: Angelika Friedemann
: Zwei Sylt-Romane Krimsche
: Books on Demand
: 9783752867626
: 1
: CHF 4.80
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 1028
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Mit der Flut kommen die Toten Auf der Nordseeinsel Sylt herrscht Hochbetrieb. Es amüsieren sich die vielen Touristen, geniessen das Klima, den breiten Strand, das sonnige Wetter, bei den Prominenten fliesst der Champagner. Die Stimmung bei den Partygästen, den Reichen und Schönen schlägt sekundenschnell um, als neben einer der Yachten eine nackte Frauenleiche gegen den Bug treibt. Drei Tage später wird einer der wohlhabenden Playboys als Tatverdächtiger festgenommen. Stella Küster, eine ehemalige Schulkameradin und für kurze Zeit Gespielin des mutmasslichen Täters, glaubt fest an dessen Unschuld. Mit Unterstützung ihrer Freundin will sie mehr über die Tote herausfinden. Sie gerät dadurch in einen Strudel von Intrigen, Neid, Eifersucht. Die Tote im Sand Rike Jessen lebt mit ihren zwei Kindern ein ruhiges, beschauliches Leben als Goldschmiedin. Die Zwillinge stellen ihr den neuen Klassenkameraden Rafael vor. Ein verschüchterter Junge, der einen schweren Schicksalsschlag erlitten hat, da seine Mutter über Nacht auf unerklärliche Weise verschwunden ist. Fast zeitgleich erscheint ihr geschiedener Ehemann Kai auf der Insel. Die Ereignisse überschlagen sich: Rafael verschwindet spurlos und das löst eine ungeahnte Lawine aus.

"Wenn die Menschen nur über das sprächen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein." Albert Einstein Ich versuche, die Aufmerksamkeit der Leser zu fesseln, sie zu unterhalten und zu erfreuen, möglicherweise zu erregen oder tief zu bewegen.

Prolog


Er stand an der Reling und schaute auf das wogende Wasser, das im gleichmäßigen Rhythmus gegen die Spitze seines Bootes schlug. Kleine helle Schaumkronen spritzten auf. Der fast voll erscheinende Mond spiegelte sich entfernter in der Nordsee, verlieh der Oberfläche einen sanften silbernen Schimmer. Silber, welches sich in dem Wellenspiel auf und ab bewegte. Er hatte keinen Blick für dieses romantische Farbenspiel, da ihm gerade jegliches auf die Nerven ging: Die vielen Leute auf seiner Yacht, die Musik, der Champagner, das Stimmengewirr, das teilweise gekünstelte Lachen, die schmachtenden Mienen der Frauen, deren dümmliches Gerede, ihre plumpen, unehrlichen Säuseleien. Sie wollten allesamt das Gleiche von ihm: Ihn erobern, um sich danach in seiner Nähe zu sonnen, Beachtung zu finden, im Reichtum zu schwelgen.

Er war 34, Rechtsanwalt, mit einer 60-Stunden-Arbeitswoche. Die Medien sahen in ihm hingegen nur den reichen Playboy, der nur Frauen, Partys und Sex im Kopf hatte. So konnte man es in dem neusten Artikel dieser blöden Klatsch- und Tratschillustrierten lesen. Seiner Freundin Marion hatte das am Donnerstag gereicht und sie hatte die Beziehung kurzerhand beendet. Nur deswegen hatte er für heute Abend diese Party kurzfristig angesetzt. Nun bereute er diesen Schritt, wünschte er die meisten Gäste am liebsten weit weg.

Er setzte sich auf den Bootsrand, blickte vom Wasser empor zum Himmel. Solch eine Nacht hätte er gern zusammen mit einer Frau erlebt, die ihm etwas bedeutete - Marion.

Er hatte drei Frauen in seinem Leben in der Tat geliebt, begehrt, gewollt. Alle anderen waren nur ein Spielball für ihn, ein kurzer unwichtiger Zeitvertreib.

Sinja, seine Klassenkameradin, war die erste Deern. Sie hatte ihn fasziniert, ihm unzählige schlaflose Nächte bereitet. Sie war etwas ganz Besonderes. Eine junge Frau, die intelligent war, exakte Ziele vor Augen hatte. Sie war ein bezaubernder Anblick, schon mit siebzehn eine Schönheit, ein zauberhaftes, anmutiges Wesen, noch nicht ganz Frau, jedoch da klar erkennbar, dass sie sich zu einer starken Persönlichkeit entwickeln würde. Sie verkörperte die Geschmeidigkeit einer Raubkatze mit Krallen, wenn es sein musste. Sie verfügte über eine unübersehbare Eleganz, einen Sinn für ansprechende Kleidung. Sie besaß Stil, Benehmen, eine große Portion Charme. Er war bisweilen mit ihr weggegangen: Eis essen, Cola oder Cappuccino trinken. Letzteren mochte sie vorzugsweise, allerdings musste so ein runder Keks dabei sein. Mehrmals hatte er den, ganz Kavalier spielend, nachgefordert. Am Wasser sitzend sprachen sie über ihre Pläne und ihr bevorstehendes Leben. Ihre Lebensplanung verlief in vieler Hinsicht konform, stellten sie damals überraschend fest. Sie waren in der kalten Nordsee geschwommen, um danach ihre Körper von der Sonne erwärmen zu lassen. Mehr, als den Arm um sie zu legen, einen Kuss auf die Wange, gab es nie. Sie wollte kein Techtelmechtel mit ihm, nannte sie es: Nimm dir weiter eine der Touristinnen, wenn du Sex wünschst. Ich bin noch nicht so weit, hatte sie prononciert.

Am Tag ihres Abiturs hatte er sie und zwei ihrer Freundinnen zu seiner Party eingeladen. An dem Abend hatte er sie eifersüchtig machen wollen und mit ihrer Freundin geflirtet. Sie war als Mädchen bekannt, die bereits zahlreiche Männergeschichten hinter sich hatte. Er war selber noch zu töricht, unreif gewesen, obwohl er sich da längst als sooo erwachsen sah. Sinja war früher gegangen und er hatte sich anderweitig getröstet, nicht ahnend, dass diese dumme Gans am nächsten Tag gleich alles aus plapperte, damit bei den ehemaligen Klassenkameradinnen angab. Das Telefon musste bei ihr geglüht haben. Damit hatte er jegliche Chance bei Sinja verspielt, da sie das tief getroffen hatte, wie sie ihm Jahre später gestand. Über seine anderen k