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Zwei Wochen zuvor
Es roch nach Bananenpfannkuchen, als ich mit nackten Füßen auf die Veranda trat. Die Bodenfliesen waren bereits warm, obwohl es noch früh am Morgen war. Meine Kollegin Helen stand im Nachthemd an der Außenküche und machte wieder einmal Pancakes für alle. Die dicken, fluffigen, amerikanischen, wie sie es von ihrer Mutter gelernt hatte. Die langen Haare fielen ihr über den Rücken, ganz ausgeblichen von den vielen Stunden im und am Meer.
»Hey, Sweety! Hungry?«, rief sie mir fröhlich zu.
»Always!« Ich reckte mich, wobei mein Top über den Bauch nach oben rutschte. Ein Sonnenstrahl fiel durch die Bäume und kitzelte meine gebräunte Haut.
Ich blickte zum Pool hinüber, dessen sattes Türkis zwischen den flachen Bungalows schimmerte. Mein Kollege Nino machte gerade einen gekonnten Kopfsprung ins Wasser. In den dichten Palmen ringsum zwitscherten winzige Vögel. Sie waren so erstaunlich laut für ihre Körpergröße, dass sie uns mit ihrem Gesang jeden Morgen weckten. Sie oder die Affenfamilien, die sich bei Sonnenaufgang ebenfalls alles Mögliche von Ast zu Ast mitzuteilen hatten. Nino schwamm an den Beckenrand und stemmte sich mit wohldefinierten Armen hoch. Aus seinen kinnlangen dunklen Haaren tropfte das Wasser. Diese kleine Einlage war für mich gewesen, das wusste er, das wusste ich. Helen zwinkerte mir zu, während sie mit dem Pfannenheber einen weiteren Bananenpfannkuchen auf den schiefen Turm neben sich stapelte.
Nino schlenderte auf uns zu und blickte mich herausfordernd an. »Hey, Toni, gut geschlafen?«
Er sagte das mit seinem niedlichen lateinamerikanischen Deutsch und mit gekonntem Augenaufschlag. Ein leichter Schauer lief mir den Rücken hinunter, wenn ich daran dachte, wie wir neulich getanzt hatten, bei einer Party hier im Camp. Ich war stolz auf mich gewesen, weil ich danach allein in mein Zimmer gegangen war. Diese Affären mit Kollegen, die auf hundert Meter Entfernung nach Ärger rochen, wollte ich mir endgültig abgewöhnen. Aber jetzt, wo er nur in Badeshorts vor mir stand, sich einen von Helens Pancakes stibitzte und mich mit seinen tiefbraunen Augen anfunkelte, begann mein eiserner Vorsatz in der Morgenhitze Costa Ricas zu schmelzen. Noch während ich ihn musterte, hörte ich jemanden meinen Namen rufen. Es war Elsie von der Rezeption.
»Toni?« Ihr Kopf mit dem vielen krausen Haar tauchte zwischen den Palmen auf.»A call for you. Someone speaking German.«
Das machte mich stutzig, denn wenn meine Freunde sich meldeten, dann meist auf dem Handy. Außerdem sprachen sie alle zumindest Schulenglisch. Ich warf Nino einen letzten Blick zu, schnapp