: Ernestine Wery
: IHR NAME WAR CINDY Der klassische München-Krimi!
: BookRix
: 9783748782483
: 1
: CHF 6.10
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 230
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Sie war jung, launisch und verwöhnt. Das Leben war für sie nur ein Spiel. Ein Spiel mit Männern, teuren Kleidern, Schmuck und schicken Autos. Ihr Name war Cindy... Der letzte Freund schickte ihr zwanzig Rosen ins Haus. Aber da war Cindy bereits tot. Hauptkommissar Veigl von der Kriminalpolizei in München hat einen neuen Mordfall, der ihn fast an seinem Beruf verzweifeln lässt... Ernestine Wery (* 21. April 1909 in München als Ernestine Fentsch; ? 26. November 1997) war eine deutsche Schauspielerin sowie Drehbuch- und Romanautorin. Nach ihrer Heirat mit dem Schauspieler Carl Wery zog sie sich von der Schauspielerei zurück und schrieb ab 1943 Filmdrehbücher. Auch als Autorin blieb sie häufig dem bayerischen Lokalkolorit verbunden. Mit ihren insgesamt 22 Drehbüchern, von denen 16 verfilmt wurden, trug sie einen nicht unwesentlichen Teil zum Charakter des bundesdeutschen Kinos der 1950er Jahre bei. In späteren Jahren verlegte sie sich auf die Schriftstellerei. Sie schrieb mehrere Romane, insbesondere Kriminalromane, die teilweise ihre Drehbücher für die Krimiserie Tatort als Grundlage haben. Der Roman Ihr Name war Cindy erschien erstmals im Jahr 1981. Der Apex-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der deutschen Kriminal-Literatur in seiner Reihe APEX CRIME.

  Erstes Kapitel


 

 

 

Morgens Rosen

 

 

Fünfmal ließ das Blumenmädchen, eine Göre, die noch schulpflichtig war, die Klingel an der Wohnungstür im siebten Stock schellen, zuletzt durchdringend wie die Feuerwehr – niemand machte auf. Die Göre schaute unwirsch. Da strampelte man sich ab mit dem Job, steckte sich die Ferien an den Hut, und dann waren die doofen Kunden nicht zu Hause. Futsch, das Trinkgeld. Sie machte kehrt. Hülsenenge Jeans; auf der linken Hinterbacke, die klein und fest wie bei einem Jungen war, einen gestickten Schmetterling. Das Blumenpaket wollte sie aber noch loswerden. Wer wohnte denn nebenan?

Goltz stand da zu lesen.

Sie läutete.

Eine weibliche Jammerstimme innen. Was sie rief, war nicht zu verstehen. Es dauerte; eine Frau öffnete. Sechzig oder wie alt; vielleicht war sie auch erst Ende vierzig. Nicht zu schätzen. Uralt, registrierte die Göre. Zerflossen, die ganze Person. Irgendwie verhuscht. Sie knöpfte an einer sackartigen Bluse, die über einer zerknautschten Hose hing und rettungslos ausgeuferte Hüften verbergen sollte.

»’tschuldigen«, leierte das Mädchen in jenem modulationslosen Singsang, der bei diesen Jahrgängen untercool läuft, »niemand da nebenan. Nehm’ Sie ab?«

Sie streckte den eingewickelten Strauß hin. »Karte steckt drin.«

Die Frau brauchte eine Brille. »Für Cindy«, las sie. »Moment...« Sie nahm die Blumen, überlegte mit leichter Ladehemmung: zumachen die Tür oder offenlassen? »Warten Sie...« Sie schob die Tür zu bis auf einen Spalt, verschwand. Und kam wieder mit einem Geldstück. »Für Sie.«

Überwältigt bedankte sich die Göre nicht. War nur eine Mark. Das fühlte sie in der Hand, ohne hinzugucken. »Unterschreiben Sie?« Sie hielt ihr das Lieferbuch hin.

Wieder brauchte die Frau die Brille. »Sie nehmen es aber genau.« Sie unterschrieb: Irene Goltz.

»Sind ja’n besseres Geschäft. Tach.« Das Buch unter die Achsel geklemmt, verdrückte sich das Mädchen.

Die Frau lächelte leer hinterdrein. »Für Blumen«, meinte sie, »ist es um die Zeit etwas früh.«

Das Gör mit dem Schmetterlingspopo stakste zum Lift. Eine Mark! Wert gewesen wäre der Strauß einen Fünfer. Die fette Alte mit ihremZu früh! Neun vorbei war’s.

Das Lichtauge erkletterte die Ziffer sieben, der Lift tat seine automatischen Klappen auf; das Mädchen stieg ein. Ein Käfig, atmungsaktiv wie ein Sarg. Klappen zu, ab ging die Post. Wieviel von den Ferien, fragte sich die Abwärtsgleitende, ging drauf, bis sie den Plattenspieler, den sie haben wollte, mit dem Mistjob herangeschafft hatte?

 

Rosen waren es. Zwanzig prachtvolle Baccara, tiefrot mit zinnobrig angehauchten Rändern. Irene Goltz nahm den Strauß aus dem Papier und wickelte ihn in eine nasse Zeitung. Dann würde sie ihn tief in einen Eimer Wasser stecken und den in die kühlste Ecke stellen. Das war der nach hinten gelegene, schuhkartongroße Küchenbalkon.

Die Frau hatte Erfahrung mit Blumen und deren Empfängerin. Nicht das erste Mal, dass sie einen Strauß für sie abnahm. Cindy pennte bis in den späten Vormittag; Rosen indessen ließen die Köpfe hängen. Das Wasser brauste in den Eimer. Im Grunde verschwendete Mühe. Cindy würde mit den Rosen umgehen wie mit allen Geschenken, die sie mit dem selbstverständlichen Anspruch der Jungen und Verwöhnten hinnahm – achtlos. Es sollt