: Sören Kohlhuber
: Nach dem Sturm Von den Köpfen, auf die Straße, bis in die Parlamente
: epubli
: 9783746713854
: 6
: CHF 4.40
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 100
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Im Kalenderjahr 2016 dokumentierte Sören Kohlhuber mehr als 50 rechte Versammlungen, darunter einen Großteil in der Region Berlin und Brandenburg. Seit den massenhaften Aufmärschen im Herbst 2015 konnte aber eine Abnahme der Aufmärsche und Teilnehmerzahlen verzeichnet werden. Der Pegida-Hype, der zum Teil europaweit und auch auf anderen Kontinenten Nachahmer fand, konnte sich über die Jahreswende nicht halten. Gleichzeitig ging die Saat der Rechten auf. Bei Wahlen 2016 die AfD ihren Einfluss in der politischen Landschaft festigen. Verbale Tabus werden gebrochen, rassistisch motivierte Straftaten bleiben konstant hoch und staatliche Strukturen reagieren mit Restriktion gegen Geflüchtete. Das Buch stellt den Abschluss einer nicht geplanten Trilogie dar. Bereits zuvor erschienen die Bücher 'Deutschland, deine Nazis' und 'Retrofieber' über neonazistische und rechte Versammlungen in den Jahren 2014 und 2015.

Seit 2012 freier Journalist. Autor für die Potsdamer Neueste Nachrichten (PNN), verschiedene Blogs (u.a. Störungsmelder) und Referent bei Veranstaltungen. Bereiche: Fußball und Neonazismus.

EIN GUTER START INS JAHR


03. JANUAR 2016, BEESKOW


Minusgrade und Silvester noch in den Knochen, und die Neonazis haben es eilig. Der erste Aufmarsch des Jahres in der Region findet bereits am 3. Januar im ostbrandenburgischen Beeskow statt. Eingeladen hat „Beeskow wehrt sich“ bzw. die neonazistische Splitterpartei„Der Dritte Weg“.

Seit längerem breiten sich die Traditionalisten mit ihren grünen Fahnen besonders in dem Gebiet rund um Potsdam und dem Nordosten Brandenburgs aus. Dies liegt vor allem an ihren dort wohnhaften Führungskadern Maik Eminger und Matthias Fischer.

Der ehemalige NPD-Stadtverordnete Pascal Stolle und der ehemalige 90er-Jahre-Skinhead Peer Koss versuchen in der Gegend rund um Frankfurt/Oder und Eisenhüttenstadt zu wirken. Die immer mehr an Bedeutung verlierende NPD hinterlässt aktionistische Lücken, welche die Partei„Der dritte Weg“ versucht zu nutzen. Neben Pascal Stolle, so sagt es der Buschfunk, sollen auch andere Mitglieder der dienstältesten Neonazipartei der BRD den Rücken gekehrt haben, um anschließend beim„Dritten Weg“ anzuheuern. Zwar ist der Dritte Weg keine so strahlende Alternative wie die AfD, die sich im gesamten Land, vor allem aber in Südbrandenburg am äußerst rechten Klientel bedient, aber sie profitiert im kleinen Rahmen, innerhalb der neonazistischen Szene. Um Wahlerfolge geht es den Hitleristen sowieso nicht. Treffpunkt für den Aufmarsch ist der Bahnhofsvorplatz in Beeskow. Direkt davor steht ein schöner Plattenbau, den jede ostdeutsche Siedlung haben muss. Junge Neonazis aus der Kategorie „U18 mit Jogginghosenoutfit“ laufen in kleinen Gruppen durch die Straße. Sie blicken sich mürrisch um, bevor sie an einem Hauseingang klingeln. Offenbar gibt es für die lokalen Neonazis in einer der Wohnungen einen Treffpunkt, denn in dem Hausaufgang herrscht reges Treiben. Gleichzeitig kommen die ersten Neonazis in ihren Autos an. Eines der Autos wird von der eingesetzten Einsatzhundertschaft aus Oranienburg angehalten: das Kennzeichen entspricht nicht den gerade geänderten gesetzlichen Vorgaben. Die Beamten beanstanden, dass statt der EU-Fahne die Fahne des Deutschen Reiches am Rand zu sehen ist. Sie zwingen ihn das Schild abzunehmen und sie streben ein Ordnungswidrigkeitenverfahren an. Die Brandenburger Behörden sind Vorreiter in der Bundesrepublik im Kampf gegen die Reichsfreaks mit ihren eigenwilligen Auslebungen der Gesetze.

Der III. Weg formiert sich zum Block

Immer mehr Aktivisten und Sympathisanten des „Dritten Weg“ erscheinen. Aus Potsdam kommt ein Auto mit Lautsprecherboxen. Die ersten Fahnen werden ausgepackt. Dunkle Regenjacken mit dem Parteilogo werden zahlreicher, auch die benannten Führungskader präsentieren stolz ihre Art von Kutte. Neben den verschiedenen Spitzenfunktionären ist auch ein besonderer Unterstützer der Gruppe dabei: Sascha Lücke aus Brandenburg/ Havel trägt sein Markenzeichen: einen weinroten Kapuzenpullover mit der Aufschrift „Hass“ in einer Faust. Der bullige Skinhead saß mehrere Jahre im Gefängnis, weil er 1996 den Punk Sven Beuter in Brandenburg/Havel zu Tode schlug. Sven Beuter war vorher bereits mehrfach schwer von Neonazis verletzt worden. 1995 musste er nach einem Angriff mit einem Baseballschläger das Sprechen neu lernen, 1996 wurde er so sehr verletzt, dass sein Arm in Folge unbeweglich und steif blieb. Der Täter Sascha Lücke zehrt seit der Haftzeit offenbar von seinem Totschläger-Image. Von der rechten Szene hatte er sich nicht losgesagt, sondern trat offensiv bei Gedenkv