: Deon Meyer
: Todsünde Ein Bennie-Griessel-Thriller
: Aufbau Verlag
: 9783841227768
: Benny Griessel Romane
: 1
: CHF 8.70
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 432
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Gefährl che Gier.

Bennie Griessel und sein Partner Vaughn Cupido sind in Schwierigkeiten. Aus disziplinarischen Gründen werden sie auf einen Posten ins vermeintlich ruhige Städtchen Stellenbosch abgeschoben. Doch kaum angekommen halten sie zwei Fälle in Atem. Ein Student, der sich bei ihren Nachforschungen als genialer Hacker erweist, verschwindet spurlos. Wenig später wird ein zweiter Vermisstenfall gemeldet. Der skrupellose Geschäftsmann Jasper Boonstra, der viele Menschen um ihr Geld betrogen hat, ist ebenfalls verschwunden. Und dann wird auch noch ein hochrangiger Polizist in Kapstadt erschossen - und Bennie ahnt, dass die Fälle irgendwie zusammenhängen ...

Hochspannend und mit einem unverwechselbaren Ton - Deon Meyer schreibt raffinierte Thriller mit herausragenden Charakteren.



Deon Meyer wurde 1958 in Paarl, Südafrika geboren. Seine Romane wurden bisher in 27 Sprachen übersetzt. Er lebt mit seiner Stellenbosch, in der Nähe von Kapstadt. Im Aufbau Taschenbuch Verlag liegen seine Thriller 'Tod vor Morgengrauen', 'Der traurige Polizist', 'Das Herz des Jägers', 'Der Atem des Jägers', 'Weißer Schatten', 'Dreizehn Stunden', 'Rote Spur', 'Sieben Tage', 'Cobra', 'Icarus', 'Fever', 'Die Amerikanerin' und 'Beute' sowie der Storyband 'Schwarz. Weiß. Tot' vor. Mehr zum Autor unter www.deonmeyer.com

JULI


1


Kaptein Bennie Griessel hörte die eiligen Schritte und die lauten Stimmen; Vusi Ndabeni rief alle Kollegen der Ermittlungseinheit zusammen. Los, schnell, Überfall auf einen Geldtransporter, Beeilung!

Es war an einem Dienstagvormittag im Juli, mitten im Winter.

Griessel ließ sofort die Akte auf den Schreibtisch fallen, holte die Z88 aus der Schublade und rannte los. Vusi war klein, der Stillste von ihnen, ruhig und besonnen. Aber nicht jetzt; er klang erregt, und deswegen zögerte Griessel keine Sekunde.

Auf dem Flur schnallte er sich im Laufen das Holster um die Hüften. Er sah Vaughn Cupido kommen, mit wehendem, langem Mantel, dem »Batman-Cape«, seinem Winteroutfit.

»Preiset den Herrn!«, rief Cupido. Bennie wusste, dass es vor Erleichterung war, weil sein Kollege den Verwaltungskram bei der Kripo hasste, mit dem sie sich gerade abplagten. Der Einsatz bot eine willkommene Abwechslung.

Frankie Fillander und Mooiwillem (»der schöne Willem«) Liebenberg traten aus ihrem gemeinsamen Büro. Ihre Schritte hallten auf dem nackten Fliesenboden desDPMO – des Direktorats für Schwerverbrechen – in Bellville wider, ein Trupp von Polizeikommissaren, der zur Waffenkammer im ersten Stock stürmte.

Ndabeni war schon da; er gab R5-Sturmgewehre und zusätzliche Magazine aus, während Polizei-Unteroffizier Bossie Bossert hastig alles ins Inventar eintrug.

»Ich will ein Stompie«, sagte Cupido. Vusi gab ihm dieRS200-Schrotflinte mit Pistolengriff und einen Munitionsgürtel. Die Waffe hatte keine große Reichweite; wegen ihrer Kürze wurde sie »Stummel« genannt.

»Du und deine Extrawürste«, bemerkte Fillander. »Das ist ein Überfall auf einen Geldtransporter, kein Bankraub.«

»Mein Wahnsinn hat Methode,uncle«, erwiderte Cupido. »Wart’s nur ab.«

»Und schön wieder zurückbringen!«, rief ihnen Bossert hinterher.

Seit fünf Monaten verfolgten sie bei ihren morgendlichen Meetings Vusis Ermittlungen. Er arbeitete an den sogenannten »Transit-Raubüberfällen«, die am Westkap zunehmend zum Problem wurden. Es war immer wieder dieselbe Bande, immer wieder derselbe Modus Operandi; zehn Leute in vier gestohlenen Autos, die einen Transporter zum Anhalten zwangen und ausraubten. Mit einem alten, schweren Fahrzeug rammten sie den Transporter und brachten ihn zum Stoppen. Mit den anderen Autos umzingelten sie ihre Beute und eröffneten das Feuer, laut der ballistischen Untersuchungen mit AK47-Gewehren sowie einer exotischen Ansammlung anderer Handfeuerwaffen. Solange, bis sich die Wachleute ergaben. Falls sie sich weigerten, sprengten die Wegelagerer die Heckklappen. Auf diese Art und Weise hatten sie bereits schätzungsweise vierzehn Millionen Rand erbeutet.

Die Täter waren bisher unbekannt; sie hinterließen keinerlei Spuren. Ndabeni war mit seinem Latein am Ende, und ihre gemeinsame direkte Vorgesetzte, Kolonel Mbali Kaleni, machte ihm richtig Feuer unter dem Hintern.

