: Heike Denzau
: Liebe von Meer zu Meer Roman
: Emons Verlag
: 9783987071539
: 1
: CHF 10,70
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 400
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ein herzerwärmender Roman über die vielfältigen Facetten der Liebe. Paula Ahmling bezieht mit ihren drei Kindern für ein Jahr ein Traumhaus auf Föhr. Damit möchte sie ein Versprechen einlösen, das sie sich selbst gegeben hat - die alte Kate am Deich zu finden, in der ihr verstorbener Mann als Kind so glücklich war. Eine turbulente Reise entlang der Nordseeküste beginnt, und während Paula sich ihren schmerzlichen Erinnerungen stellt, wächst in ihr eine Hoffnung, die sie nicht für möglich gehalten hätte: dass ihr Herz und ihre Seele heilen ...

Heike Denzau, Jahrgang 1963, ist verheiratet, hat zwei Töchter und lebt in dem kleinen Störort Wewelsfleth in Schleswig-Holstein. Bereits mehrfach preisgekrönt, ist sie Verfasserin zweier erfolgreicher Krimireihen und veröffentlicht außerdem bei Droemer Knaur humorvolle Liebesromane. www.heike-denzau.de

Zwei

Es bedarf keiner Schatzkarte, um Freunde
zu finden, nur eines offenen Herzens.

Fröhlich radelte Paula am Freitagmorgen die Wyker Gmelinstraße entlang, darauf achtend, dass die Großpackung Klopapier am Lenker nicht ständig gegen ihr Knie schlug. Auf dem Rücken trug sie einen Rucksack, im Fahrradkorb lag die vollbepackte Einkaufstasche. Das dichte hellgraue Wolkenmus am Himmel tat ihrer guten Laune keinen Abbruch, denn im Westen zeigte sich schon das erste Kornblumenblau. Sechs Tage waren vergangen, seit sie auf der Insel angekommen waren, und in dem wunderschönen Friesenhaus hatten sie sich schon ein wenig eingelebt. Da Dr. Konradis Vorräte aufgebracht waren, hatte Paula sich zum Großeinkauf aufgemacht. Inzwischen waren zwar auch die Fahrräder der Kinder da, doch alle drei hatten keine Lust gehabt, sie zu Edeka Knudsen zu begleiten. Marie hatte angeboten, auf die kleinen Geschwister aufzupassen, und so hatte Paula nicht zweimal gefragt. Einen Moment nur für sie allein gab es selten, und sie hatte ihn erweitert, indem sie am Sandwall zehn Minuten auf einer Bank gesessen, aufs Meer geblickt und einem alten Holzboot mit braunem Segel nachgesehen hatte.

Doch als sie im Greveling in die Auffahrt zum Haus bog, bereute sie die kleine Freiheit, denn aus dem hinteren Garten hörte sie Mats laut weinen. Mit klopfendem Herzen stieg sie vom Rad und lehnte es gegen die Hauswand, wurde aber im selben Moment ruhiger, denn zu dem Weinen kam ein gritziges Schreien. Mats weinte also nicht vor Schmerz, sondern vor Wut, was per se schon mal gut war. Sie eilte außen ums Haus herum. Ein flüchtiger Blick zur Seite zeigte, dass Lisbeth einen adäquaten Ersatz für die nicht vorhandene Sandkiste gefunden hatte: das Blumenbeet. Tiefe Löcher und Erdhäufchen auf den Terrassenfliesen zeugten von ihrer Liebe fürs Buddeln.

Die beiden Mädchen standen neben Mats auf der Terrasse von Henrik Kock, direkt vor Richard Böhnke, der von Mats gerade einen Fußtritt gegen das Schienbein bekam.

»Freundchen!«, mahnte Richard Böhnke scharf und hielt ihn an der Schulter auf Abstand, weil Mats weitertrat. Mit der freien Hand zeigte er über Mats Schulter nach hinten. »Da kommt deine Mutter. Der werde ich jetzt erzählen, was für ein Früchtchen du bist.«

»Mats!« Paula eilte hin. »Was ist hier los?« Sie zog ihren Sohn an sich und sagte »Ruhig, Mats, alles wird gut«, ohne dass sie davon ausging, dass es bei ihm ankam. Wenn er erst einmal einen seiner Wutanfälle hatte, dauerte es, bis er wieder ansprechbar war. Ihr Blick wanderte daher zwischen Marie und Richard Böhnke hin und her.

Allerdings kam Lisbeth den beiden zuvor. Mit ihrem schmutzigen Zeigefinger deutete sie auf Richard. »Der Mann hat Mats den Ball geklaut und in sein Haus gebracht.«

Richard musterte den empörten Blondschopf unter zusammengezogenen Brauen. »Dann erzähl deiner Mutter aber auch, warumder Mann den Ball geklaut hat.«

»Weil du böse bist.«

»Ja, schon klar«, grummelte Richard. »Schön, dass