und außen erleuchteten es Pergamentlampions; vom warmen Licht illuminiert, zog es die Blicke magisch an. Durch seine Außergewöhnlichkeit und all die Ornamente war es ein Blickfang sondergleichen.

Eintausend Menschen hatten den Weg hineingefunden. Im Innern roch es nach Holz, nach Jasmin und frittiertem Essen, das von livrierten Chinesen mit Bauchläden in Tütchen während der Vorstellung an die Zuschauer verkauft wurde. Unermüdlich liefen sie die Tribünentreppen hoch und runter, lächelnd und freundlich. Den Tee, in dem Jasminblüten schwammen, gab es gratis in kleinen Tonschälchen zu jeder Order.

Die Besucher waren von den rasch wechselnden Darbietungen gefangen genommen. Eine gebannte Stille herrschte, die Gesichter von Männern, Frauen und Kindern waren auf die Manege gerichtet, und die Spannung löste sich nach jedem Kunststück in einem tosenden Applaus.

Während die Menschen rings um Alfred Groote mitfieberten, starrte er unbeteiligt in die Manege, in der sich zehn junge Chinesendamen in weißen Seidengewändern zum Abschluss ihrer Akrobatik zu einer Pyramide aufgetürmt hatten. Dabei verbogen und verrenkten sie zusätzlich ihre zarten Leiber.Ich halte es für unmöglich, sich dabei als normaler Mensch nicht das Rückgrat zu brechen, dachte er.Schlangenmenschen.

Zur Krönung und gegen die Gesetze der Physik hielten sich die Mädchen gegenseitig an den Hüften und streckten jeweils ein Bein weg, sodass das Bauwerk aus Menschen lediglich auf schmalen, dünnen Zehenspitzen stand. Und hielt, ohne auch nur im Ansatz zu schwanken.

»Famos«, tönte es aus der Reihe vor Alfred.»Ganz famos!«

Doch auch als die grazilen Mädchen die Pyramide auflösten und sich aufrecht hinstellten, um ihren Applaus entgegenzunehmen, klatschte der Zweiundzwanzigjährige nicht. Feindselig blickte er von seinem hintersten Rang hinab,über die Köpfe der begeisterten Menschen, die im Gegensatz zu ihm nicht mit Beifall sparten.

Er spürte einen Ellenbogen in seiner Seite.»Mach schon«, raunte ihm Klara von links ins Ohr. Sie trug ein schlichtes schwarzes Kleid und eine lange Glasperlenkette, die kurzen blonden Haare lagen in einer modischen Wasserwelle am Kopf an. Sie hatte die Gelegenheit genutzt und sich eigens für das Zusammentreffen mitihm schön gemacht.»Willst du, dass wir auffallen? Benimm dich wie ein normaler Zuschauer.«

Widerwillig schlug Alfred die Handflächen gegeneinander, doch der finstere Ausdruck wich nicht von seinem Gesicht. Für ihn waren diese chinesischen Turnerinnen Abschaum, wie der ganze Rest des verfluchten Zirkus, den seine lange Reise von Peking ins deutsche Kaiserreich geführt hatte.

Er verabscheute sie nicht, weil sie anders aussahen oder einer fremden Kultur angehörten. Seinen Hass hatten sie einem ganz anderen Umstand zu verdanken.

Die jungen Akrobatinnen liefen durch den portalähnlichen Manegenausgang hinaus; Sägemehl wirbelte hinter ihren blanken Füßen auf und flirrte im bunten Licht der fünf Richtscheinwerfer. Ihnen kam wieder der Conferencier des Abends entgegen, ein Chinese im klassischen Smoking und mit Zylinder, hinter dem sich der dunkelrote Vorhang schloss. Alfred fand immer noch, dass ihm die westliche Kleidung nicht stand. Den Namen hatte er vergessen.Wozu auch merken?

»Vielen herzlichen Dank, hochverehrtes Publikum«, rief er und verneigte sich.»Die Töchter der Schlange haben Ihr Wohlwollen redlich verdient. Kommen wir nun zu unserem Höhepunkt der Weihnachtsvorstellung in der schönen Hansestadt: Meister Wu Li und seine Traumkugeln!« Er deutete auf den Eingang, wo die Stoffbahnen erneut aufgezogen wurden. Ein lauter Gongschlag ertönte und hallte lange nach.

Ein hünenhafter Chinese in einem traditionellen knielangen Gewand aus schwarzer Seide tat den ersten Schritt in das Rund und verharrte in den Strahlen der Scheinwerfer. Die roten und weißen Schriftzeichen darauf leuchteten regelrecht. Die Arme hatte er auf den Rücken gelegt. Er musterte die voll besetzten Ränge in aller Ruhe, ehe er in die Mitte der Manege trat.

»Meine Güte, der ist ja riesig«, hörte Alfred Klara verwundert sagen.»Mindestens zwei Meter, oder? Ich dachte, die Chinesen seien alle klein!«

»Nicht die aus dem Norden, habe ich gehört«, gab er zurück und wartete ungeduldig, was Meister Wu Li zu bieten hatte. Es interessierte ihn letztlich ebenso wenig wie die vergangenen Darbietungen der Mädchen, der Tellerjongleure, der Clowns, der exotischen Tierdressuren, der Hochseilakrobaten, der Contorsionisten, der halbnackten Tänzerinnen und alles, was er sonst noch hatte erdulden müssen. Alfred und seine Freunde waren nur aus einem Grund hier.

Meister Wu Li berührte die weiße, halbkugelförmige Mütze, die eine Bronzespitze an der höchsten Stelle aufwies. Helfer trugen daraufhin einen Tisch mit einer flachen, breiten Schüssel herein, in der Wasser schwappte. Er selbst sah gelassen dabei zu und strich sichüber den langen, schwarzen Kinnbart, der das Gesicht noch schmaler machte.

»Schneller«, murmelte Alfred und sah auf die Taschenuhr. Kurz nach zehn am Abend. Viel zu spät für seinen Geschmack. Die Vorstellung hätte vor einigen Min