: Svenja Lassen
: Meer Momente wie dieser Roman
: Blanvalet
: 9783641261320
: 1
: CHF 8.00
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 336
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Manchmal braucht man eben Meer - und einen Sommer voller Meer-Momente!
Seit Jahren versteckt Sina sich erfolgreich vor dem Leben - bis ihre beste Freundin Amelie sie zu einem gemeinsamen Sommer auf Sylt überredet. Sina träumt von entspannten Stunden am Strand, während Amelie eine Liste anlegt, die für aufregende »Meer-Momente« sorgen soll. Als Amelie in letzter Minute abspringt, packt Sina trotzdem kurz entschlossen ihren Koffer und macht sich allein auf die Reise. Auf der Insel wartet in der gebuchten Unterkunft jedoch gleich die nächste Überraschung, und plötzlich ist der mitgereiste Hamster im Gepäck das kleinste ihrer Probleme. Um wieder auf positive Gedanken zu kommen, klammert Sina sich an der Liste mit »Meer-Momenten« fest, muss aber bald lernen, dass es manchmal besser sein kann, einfach loszulassen und seinem Herzen zu folgen. Dabei macht sie zwischen Dünen und rauschenden Wellen Bekanntschaft mit einem ganz besonderen Mann ...

Svenja Lassen lebt mit ihrem Mann und dem gemeinsamen Sohn im schönen Schleswig-Holstein, dem Land zwischen Nord- und Ostsee. Am glücklichsten ist sie mit einer Brise Seeluft im Haar und Strandsand unter den Füßen. Ihre Leidenschaft für Bücher entdeckte sie bereits als Kind, seit 2016 kam aber auch die Liebe für das Schreiben eigener Geschichten hinzu. Inzwischen begeistert sie mit ihren romantischen und humorvollen Wohlfühlromanen zahlreiche Leserinnen und Leser und stürmt mit ihren Büchern die Kindle- und die SPIEGEL-Bestsellerlisten.


Kapitel 1

Sanft strich er mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht, und meine Haut antwortete darauf mit einem Kribbeln. Gleich würde er mich küssen. Unsere Lippen waren nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt. Seine Augen strahlten blauer als der Himmel hinter ihm. Ich schloss die Lider, öffnete meinen Mund erwartungsvoll … Da klopfte es an der Tür. Widerwillig öffnete ich die Augen einen Spalt. Die Umrisse meines Gegenübers wurden unschärfer, je lauter die Geräusche ertönten.

»Geh nicht!«, wollte ich rufen, blieb aber stumm. Schon verwandelte sich das vermeintliche Klopfen in Gepolter, und ich erwachte gänzlich aus meinem Traum. Einem wunderschönen Traum, wohlbemerkt. Weswegen ich mich über den Lärm aus dem Flur nur noch mehr ärgerte. Ich hörte Amelie kichern und verdrehte die Augen. Meine Mitbewohnerin und ihr Freund Tommek hatten offenbar einen Drink zu viel getrunken. Mein Wecker auf dem Nachttisch zeigte 02:52 Uhr an – mitten in der Nacht. Ernsthaft? Dabei war es nicht einmal Wochenende, sondern Montag oder vielmehr Dienstagmorgen. Genervt starrte ich in die Dunkelheit. Einige Sekunden später fiel Amelies Zimmertür ins Schloss, und ich drehte mich auf die Seite. Vorsorglich drückte ich mir ein Kissen aufs Ohr, um etwaigen Geräuschen aus dem Nachbarzimmer zu entgehen.

Die Bilder meines Traumes schoben sich zurück in meine Gedanken, und der Nachhall stimmte mich wehmütig – zu real war das Kribbeln kurz vor dem Kuss gewesen. Dazu das verliebte Pärchen auf der anderen Seite der Wand … Auf einmal verspürte ich den sehnsüchtigen Wunsch, mich auch zu verlieben. Auf dieselbe intensive Art, wie ich damals für Michael empfunden hatte. Aber nach der schmerzlichen Erfahrung in der Oberstufe hatte es einfach nicht mehr aufkommen wollen, dieses Herzklopfen mit Tausenden von Schmetterlingen im Bauch. Zwar hatte ich seit damals die ein oder andere Beziehung gehabt, aber die hatten nur wenige Schmetterlinge dazu gebracht, aufzusteigen und nur träge mit den Flügeln zu flattern. Letztlich waren alle am Vergleich mit Michael Eberdinger gescheitert. Dieses Gefühl, dass das Herz übersprudelt vor lauter Glück, hatte nach ihm niemand mehr in mir ausgelöst. Und ich fragte mich manchmal, was mit mir nicht stimmte. Schließlich lag der gemeinsame Sommer mit Michael fast zehn Jahre zurück. Frustriert presste ich das Kissen fester aufs Ohr. Die Beziehung meiner Mitbewohnerin litt jedenfalls nicht unter mangelnder Leidenschaft, auch wenn bisher lediglich Amelies Gekicher und ein Gegenpart im Bariton dumpf durch die Wand zu mir herüberdrang. Aber bevor ich eine derart chaotische Beziehung führte wie die zwei im Nachbarzimmer, zog ich es doch lieber vor, allein zu bleiben.

Ich schloss die Augen und hoffte, gleich dem blauäugigen, blonden Typen wieder zu begegnen. Eigentlich stand ich auf dunkelhaarige Männer. Michael hatte dunkles Haar, war mein letzter Gedanke, ehe ich einschlief.

Als mein Wecker mich am nächsten Morgen unbarmherzig daran erinnerte, dass es Zeit war aufzustehen, konnte ich mich nicht mehr erinnern, was ich in der zweiten Hälfte der Nacht geträumt hatte. Gähnend schlug ich die Bettdecke zurück.

Die Sonne schickte bereits ihre Strahlen durch den schmalen Spalt meiner Gardinen. Als ich sie zur Seite schob, begrüßte mich ein wolkenloser Himmel. Es war Ende Juni, und ich liebte diesen Übergang vom Frühsommer in den Hochsommer, wenn die Temperaturen bereits angenehm waren, aber der größte Teil der warmen Jahreszeit noch vor einem lag.

In meinen Schlafsachen, be