: Sigrid Grabner
: Flammen über Luzón Über die philippinische Revolution von 1896
: EDITION digital
: 9783965216471
: 1
: CHF 6.40
:
: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 268
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF
Noch bis heute hat sich im Namen dieses asiatischen Landes, das zu wenigen katholischen Regionen dieses Kontinents gehört, die einstige koloniale Abhängigkeit erhalten, die 1565 - also großzügig betrachtet vor rund 500 Jahren begann. Gemeint ist der koloniale Besitzanspruch Spaniens. Denn ihren Namen verdanken die Philippinen ihrem (europäischen) Entdecker Ruy López de Villalobos (1500 bis 1546), der nach den Gewürzinseln suchte und die 1543 erreichten Inseln zu Ehren des damaligen spanischen Königs Philipp II. 'Las Islas Filipinas' nannte. Allerdings gab es bereits von Anfang an Feinseligkeiten zwischen den Einheimischen und ihren spanischen Entdeckern, die sowohl deswegen als auch wegen Hungers und des Verlustes eines Schiffs eine eben erst dort aufgebaute Siedlung aufgeben und ihre Expeditionsreise beenden mussten. Nebenbei bemerkt suchten die Spanier auf den Molukken Schutz, die damals von den Portugiesen beherrscht wurden, was einen weiteren Kampf verursachte, in dem López de Villalobos starb. Der Rest der Besatzung konnte allerdings entkommen und nach Neuspanien zurückkehren. Das Vizekönigreich Neuspanien 'Virreinato de Nueva España' bestand von 1535 bis 1822, war das erste der vier administrativen Verwaltungsgebiete in Lateinamerika, dem jeweils ein Vizekönig vorstand und umfasste zur Zeit seiner größten Ausdehnung die heutigen Staaten Mexiko, Belize, Guatemala, El Salvador, Honduras, Nicaragua, Costa Rica, Venezuela sowie die Karibischen Inseln, in Asien die Philippinen, die Marianen, die Karolinen, Palau, Guam und Nordborneo. Und damit zurück nach Luzon. Thema des spannenden Buches von Sigrid Grabner ist der Befreiungskampf des philippinischen Volkes - zunächst gegen die Spanier, die dort wie auch in Lateinamerika (wie von zu Hause gewöhnt) mit dem Schwert in der einen Hand und mit der Bibel in der anderen Hand sich nahmen, was sie sich nehmen zu dürften glaubten, und die Filipinos höchst brutal unterdrückten, und dann gegen die Nordamerikaner, die 1898 das koloniale Erbe der Spanier antraten. Für die meisten Einheimischen änderte sich nichts, es wurde eher noch schlimmer. Diese Unterdrückung erzeugte jedoch Gegendruck und den starken Wunsch der Befreiung von den Unterdrückern, der in der philippinischen Revolution von 1896 gipfelte. In ihrem Buch erzählt Sigrid Grabner von Heldenmut und Vaterlandsliebe, aber auch von Verrat und menschlicher Schwäche, von Verzweiflung und großer Sehnsucht nach Freiheit und Unabhängigkeit.

Am 29.10.1942 in Tetschen-Bodenbach geboren, ab 1947 in Merseburg. Nach dem Abitur in Halle und einjährigem Praktikum in der Landwirtschaft studierte sie von 1962-1967 an der Berliner Humboldtuniversität Kulturwissenschaft und Indonesienkunde, 1972 Promotion. Seit 1972 freischaffende Schriftstellerin. Sie lebt in Potsdam, war mit dem Schriftsteller und KZ-Überlebenden Hasso Grabner verheiratet und hat zwei Kinder. 1992 Ehrengast der Villa Massimo 2000 Stipendiatin im Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf
In der Provinz Cavite hatten die Aufständischen ihre größten Siege errungen, hier erlitten sie im Frühjahr 1897 ihre schwersten Niederlagen. Der Grund dafür lag nicht allein in der gewachsenen militärischen Kraft der Spanier, sondern auch in dem Zerwürfnis der revolutionären Führer von Cavite. Emilio Aguinaldo und seine Freunde begannen offen ihre eigenen Ziele zu verfolgen. Von den anfänglichen Erfolgen berauscht, sahen sie sich bereits als die neuen Herrscher der Philippinen. Sie strebten nach persönlicher Macht und nach Reichtum. Dafür waren sie bereit, sich unter gewissen Umständen auch mit den bestehenden Herrschaftsverhältnissen zu arrangieren. Doch vorerst ging es für sie darum, Andres Bonifacio und seine Katipunan auszuschalten. Es kam den Männern um Magdalo sehr gelegen, dass sich Andres Bonifacio in Cavite aufhielt. Die Massen der Aufständischen kannten ihn hier nicht. Das Gesetz der Illegalität hatte Andres Bonifacio bis zum Beginn des Aufstandes gezwungen, im Dunkel der Anonymität zu bleiben. Mit seinem Namen waren keine Heldentaten, keine Siege verbunden. Für die Aufständischen von Cavite war Emilio Aguinaldo der Held der Revolution. Es wäre ein leichtes gewesen, Bonifacio fast unauffällig auszuschalten, wenn nicht der Provinzrat Magdiwang treu zu ihm gestanden hätte. Es kam zu heftigen Kontroversen zwischen den Provinzräten von Cavite. Bonifacio, der hierher geeilt war, um zwischen den beiden Gruppen zu vermitteln, musste bald erkennen, dass der Provinzrat Magdalo diese Vermittlung gar nicht wollte. Die Leute um Emilio Aguinaldo weigerten sich, mit Magdiwang gemeinsam gegen die Spanier zu kämpfen, die militärischen Aktionen zu koordinieren, solange ihr Führungsanspruch nicht anerkannt wurde. Am 31. Dezember 1896, einen Tag nach der Erschießung José Rizals, trafen sich die Führer der Katipunan von Cavite mit Andres Bonifacio in Imus. Gleich zu Beginn der Konferenz schlug Baldomero Aguinaldo, der Vetter von Emilio, vor, eine revolutionäre Regierung zu schaffen. Die alte Katipunan sei den neuen Aufgaben nicht mehr gewachsen. Die Führer von Magdiwang widersprachen sofort entschieden. Sie erklärten, die Katipunan habe eine Verfassung, auf deren Grundlage in und um Manila bereits Provinz- und Stadtregierungen arbeiteten. Es sei keine Notwendigkeit erkennbar, die Katipunan durch eine neue Regierung zu ersetzen. Und wenn schon eine neue Regierung, wie Magdalo das wünschte, dann nur unter der Präsidentschaft von Andres Bonifacio, der das Recht haben müsste, seine Minister zu ernennen. Die Leute um Aguinaldo protestierten heftig. Nichts erschien ihnen