: Andrea Nagele
: Grado und die Tote in der Lagune Ein Adria Krimi
: Emons Verlag
: 9783987070556
: Commissaria Degrassi
: 1
: CHF 3.20
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 256
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Neue Krimispannung an der Adria. Kommissarin Maddalena Degrassi wird zu einem Vermisstenfall gerufen: Ein sechzehnjähriges Mädchen ist nicht mehr nach Hause gekommen. Hatte sie sich in den Falschen verliebt? Und woher wusste der ortsansässige Toto schon vorher, dass bald etwas Schlimmes passieren wird? Maddalena, die immer noch mit einem persönlichen Schicksalsschlag zu kämpfen hat, muss hilflos mit ansehen, wie der Fall unaufhaltsam seinem tragischen Höhepunkt entgegensteuert.

Andrea Nagele leitete über ein Jahrzehnt ein psychotherapeutisches Ambulatorium. Heute arbeitet sie als Autorin und betreibt in Klagenfurt eine psychotherapeutische Praxis. Sie pendelt zwischen Klagenfurt am Wörthersee, Grado und Berlin. www.andreanagele.at

1

Maddalena saß mit ihren Freundinnen Bibiana und Stella auf der schmalen Terrasse der neuen Wohnung, in der sie nun seit über einem halben Jahr lebte. Sie prosteten einander mit Prosecco zu. Es war später Nachmittag, und Maddalena baute heute ein paar ihrer Überstunden ab.

»Ich wusste, du würdest dich hier wohlfühlen. Immerhin habe ja auch ich dieses Kleinod für dich ausgesucht«, frohlockte Bibiana, die Immobilienmaklerin, sichtlich zufrieden mit sich und ihrer Entdeckung.

»Da gebe ich dir gern und unumwunden recht. Du kennst meinen Geschmack eben in- und auswendig.«

»Geschmack?« Stella grinste. »Unsere Maddalena trägt Boots, kaputte Jeans und unter der obligatorischen Lederjacke irgendein T-Shirt, das sie wahrscheinlich in einer Mülltonne gefunden hat.«

»Pfui«, entgegnete Maddalena lachend. »Wenn du weiter so über mich herziehst, rufe ich deinen ehrenwerten Ehemann an und lasse dich in Handschellen von ihm abführen und in Gewahrsam nehmen.«

In den letzten Monaten hatte sie sich immer enger mit der Frau ihres Mitarbeiters Guido Lippi angefreundet.

»Commissaria, ist Ihnen eine derart rigorose Ahndung angesichts eines doch so geringen Vergehens denn überhaupt erlaubt?«, erkundigte sich Bibiana mit unschuldigem Blick. »Überschreiten Sie da nicht ein wenig Ihre Befugnis? Comandante Scaramuzza hängt Ihnen ein Disziplinarverfahren an den Hals, so schnell können Sie gar nicht schauen.«

»Schlage du dich nur auf Stellas Seite. Wirst schon sehen, was passiert, wenn ich Guido Lippi herbeordere.«

»Der bringt höchstwahrscheinlich zwei weitere Flaschen Prosecco mit und beginnt danach, Lieder im heimischen Dialekt zu schmettern«, gibt Stella zu bedenken.

»Ein Volkstümler ist er also auch noch, dein Gatte?« Maddalena zog eine Augenbraue hoch.

»Nein und ja«, sagten Stella und Bibiana gleichzeitig.

»Da du aus dem Karst kommst, verzeihen wir dir deine Unwissenheit«, fuhr Stella fort. »Guido singt jedes Jahr im März mit großer Freude beim Graisan-Lieder-Festival. Sänger und Künstler aus Grado treten dort gegeneinander an. Der Sinn der Veranstaltung liegt darin, den Dialekt, der dem venezianischen ähnelt, zu erhalten. Insofern sind es Volkslieder. Dante, der Mann von Giorgia, deiner Freundin aus der Bar, hat den Wettbewerb schon einmal gemeinsam mit seiner Tochter gewonnen. Guido fühlt sich seiner Heimat also tatsächlich sehr verbunden, was aber nicht heißt, dass er deshalb ein reaktionärer Mensch ist.«

»Das habe ich so nicht gemeint«, gab Maddalena kleinlaut zurück und schämte sich ein wenig ob ihres Vorurteils. »Ich mag halt lieber Pop- oder Rockmusik und stehe nicht so auf Schlager und Volkslieder.«

»Themenwechsel«, schlug Bibiana vor. »Stellas Mann ist doch der Kollege, mit dem du früher oft Zoff hattest. Jetzt schaust du nicht mehr verbissen, wenn du über ihn redest, und mit seiner Frau bist du inzwischen befreundet. Anscheinend hat sich die Lage zwischen euch geändert oder gar verbessert, richtig?«

Maddal