Deswegen rasten die fünf Ermittler jetzt mit Tempo hundertfünfzig in ihren ungekennzeichneten Fahrzeugen, demBMW X3 voraus und dem Ford Everest hinterher, auf die N1 in östlicher Richtung.

Griessels Handy klingelte. Es war Vusi, aus denBMW, den Fillander fuhr.

»Vusi?«

Ndabeni, der als Einziger von ihnen Englisch sprach, musste laut reden, um das Heulen der Sirenen zu übertönen: »Ich glaube, dass die Täter den Polizeifunk abhören, deswegen Kommunikation nur über Handy! Ein heißer Tipp von meinem neuen Informanten, absolut glaubwürdig. Sie sind hinter einem Pride-Security-Transporter her, auf der R45 zwischen Malmesbury und Paarl.«

Griessel wiederholte die Information für Cupido, der fuhr, und Liebenberg.

»Ich habe Paarl benachrichtigt, sie schicken das Spezialeinsatzkommando«, sagte Ndabeni.

In Paarl befanden sich das Hauptquartier der Polizeibehörde Boland sowie der Sitz des Spezialeinsatzkommandos derSAPD, im Volksmund S. W. A. T. genannt.

Griessel gab das an seine Kollegen weiter.

»Auch das noch!«, jammerte Cupido, der die Fähigkeiten der Kollegen von der Landespolizei nicht besonders hoch einschätzte.

»Ich habe bei Pride Security angerufen. Sie leiten den Transporter um«, sagte Vusi. »Wir hoffen, die Gang zu erwischen, während sie ihm auflauert.«

»Wissen wir, wo das ist?«, fragte Griessel.

»An der Kreuzung R45 – Agter-Paarl-Road«, antwortete Vusi. Und fügte hinzu: »Der Hubschrauber ist auch unterwegs.«

Sie rasten weiter. Vor ihnen ragten majestätisch die blauen Berge auf; das Boland umgab sie idyllisch und klar an jenem kalten Tag.

Es war, wie Cupido es später ausdrückte, ein »chaotischer Scheißhaufen von gigantischem Ausmaß«. Von Anfang an.

Denn die Täter hatten ein Funkgerät, das auf die Frequenz von Pride Security eingestellt war. Dadurch erfuhren sie von der neuen Strecke, auf die der Transporter umgeleitet wurde.

Denn Vusi nahm die R44, weil er zu Recht argumentierte, sie wären viel langsamer, wenn sie durch Paarl führen, trotz der Sirenen.

Denn Mevrou Barbara van Aswegen, Bäuerin auf der Farm, die nur sechzig Meter vom Schauplatz des Überfalls entfernt lag, hörte den Aufprall und die Schüsse und rief sofort dieSAPD in Paarl an, die ihrerseits dasSEK alarmierte. Anschließend holte die Farmerin die Kaliber.308 Winchester-Jagdbüchse ihres Mannes aus dem Waffenschrank.

Zunächst hatten die Gangster den Transporter überholt. Sie schlugen kurz hinter dem Windmeul-Weinkeller zu, wo die zwei Spuren der Straße wie zwei Flüsse zu einer einzigen Spur zusammenflossen. Sie benutzten diesmal einen schweren alten 1995er Mercedes S500, der mit dumpfem Knall gegen den hinteren rechten Kotflügel des gepanzerten Security-Fahrzeugs prallte. Der Pride-Fahrer, getrieben von Adrenalin, Angst und Entschlossenheit, fuhr zu schnell und übersteuerte als Gegenreaktion. Er riss das Lenkrad nach rechts, doch der Mercedes hatte in diesem Augenblick keinen Kontakt, und der Transporter kippte um. Er überschlug sich zwei, drei, vier Mal und rutschte dann über den Asphalt. Funken sprühten, Metall schleifte, schrill und ohrenbetäubend. Der Transporter blieb auf der linken Seite liegen, mitten auf der Straße.

Die Täter umzingelten ihn mit ihren vier Fahrzeugen – der Mercedes vorne, um entgegenkommenden Verkehr aufzuhalten, eins rechts, eins links und eins hinten. Die Gangster sprangen heraus und begannen, auf den Geldtransporter zu schießen. Ihre übliche Strategie. Sie wussten, dass sowohl die Karosserie als auch die Scheiben kugelsicher waren, aber das Sperrfeuer der Einschläge wirkte normalerweise so furchteinflößend, dass sich die Wachleute ergaben. Daher feuerten die Männer ihre Magazine leer und gaben, während sie nachluden, den Pride-Angestellten die Gelegenheit, mit erhobenen Händen auszusteigen, so dass sie die Heckklappen nur noch aufzuschließen brauchten.

Doch nicht diesmal. Die Bewacher blieben in ihren Sicherheitsgurten hängen, verletzt, unter Schock und starr vor Angst.

Da griffen die Täter zu Plan B. Zwei sprangen aus dem hinteren Auto und rannten mit dem Sprengstoff zum Transporter. Sie pressten ihn routiniert in die Fugen der Heckklappen, rannten zurück, gingen hinter dem Fahrzeug in Deckung und brachten den Sprengstoff zur Explosion. Der Knall donnerte über die kahlen, winterlichen Weingärten, so laut, dass die Kinder der nahe gelegenen Grundschule mit großen Augen ihre Lehrerin ansahen.

Flammen und dichter, schwarzer Rauch stiegen auf. Den Tätern klingelten die Ohren von der Detonation, so dass sie die Sirenen der sich nähernden Valke nicht sofort hörten.

Vusi Ndabeni sah den Explosionsqualm als Erster. Er rief »Ndiyoika!«, und zeigte Fillander die Wolke.

...